Square

... hurra, Mathe ist wieder da ...

Da haben wir den Time Square in New York City an der Kreuzung Broadway und Seventh Avenue und natürlich den allseits beliebten Square Dance. Genau, das ist der Volkstanz, der in den USA entstanden ist. Square Dance wird in Gruppen zu je vier Paaren getanzt, die zu Beginn auf den vier Seiten eines Quadrats stehen.

Na?

Werden da alte Erinnerungen aus dem beliebten Mathe-Unterricht wieder wach? Nein, nicht "Mathe ist ein Arschloch". Winkelberechnungen, geometrische Formeln.

Oder sogar aus dem Englisch-Unterricht?

Wie neulich in deiner Lieblings-Disco, als die Schönheit neben Dir leise haucht: "Be there or be square!" Hätte das mit dem Englischunterricht damals doch besser geklappt (und wärst Du stattdessen nicht immer mit Deiner Kamera unterwegs gewesen), wüsstest Du, was das für eine Botschaft war: "Das kannst du dir nicht entgehen lassen!"

Tja, in der Fotoschule geht es aber um Fotografie. Und in der Fotografie gibt es immer wieder neue Strömungen, egal wie langlebig, oder wohl besser kurzweilig sie sein mögen. Mit den fototalentierten Smartphones, die immer online alles posten, was man sich auch besser mal sparen sollte, entstanden einige neue Plattformen zum Bildergucken.

Smartphone-Apps verbinden Deinen Internet-Fotoapparat eng mit dem Web und flugs gibt es so schöne Dinge, wie Hipstamatic oder Instagram. Und mit ihnen etabliert sich ein altes neues Bildformat:

das Quadrat
(Square).

Da haben wir auch schon die simple Lösung für einen etwas befremdlichen Begriff: die Square-Fotografie ist nichts anderes, als das quadratische Format für Fotos. Wie gesagt, neu ist das nicht wirklich. Relativ gesehen. Da es heute eine Vielzahl von Fotofans gibt, die einen Film eher für einen verschmierten Fettbereich auf dem iPhone-Display halten, als für ein analoges Speichermedium der Antike, ist das schon neu. Und fast etwas radikal anti.

Alle reden von Full-HD und lechzen nach Breitbildern in 16:9, da wirkt ein Quadrat in 16:16 oder 9:9 schon radikal beschnitten und antik.

Genau da geht es aber auch hin: antik hört sich muffig an, also tauft man den Trend auf Retro und schon fluppt es.

Retro ist Moderne, Retro ist Kult.

Ob Holga-Effekt, grobkörnige Schwarzweißfotos wie auf alten chemischen Schwarzweiß-Baryth-Papieren, Polaroid-Aufnahmen mit verwunschenen Farbfehlern oder Lomo- und Infrarotaufnahmen, die Ergebnisse sind vielfältig und wurden wieder neu entdeckt. Das quadratische Format unterstreicht diese, an alte Polaroid-Formate angelehnte Bildgröße. Kurioserweise sind solche Strömungen tatsächlich durch das fotografisch gesehen modernste Medium entstanden:

das Smartphone plus App gleich PC + Internet + Fotoapparat in einem Gerät.

Ganz nebenbei lernt jeder unerfahrene Knipser (das ist wertfrei und nicht abwertend gemeint) mit dem Smartphone in der Hand eine bildgestalterische Grundlehre: konzentriere Dich auf das Wesentliche!

So gesehen finde ich diesen Trend richtig gut. Ein aussagefähiges Foto so zu gestalten, dass es in einem quadratischen Bildformat wirkt, erfordert ein aktives Umdenken und Gestalten. Du bist förmlich gezwungen, das meiste wegzulassen um dennoch genug zu zeigen, dass die Bildaussage stimmt. Spätestens dann wirst Du merken, wieviel unwichtiges Zeugs sich auf Dein Foto schleicht, wenn Du nur genug Raum dafür hast.

Wie war das noch mal?

Ein Bild wird nicht dann perfekt, wenn Du noch etwas Wichtiges hinzufügst,
sondern wenn Du nichts mehr weglassen kannst.

Nimm einfach den Anstoß und probier es für eine Foto-Session aus. Egal mit welcher Kamera übrigens, wobei es natürlich einfacher mit einer Formatvorgabe ist. Du wirst Dich wundern, was das schwer werden kann. Gemeint sind übrigens gestaltete Fotografien, nicht die ebenfalls zurzeit modernen "Hau-Druff-Fotos" (siehe Beispielfotos oben und unten).

Wenn Du dann später wieder auf Dein gewohntes Breit-Format zurück gehst, bleibt sicher etwas übrig von der Grundfrage:

"Muß das denn wirklich alles auf´s Bild?
Oder hätte es auch gereicht, damit nur ein Square zu füllen?"

Dann sollte es auch auf dem breiten Format nicht zu sehen sein.
Das gilt auch dann noch, wenn der Hype um Retro und Square wieder längst verflogen ist; digitale Trends sind nur kurzlebig.

Was Du daraus für Deine Art kreativer zu fotografieren gewinnst, wird Dein Fotoleben lang bleiben und Dich bereichern.

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