Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Dein Erinnerungsfoto

…  wenn Du Stimmungen konservierst ...

weiter in der Fotoschule

Sie hat ja schon ordentlich ´nen Schlag schräg, aber eins kann sie bemerkenswert gut (was Dich immer wieder beeindruckt): sie nimmt sich zwei, drei grässliche rotgelbstichige Fotos aus den Schuhkarton mit der großen 77 vorne drauf und versinkt in eine andere Welt. Nicht selten scheppert parallel Ballroom Blitz aus ihrem nagelneuen Huawei und sie beginnt dann auch noch merkwürdig zu tanzen; zumindest nennt Tante Gerti das so.

Manchmal, Du weißt selbst, es ist recht selten, aber manchmal, wenn Du den einen Moment erwischst und Dich richtig mit ihr unterhalten kannst, erzählt sie Dir, wie das bei ihr ist. Tante Gerti holt sich über einige wenige Fotografien und ebenso über gewisse Musikstücke konservierte Gefühle wieder hervor. Egal wann, immer wenn sie draufblickt, dann fühlt sie das, was zu dem Zeitpunkt des Entstehens in ihr herrschte. Es sei wie eine Zeitreise der Gefühle, sie fühlt das Glück und den Schmerz, als wäre keine Zeit dazwischen gewesen. Das funktioniere sogar mit halb zerrissenen Fotos und rauschender Musik. Letzteres kannst Du nur allzu gut bestätigen.


Wie ist das bei Dir? Und bei Deinen Freunden? Was hat das in der Fotoschule zu suchen?

Nein, Die Fotoschule will Dir jetzt nicht raten, schlechte Bilder zu fotografieren und dazu noch furchtbar leiernde Musik zu hören.

Vielleicht aber doch.

Wie war das damals, als Tante Gertis Fotos im 77er-Karton entstanden?
Sie hatte eine Knips-Kamera mit einem 36er Agfa-Film geladen und schoss immer wieder mal ein Foto, wenn ihr etwas besonders gefiel. Im Urlaub meistens und mehr als zwei Filme hat sie in den 14 Tagen normal „nie vollgekriegt“. In den Urlaub ging´s mit Herberts altem Kadett und der war super modern, der hatte schon Cassette. Aber nur eine und die lief die ganze Fahrt von Bochum bis Rimini. Selbst wenn Tante Gerti vor der Fahrt noch nie etwas von Herberts Musik darauf gehört haben mag, in Rimini kannte sie die Texte und konnte mitsingen. Besonders schön waren dann die Momente, wenn ihr Lieblingsstück auf der Cassette zufällig abends in Da Guiseppe´s Ristorante aus den selbstgebauten Boxen schallte.

Das waren die Augenblicke, wenn sie ihren Fotoapparat zückte und die Stimmung für alle Ewigkeit ins Zelloloid brannte. In solchen Situationen erhielten ihre Lieblings-Musikstücke ihre Prägung. Immer, wenn das Lied später irgendwo zufällig lief, transportierte es das Gefühl abends im Ristorante. Oft sogar noch etwas mehr aus dem Urlaub. Genauso ist es mit dem Foto, irgendwann nach vielen Jahren ist es das einzige übrig gebliebene Bild in Tante Gertis Erinnerungen geblieben. Aber es zündet wie ein Katalysator, schaut sie mal wieder darauf. Sofort rattern die geistigen Bilder herbei und schwupps sitzt sie wieder in Da Guiseppe´s Ristorante an Herberts Schulter gelehnt mit dem leckeren Gläschen Chianti Classico in der Hand.

Das funktioniert mit halb zerrissenen Fotos, mit verblassten Fotos und genauso gut mit unscharfen Fotos. Ebenso nebensächlich ist, ob die Musik rauscht oder sich allzu deutlich nach 1977 anhört. Und trägt ein vorbeigehender Mann Herberts Old Spice Rasierwasser, dann funktioniert es sogar damit, wenn ihr der Duft in die Nase kriecht. Alle drei Dinge gemeinsam (Musik, Duft, Foto) zünden dann richtig ein Erinnerungsgewitter in Tante Gertis Innerem.

Immer, wenn er das Foto sieht, beginnt er zu erzählen und hört gar nicht mehr auf. Für Minuten wird er wieder jung, die Augen leuchten und er ist glücklich. Wie damals mit seinem ersten Käfer...

Wie ist das heute?

Ich kann mich nicht erinnern, in letzter Zeit gelesen oder gehört zu haben, dass sich ein Fotofan eine Kamera kaufen will, um vom Urlaub ein paar Erinnerungsfotos zu haben. Auf Facebook werden in Fotogruppen die möglichst besten Fotos präsentiert, um möglichst viele Likes zu erzielen. Auf Instagram zeigst du deine persönlichen Highlights, nicht anders ist es auf Twitter. Man misst sich an dem hohen Qualitätsstandard, der inzwischen dort herrscht und versucht alles daran zu setzen möglichst auch solche Fotos zu realisieren. Kaum erscheinen die Fotos in der Timeline der jeweiligen Gruppe, sind sie auch schon wieder verschwunden im Nichts. Vorbei ist es mit dem Vorhandensein, wenn es das überhaupt jemals war.

„Ich habe es einfach so fotografiert weil es mir gefiel dort. Mir gefällt das Bild so wie es ist, weil so sah es dort aus.“

Viele Fotofans würden sich gar nicht mehr trauen, das unter ihrem Bild auf Facebook zu schreiben. Zu groß wäre die Sorge, dafür Antworten zu bekommen wie „Was willst du denn damit sagen, das wirkt ja total unscharf und die Farben taugen nichts. Der Horizont ist schief.“ Wenn das Bild dann auch noch mit einer normalen Kamera oder sogar einem Smartphone fotografiert wurde, kannst du ziemlich sicher davon ausgehen, dass du zerrissen wirst. So ist es heutzutage leider so, dass die meisten Fotos die Speicherkarte gar nicht mehr verlassen. Nur noch die wenigen Highlights kommen in Photoshop hinein und werden gepusht um möglichst gute Resultate zu erzielen. Das reine Erinnerungsfoto ohne fotografischen Mehrwert wird nebensächlich.

"Weißt Du noch damals, als wir einfach in den Dünen von Egmond zelteten...?"

Es spricht auch heute nichts dagegen, mit einer guten Kamera, einfach nur schöne Fotos im Urlaub zu schießen. Erinnerungen vom Strand, in dem Restaurant abends, vom Flug, von der Reise, wann auch immer. Fotografiere die Leute mit denen du unterwegs warst, es muss nicht das super Portrait sein aber es sollte die Stimmung einfangen und versuche möglichst viel von dem aufzunehmen, was Dich im Urlaub umgeben hat. Wenn dazwischen das Highlight entsteht, so ist es umso schöner. Aber suche nicht den ganzen Tag nach super tollen Fotomotiven, ganz sicher verpasst du dabei deinen ganzen Urlaub und bringst auf dem Rückweg nach Hause nur Fotos mit, mit denen Du im Grunde vom Gefühl her nichts anfangen kannst. Sie geben nicht den Urlaub wieder, sondern sind nur Versuche, möglichst besondere Fotografieren zu werden.

Meistens genügen sie dem Anspruch nicht.

"Wieviele Stunden sind wir durch die Kälte gestampft, bis wir endlich hier ankamen, um uns die verfrorenen Füße wieder aufzutauen? Gut, dass Du gesagt hast, dahinten links abzweigen, sonst wären wir nie dahin gekommen..."

"So einen guten Glühwein habe ich nirgends mehr getrunken. Vielleicht aber nur, weil der warm war?"

Die meisten Fotos aus dem ganz normalen Leben finden heute einen neuen Weg:
per WhatsApp in die Gruppe.

Meistens entstanden per Smartphone. Die fotografische Qualität weicht hier überwiegend in den Hintergrund. Allerdings ist die Halbwertszeit hier auch gering. Im Verlauf des Chats rücken Sie schnell ins Nichts. Noch extremer sind die zeitlich begrenzten Fotos via Snapshat.

Fotofan Ralf schrieb in der Fotoschule auf Facebook einen sehr passenden Kommentar:

Ralf

Ralf

"Ich war noch ein Kind, als ich mit dem Fotografieren begann. Damals habe ich so ziemlich alles fotografiert, was mir vor die Linse kam und nicht schnell genug flüchten konnte  :-) Insbesondere waren natürlich meine Familie und Freunde meine Foto-Opfer.

So sind in kurzer Zeit hunderte von Fotos entstanden, die meine Eltern, Geschwister und Freunde bei ganz alltäglichen Tätigkeiten zeigen. 99,99% der Fotos sind aus Fotografensicht einfach nur schlecht. Bildkomposition - Ach, wer braucht das schon ? Angeschnittene Beine und Köpfe können doch auch ganz nett sein  :-) Und wer braucht schon ein Foto von Muttern bei der Gartenarbeit oder während des Essens Kochens ? Oder von meinem Vater, der sich auf dem Liegestuhl in der Sonne aalt ? Oder von meinen Geschwistern die schlafend in ihren Kojen liegen ?

Nun ja, wirklich schlechte Fotos und künstlerisch eine Katastrophe. Trotzdem, diese Fotos sind mit die wichtigsten und damit auch irgendwie die besten, die ich je gemacht habe ! Warum ? Meine Eltern leben nicht mehr. Auch zwei meiner Brüder sind schon lange tot. Das einzige was ich von ihnen habe, sind diese Fotos und auf ihnen sind keine perfekt ausgeleuchteten und arrangierten Personen zu sehen, sondern Menschen in ganz alltäglichen Situationen und gerade deshalb sind diese Bilder so wichtig für mich.

Auf der anderen Seite habe ich vor ein paar Wochen ein Foto hier auf FB gepostet, dass eigentlich auch nicht besonders gut gestaltet war. Trotzdem habe ich dafür unheimlich viele "Gefällt mir" Klicks bekommen.
Warum ?
Nur weil dieses Foto alt war. So von 1930 herum und den Schienenzeppelin zeigte. Das Foto hatte mein Großvater
gemacht. Dieses Foto ist nicht besser, als die, welche ich von meiner Familie machte. Es war nur älter und hatte damit einen dokumentarischen Wert bekommen und deshalb wurde aus einem ehemals schlechten Bild ein gutes Foto. Es ist also nicht wirklich einfach, die Qualität eines Bildes zu beurteilen, weil sich die Kriterien scheinbar mit der Zeit ändern.

Darum gebe ich Dir zu 100% Recht:

Habt Freude an der Fotografie, das ist das einzige was wirklich zählt !"

Fotofan Ralf Von Der Brelie

®Fotofan Ralf Von Der Brelie

Dem kann ich nichts mehr hinzufügen, Ralf drückt es genau auf den Punkt gebracht aus.

Welche Fotos mögen Dich in 20 Jahren auf Deine eigene Zeitreise bringen?
Wo wirst Du sie überhaupt finden, falls sie überhaupt noch da sind?

Damals klebten die Erinnerungen als Fotos in den Alben. Wo sind sie heute? Würdest Du Deine Fotos von vor 5 Jahren noch finden? Oft sind sie schlicht und einfach gelöscht, oder waren auf dem Notebook, das es inzwischen gar nicht mehr gibt.

"Immer, wenn er zu Besuch war, rannte er sofort ins Bad und legte los. Stundenlang!"

Das Medium Fotografie eignet sich heute noch genauso, wie damals zur Konservierung von Erinnerungen. Eigentlich geht es heutzutage in der digitalen Form sogar noch einfacher als damals. Du musst dich nur dazu zwingen, ein Archiv über die Jahre hinweg anzulegen, das Du dann auch weiter pflegst. In der Rubrik Archivierung findest du dazu Tipps. Wichtig ist, dass du es überhaupt anlegst.

Aber noch wichtiger ist es, dass du dich dazu überwindest, auch einfache Erinnerungsfotos zu fotografieren und nicht nur auf der Suche nach Highlights bist. Natürlich haben auch die Highlights ihre Berechtigung und es wäre schade, wenn Du den Fokus auf schöne und gute Fotos aus den Augen verlierst. Aber alles hat seinen Platz und seine Zeit. Es geht problemlos beides, siehst Du ein interessantes Motiv, das Dich inspiriert, ein besonderes Foto daraus zu kreieren, warum nicht? Nur ebenso wichtig sind auch die banalen Fotos drumherum.

Die Wahnsinns-Terrasse des Ferienhauses auf La Palma, mit grandiosem Meerblick. Für mich wird sie immer etwas ganz besonderes bleiben, denn hier schrieb ich 1999 meine ersten Zeilen der Fotoschule. Beides hatte ich selber nicht festgehalten auf Fotos, zum Glück tat das meine beste Freundin. Sie meinte damals: "Das müssen wir doch jetzt mal im Bild festhalten, wer weiß, was hier Großes entsteht..."

Wenn ich das Bild sehe, fällt mir ohne lange nachzudenken sofort ein, was ich da als Erstes in meinen Psion tippte:

>> Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte <<

Ich habe gute Erfahrungen mit den Fotoalben der digitalen Zeit gemacht: den Fotobüchern. Eins entsteht immer einmal im Jahr mit den besonderen Fotos des Jahres, meine persönlichen Best of´s. Zusätzlich bastel ich nach (fast) jedem Urlaub ein Erinnerungs-Fotoalbum zusammen, das den Urlaub so zeigt, wie ich ihn empfunden habe. Da sind die Menschen drin, die mich begleiteten und die ich traf, die Orte, die mich begeisterten und Momente, die mich in ihren Bann zogen. Hinzu kommen einige Notizen, welche Musik lief und was noch an begleitenden Dingen wichtig war (schließlich erfasst der Bild-Sensor nicht alles).

Ja, es gehört auch etwas Mut dazu. Auch ich höre immer wieder Kommentare wie:
"Ich wusste gar nicht, dass Du auch solche Fotos machst, Du kannst doch eigentlich richtig gut fotografieren."
Oder:
"Wie? Du fotografierst mit einem iPhone? Ich denke sowas taugt doch nichts, sagst Du doch immer..."

Sag ich übrigens nicht.


Finde den Mut, das Alltägliche festzuhalten, Dein fotografisches Wissen wird Dich ganz bestimmt nicht hemmen. Die Fotos müssen ja nicht grottenschlecht fotografiert werden, nur weil sie kein einzigartiges Motiv darstellen.
Vielleicht sind Deine beiden besten Freunde beim Angeln am See als Motiv einzigartiger, als Du jetzt denkst. In ein paar Jahren macht Dich das Foto möglicherweise viel glücklicher, als die Langzeitbelichtung vom fließenden Wasser des Baches, ganz in der Nähe.




Genieße die kleinen Dinge im Leben. Denn irgendwann wirst Du zurückblicken und merken, dass sie die großen Dinge waren.

Vielleicht kann man den Spruch ja auf die Fotografie ummünzen:

Fotografiere die kleinen Dinge im Leben. Denn irgendwann wirst Du zurückblicken und merken, dass sie die großen Fotos waren.

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