Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Skyline by night

… wenn die Hochhäuser leuchten …

Tante Gerti würde sicher sofort nach Manhattan jetten, um eindrucksvolle Skylines zu fotografieren. Soweit musst Du gar nicht weg, denn viel deutsche Großstädte haben ähnliches zu bieten (damit die treuen Fotofans aus der Schweiz und Österreich jetzt nicht wieder steil gehen: sagen wir einfach mal: europäische Großstädte...).

Am Beispiel von Mainhattan, wie die lieben Menschen in Hessen ihre Hauptstadt Frankfurt auch nennen, zeige ich Dir, was Du in Manhattan an gleichen Problemen zu bewältigen hättest, wenn Du fototechnisch so richtig Gas geben möchtest.

Hier geht es nicht um schöne Fotos von Wolkenkratzern am sonnigen Nachmittag, sondern eher um das atemberaubende Feeling dieser Kolosse bei einsetzender Nacht. Aus der Ferne betrachtet ist so ein Anblick echt überwältigend, wenn unzählige Lichter Dein ganzes Panorama in eine unwirkliche Stimmung tauchen. Hinzu kommen der dunkelblaue Himmel und das dazu passende Wolkenspiel. Ob nun ein Hochhaus, oder wie am Beispiel von Frankfurt, ganze Hochhaus-Kolonien “schön” sind, lassen wir mal außen vor. Wer meine Digital-Fotogalerie durchstöbert hat, wird sicher erfahren haben, dass es mich schon eher zu einsamen Stränden, als in hessische Betonwüsten zieht. Es wäre aber auch gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mich das Bild der Skyline by night beim Blick vom Hotelbalkon kalt lassen würde.

Frankfurt bei Nacht

Minolta Dynax 5D - ISO 100 - 7 Sekunden Belichtungszeit - f5,6 - 50mm Brennweite

Allerdings haben Fotos von diesem abendlichen Schauspiel so ihre Tücken.
Es gibt gleich eine ganze Fehlerliste, die Du bei solchen Motiven abarbeiten kannst, was dann sicher schnell die Vermutung nahe legt, dass Deine Kamera (DSLR, wie auch jede andere Kamera) nichts taugt und Du besser im Massenfotomarkt am Shoppingcenter doch besser ein paar Hunderter mehr hingeblättert hättest...

Was natürlich Quatsch ist.

Solche Motive wirst Du zwar nicht mit einer einfachen Digicam oder dem kleinen Fotozwerg im Smartphone hinbekommen, aber schon etwas höherwertige Digicams und alle DSLR und Systemkameras kommen mit solchen Motiven gut zurecht; vorausgesetzt, Du kommst damit auch zurecht. Die Anforderungen an die Kamera lauten:

gutes Objektiv
einstellbarer ISO-Bereich
rauscharmer Sensor
Langzeitbelichtung (hier gehen auch die Motivprogramme “Nachtaufnahme”)
Selbstauslöser
3-fach-Zoom

 Die Anforderungen dürftest Du in der Fotoschule bereits gelesen haben, denn die gelten für alle Aufnahmen im Available Light Segment, wie Nachtaufnahmen, Sonnenuntergang und Blaue Stunde. Darum ist auch der Hinweis auf eine absolut wackelfreie Kamerabasis, sprich ein Stativ oder ein ebenso brauchbares Balkongeländer, nichts Neues. Leider führt gerade dieser Punkt zur Fehlerquelle Nummer Eins:

Verwackelte Fotos.

Dann sehen Deine Bilder von Mainhattan by night leider so aus:

Kein Stativ führt zu Verwacklern

 Um solche Fotos gar nicht erst auf der Speicherkarte zu verewigen, sorgst Du für einen festen Untergrund. Wie oben bereits erwähnt, ist das im Idealfall ein stabiles Stativ. Alternativ geht auch alles andere, was Du gerade findest und als sicherer und fester Kamerastandpunkt dienen kann. Bei meinen Skyline by night Fotos war das schlicht und einfach das Balkongeländer im elften Stock des Hotels. Damit Du beim Auslösen nicht die Kamera bewegst, hilft ein simpler Trick: Du stellst die Kamera auf Selbstauslöser und drückst den Auslöser. Dann heißt es Finger weg von der Kamera! Du brauchst demnach keinen speziellen Fernauslöser, auch keine Fernsteuerungs-App im iPhone. Hier kommt es nicht darauf an, genau zum Zeitpunkt X den Auslöser zu bedienen, denn Dein Motiv hält für eine gewisse Zeit still :-)

Was allerdings als Fehlerquelle für Verwackler durchaus ein Thema werden kann, sind “schwankende Hochhäuser”. Ich meine nicht die Hochhäuser in Deinem Motiv, sondern die, von denen Du aus fotografierst. Das Hotel, von dem aus ich fotografierte, hat 25 Stockwerke und ist ein recht schmaler hoher Turm gewesen. Wenn ein schwerer LKW unten die Strasse entlang fuhr, aber noch stärker an windigeren Abenden, gab es Eigenschwingungen des Gebäudes. So ein Hochhaus bewegt sich. Sicher kaum fühlbar (wobei so mancher es im 25. Stock auch fühlt), aber eben als Verwacklungsquelle bei Langzeitbelichtungen auf dem Bild sichtbar. Dagegen kannst Du leider nichts machen. Höchstens, Du wartest besagte LKW´s ab und / oder fotografierst an windstillen Abenden.


Gleich direkt hinter dem Fehler Nummer Eins (Langzeitbelichtungen aus der Hand) folgt die zweite Fehlerquelle:
Kamera auf Programmautomatik stehen lassen.
Hier ist meistens die Hoffnung auf eine richtige automatische Einstellung der Kamera der Fehler. Deine Kamera wird in solchen Situationen nämlich erkennen: “oh, es ist dunkel, dann zünde ich mal den Kamerablitz.” Und damit das Bildchen auch schön was wird, sorgt das Kamerahirn auch für eine passend kurze Verschlußzeit, die ein Bild mit Blitz eben nicht verwackelt. So kommst Du auf eine Verschlußzeit von 1/60 sec, offener Blende, ISO maximal (=richtig schönes Rauschen) und einem herrlichen funkelnden Blitzlicht. Letzteres hat eine Reichweite von 5 Metern, Deine Skyline ist dummerweise 5 Kilometer entfernt; passt nicht so gut. Und mal angenommen, selbst wenn: was hat ein angeblitztes Hochhaus noch mit romantisch leuchtenden Lichtquellen zu tun? Den Rest versägt dann Deine Kamera souverän: zu kurze Verschlußzeit, zu hohes Bildrauschen. Das Resultat sieht dann so aus: 

Wenn Du die Kamera auf Automatik stehen lässt

Sony Ericsson Aino - ISO 640 - 1/8 Sekunden Belichtungszeit - f2,8 - 28mm Brennweite

Eine weitere Fehlerquelle ist fehlende Geduld.
Die Sonne ist bereits untergegangen, der Himmel färbt sich schon langsam tiefblau und die Skyline beginnt allmählich zu leuchten. Jetzt heißt es wirklich Warten. Leider ist der Himmel für Dein Foto in den meisten Fällen tatsächlich noch viel zu hell. Anders, als bei Landschaftsmotiven, wo ein im Vordergrund stehender Baum dunkel uns mystisch wirken mag, versuppen Deine Hochhäuser bei den Lichtverhältnissen in ein breiiges Schwarz:

Skyline_noch_zu_hell

Panasonic DMC-TZ10 - ISO 400 - 1/4 Sekunden Belichtungszeit - f4 - 63mm Brennweite

Dein Belichtungsmesser hat im Normalfall den Hang, ein als bildinhaltlich hoch gewichtetes Helligkeitsfeld für die Belichtungsberechnung als Basis zugrunde zu legen. Hört sich schwierig an, ist aber auch nur ein simpler Vorgang:
die Kamera belichtet auf den Himmel und stellt ihn schön dar. Das ist für die Hochhäuser aber leider zu wenig Licht und sie werden unterbelichtet abgebildet. Umgekehrt (also Belichtungsbasis für die Berechnung sind die Hochhäuser) würden Deine Hochhäuser korrekt belichtet, aber der Himmel so hell, als wäre das Foto ein Tageslicht-Foto. In so einem Fall gibt es zwei Möglichkeiten:

Warten
oder
HDR

HDR wird in der Fotoschule noch speziell beschrieben und ich spare mir an dieser Stelle ausführliche Tipps. Am besten, Du klickst HIER ins Thema HDR (neues zweites Browserfenster öffnet sich) und schaust, wie es geht.

Das Problem besteht übrigens ähnlich bei Fotos vom Sonnenuntergang (Sonnenaufgang) und Hochhäusern vor dem gelbroten Himmel (Bildbeispiele unten). Auch hier wird entweder Deine Skyline zu dunkel (und der Himmel toll leuchtend), oder korrekt belichtet (und dafür ist vom Sonnenuntergang am Himmel nichts mehr zu sehen, denn der wird dann annähernd weiß). Die einzige Lösung ist in diesem Fall nur HDR. Damit hast Du die Chance, dass Du später am Blechotto aus Deinen drei Bildvorlagen (eine mit den korrekt belichteten Hochhäusern, eine mit einem goldgelben Himmel und eine mit den Durchschnittswerten) genau die richtig belichteten Bereiche auswählst und zu einem fertigen Bild mit großem Kontrastumfang zusammen setzt.

Der Himmel passt, die Häuser sind schwarz

Sony Ericsson Aino - ISO 64 - 1/80 Sekunden Belichtungszeit - f2,8 - 28mm Brennweite

Der Himmel passt, die Häuser sind schwarz.

Mit etwas Glück und eine gute rauscharme Kamera vorausgesetzt, kannst Du es auch per internem HDR versuchen. Die Vorgehensweise ist im Kapitel HDR auch beschrieben (siehe Link oben). In diesem Fall diente als Quelle mein Fotohandy Sony Ericsson Aino, das leider nur wenige Reserven in der Datei hatte. Ein Kontrastausgleich (Bild unten) per DRI (ähnlich einer HDR- Bearbeitung) hat zumindest etwas von den Hochhäusern sichtbar gemacht. Ein Knaller ist das so allerdings nicht geworden; immerhin aber besser, als gar kein Bild...

Per internem HDR etwas verbessert

Noch ein Tipp zum Thema Stativ. Ideal ist natürlich ein “richtiges Stativ”. Leider ist das aber oft nicht in der Hosentasche dabei, die Kamera allerdings schon. Ideal zum Mitnehmen ist ein kleines Tisch-Klemmstativ oder ein Bean Bag. Beide nehmen nicht viel Platz weg, sind aber ideale Hilfen für Langzeitaufnahmen, besonders wenn eine passende Auflage vorhanden ist. In meinem Fall nutzte ich das Geländer des Hotelbalkons. Wenn Du im Eifer des Fotogefechtes allerdings nicht genau hinschaust, was Du da gerade fotografierst (was im stockdunklen recht schnell passiert), kann aber Dein Hilfsstativ (sprich Balkongeländer) durchaus bildstörend in Erscheinung treten (Bild unten).
Tipps zu Stativen findest Du per
Klick HIER (neues zweites Browserfenster öffnet sich).

Das Gelaender ist mit im Bild

Panasonic DMC-TZ10 - ISO 400 - 4 Sekunden Belichtungszeit - f3,5 - 25mm Brennweite

Wenn Du auf all die kleinen Tricks und Tipps achtest und versuchst, etwas von der einzigartigen Atmosphäre zur Blauen Stunde einzufangen, wird es für Dich ein leichtes sein, stimmungsvolle “Skyline by night Fotos” zu fotografieren.

Skyline by night

Panasonic DMC-TZ10 - ISO 100 - 7 Sekunden Belichtungszeit - f3,5 - 45mm Brennweite

Skyline by night

Panasonic DMC-TZ10 - ISO 100 - 5 Sekunden Belichtungszeit - f3,5 - 25mm Brennweite

Skyline by night

Panasonic DMC-TZ10 - ISO 200 - 7 Sekunden Belichtungszeit - f4 - 37mm Brennweite

Skyline by night

Panasonic DMC-TZ10 - ISO 100 - 7 Sekunden Belichtungszeit - f4 - 50mm Brennweite

Skyline by night

Minolta Dynax 5D - ISO 100 - 7 Sekunden Belichtungszeit - f5,6 - 50mm Brennweite

Und Du kannst Dir sicher sein, der Himmel ist jeden Abend wieder aufs Neue schön und vor allen Dingen anders...


Die Frage, die immer wieder bei meinen Fotos gestellt wird: “welche Belichtungszeit und Kameradaten kamen zum Einsatz?” will ich auch kurz erwähnen. Das oberste und unterste Foto entstand mit einer DSLR Minolta Dynax 5D mit Sony Zoom 18-70mm. Jeweils Blende 5,6 (für etwas mehr Schärfe, weil das Objektiv manchmal etwas schwächelt) und 50mm Brennweite. Belichtungszeit in beiden Fällen 7 Sekunden und ISO 100. Das Sonnenuntergangsbild (es sind ja zwei, eins als DRI- bearbeitetes Foto) fotografierte ich mit einem Fotohandy Sony Ericsson Aino und der Rest entstand mit einer Panasonic DMC-TZ10. Die genauen Daten findest Du jeweils unter den Fotos.



Als allgemeine Vorgabe-Einstellungen für Deine Kamera kannst Du Dich grob an folgende Werte halten:

Fester Kamerastandpunkt (Stativ oder beschriebene Alternativen)
Langzeitbelichtungsprogramm an der Digicam wählen, oder Zeitautomatik an der DSLR
Blende f 5,6
ISO 100
(je nach Qualität Deiner Kamera auch höher --> Thema Bildrauschen bei zu hohen Werten)
4 - 7 Sekunden Belichtungszeit bei Nachthimmel (wählt die DSLR bei Zeitautomatik automatisch zur voreingestellten Blende)
Autofokus wird funktionieren, da Dein Motiv ausreichend kontrastreich ist
Auslösen über den Selbstauslöser, Kamera dann nicht mehr berühren (alternativ Funk-Fernauslöser)
lieber mehrere Fotos aufnehmen, Fehler zeigen sich meist erst später auf dem großen Monitor des Blechottos
wenn vorhanden, RAW-Modus wählen (ideal für evtl. spätere HDR-Bearbeitung)
bei ausreichend Zeit, ruhig eine HDR-Serie fotografieren (-2 EV / 0 EV / +2 EV)

und bleib geduldig, es dauert etwas von Sonnenuntergang bis dunkler Nacht....

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