|
Hallo Gerd,
Du fragst, was Du falsch machst.
Im Prinzip nichts...
Das Bildresultat > weisser langweiliger Himmel < bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel ist ein typisches Phänomen in der Fotografie. Das gab es schon zu analogen Filmzeiten und ist heutzutage im digitalen Fotozeitalter noch schlimmer geworden. Verursacht wird das hauptsächlich durch die folgenden Faktoren:
- Tageszeit - maximal darstellbare Helligkeitswerte in Blendenstufen - Durchschnittsberechnung der Belichtungsmessung der Kamera - Motivkontrast
Zur Tageszeit: in den Rubriken > Blaue Stunde < und > Goldene Stunde< habe ich bereits dieses Thema aufgegriffen, am besten Du folgst den Links und liest da auch nochmal nach. Je nach Stand der Sonne, verändert sich einerseits die Farbtemperatur des vorhandenen Lichtes und ebenso der Kontrast zwischen den hellsten und dunkelsten Stellen im Foto. Morgens nach Sonnenaufgang und nachmittags bis abends vor Sonnenuntergang herrscht wärmeres Licht und generell ist alles kontrastärmer. Mittags in der Sonne ist der ungünstigste Zeitpunkt für Fotos, da sind die Kontraste am höchsten und das Licht ist am kältesten (stark blaustichig). Ideal ist eigentlich ein hell bewölkter Himmel ohne direktes Sonnenlicht am Vormittag oder Nachmittag.
Um die Einflüsse des Sonnenstandes auf Dein Foto besser verstehen zu können, kommen neben der Farbtemperatur die maximal darstellbaren Helligkeitswerte in Blendenstufen ins Spiel. Auch hier gibt es eine Rubrik, die sich mit dieser Problematik beschäftigt: > Schwarzweissfotografie <. Gerade in der Schwarzweissfotografie, die ja nur Tonwerte von Schwarz bis Weiß abbildet, sind die maximalen Blendenstufen umso mehr ein Thema. Hier ein Zitat daraus:
In der Fotografie (besonders aber eben in der Schwarzweiß-Fotografie) wird diese "Spanne" zwischen ganz schwarz, allen feinsten Helligkeitsnuancen dazwischen und reinem weiß in Blendenstufen eingeteilt. Ohne allzu tief in die Technikkiste greifen zu wollen, solltest Du zumindest ein paar Begriffe und Hintergründe gelesen haben, denn das macht letztlich das Verstehen des Schwarzweißem etwas leichter.
Jede Blendenstufe steht für eine Verdoppelung bzw. Halbierung der vorhandenen Lichtmenge oder Helligkeit. Ein heller Sonnentag im Sommer birgt gute 16 Blendenstufen in sich, das menschliche Auge schafft knappe 14 und eine zur Zeit aktuelle Digicam im Schnitt 7. Gute 10 Blendenstufen schafft eine digitale Spiegelreflex, ebensoviel ein TFT-Bildschirm und ganze 8 Blendenstufen ein guter Fotodrucker (normale Drucker eher 6).
Einfach gesagt heisst das, das was Du siehst, schafft Deine Kamera nicht auf dem CCD zu erfassen, Dein Monitor nur bedingt darzustellen und Dein Drucker nur unzureichend auf´s Fotopapier zu bringen. Übersteigt der Kontrast Deines Motivs die Grenzen Deiner Digicam (bezogen auf den Belichtungsumfang) so hagelt es direkt Schelte: zugelaufene Schatten und schwarz in schwarz ohne sichtbare Durchzeichnung bei geringer Belichtung oder das andere Extrem bei starker Belichtung in Form von überstrahlten Lichtern, ausgefressenem Himmel und strukturlosem Einerlei-Weiß. Um diesem Flaschenhals etwas zu entgehen, solltest Du ein besonderes Augenmerk auf die gezielte Belichtung haben.
Zu meinen analogen Schwarzweißzeiten mit Schwarzweißfilm (übrigens schafft der bis 12 Stufen) habe ich mich immer an eine uralte Regel gehalten: beim Fotografieren auf die dunklen Schattenbereiche belichten, um dann in der Dunkelkammerentwicklung zuerst die hellen Partien (also Himmel und Lichter) zu verarbeiten. In der digitalen Schwarzweiß-Fotografie kannst Du das gewissermassen umdrehen. Ich habe festgestellt, dass es einfacher ist, zugesuppte Schattenpartien digital am Blechotto aufzupäppeln, als weiß ausgefressene Bilddateien nachzubearbeiten. In dem Weiß steckt nichts mehr drin an Informationen. Deshalb solltest Du unbedingt auf die Lichter belichten und Dein Schwarzweiß-Foto lieber etwas unterbelichten, als es nur geringfügig zu hell werden lassen. Wenn Deine Digicam auf dem Display zusätzlich eine Histogramm-Anzeige bietet, achte darauf, dass die Balken und Linien nicht rechts abgeschnitten werden. Das heißt nämlich Überbelichtung. Reduziere die Belichtung etwas und schon passt es.
Das ist auch schon das ganze Dilemma, was Deine Fotos so leblos macht. Die Fotos entstanden bei hohem Motivkontrast, Deine Kamera schafft es nicht, die ganzen Helligkeitsunterschiede darzustellen, die Durchschnittsberechnung der Belichtungsmessung der Kamera versucht einen Kompromiss zwischen viel zu hellem Himmel und viel zu dunklem "Untenrum" zu finden und entscheidet sich programmbedingt für "Untenrum". Diese Entscheidung führt dann aus Mangel der Darstellbarkeit aller Helligkeitswerte im Gegenzug zu einem strukturlosen und weißen Himmel. Ganz besonders krass und entsprechend enttäuschend tritt dieser Effekt bei Fotos mittags am Strand auf. Schönster blauer Himmel und Deine Fotos zeigen tristes Weiß.
Was kannst Du tun?
Es hilft auf jeden Fall, gewisse Tageszeiten für bestimmte Fotos zu meiden (sofern möglich...). Landschaftsfotos solltest Du nicht zur Mittagszeit aufnehmen. Kontrastreiche Motive fotografierst Du am besten im RAW- Format, hier werden viel mehr Details festgehalten, als beim komprimierenden JPG- Format. Bei Motiven, die sich nicht bewegen, hilft es enorm auf DRI, bzw. HDR zurückzugreifen. Leider ist diese Methode deutlich aufwendiger. Du fotografierst drei Fotos vom Stativ aus vom gleichen Motiv bei gleicher Blende. Über die Verschlußzeit änderst Du die Belichtung so, dass Du einmal die dunklen unteren Bildpartien richtig belichtest, einmal den Himmel und einmal den Mix dazwischen. So erhältst Du drei Fotos, von "dunkel bis hell", die in Summe einen deutlich erweiterteten Bereich darstellbarer Helligkeitswerte in Blendenstufen ergeben. Mit speziellen Programmen (gibts auch als Freeware) fügst Du diese drei Bilder am PC zusammen. Das Programm pickt sich den richtig belichteten Himmel aus dem einen Bild, das richtig belichtete Untenrum aus dem zweiten Bild und nimmt alle "guten" Bildteile aus dem dritten Einzelfoto, um ein neues Foto mit erweitertem Dynamikbereich zu erstellen. Auf diesen Bildern strahlt der Himmel natürlich blau und der ganze Rest ist ebenfalls richtig belichtet. Wie gesagt, das funktioniert leider nicht bei beweglichen Motiven und erfordert deutlich mehr Aufwand; beim Foto und auch später durch die Nachbearbeitung.
Drei praxistauglichere Kompromisse gibt es auch noch:
belichte eher etwas mehr auf den Himmel. Dadurch wird dann zwar das Untenrum zu dunkel abgebildet, das lässt sich aber später am PC mit wenigen Handgriffen aufhellen. Umgekehrt sind nämlich in den zu hellen Himmelspartien leider keine Informationen mehr enthalten, die Du abdunkeln könntest. Der zweite und dritte Kompromiss ist mit Filtern zu erzielen: ein Polfilter sorgt für kräftigere Farben und je nach Stand zur Sonne für einen deutlich strukturierteren Himmel, der meistens auch richtig schön blau wird. Näheres zum Polfilter findest Du HIER. Ein Grauverlauf-Filter wirkt kontrastausgleichend, ist aber leider nicht für alle Motive geeignet. Beste Ergebnisse sind am Strand oder vergleichbaren "Horizont-in-der-Mitte-Fotos" zu erzielen. DEr Grauverlauf-Filter hat eine abgedunkelte Hälfte, die zur anderen Hälfte in einen nicht gefärbten Bereich übergeht; ähnlich einer halb getönten Sonnenbrille, die nach oben dunkler wird. Drehst Du den Filter vor dem Objektiv so, dass die dunklere Hälfte oben im Bildbereich des Himmels liegt, wird dieser intensiver und meistens blau dargestellt. Du verringerst so den Kontrastbereich zwischen hell und dunkel, indem Du den Himmel künstlich dunkler werden lässt.
Letztlich gibts natürlich auch noch die Möglichkeit, ein Foto am PC nachträglich künstlich zu färben und mit einem digitalen Verlauffilter am Himmel blau einzufärben. Das ist aber sicher eine Geschmacksfrage und ebenfalls eine Grundsatzentscheidung in Richtung Bildmanipulation.
So siehts aus.
Hier nun ein paar von mir nachbearbeitete Fotos, die ich im Kontrast und in der Helligkeitsverteilung angepasst habe:
|
|