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Willst Du einem breiteren (echten und nicht virtuellen) Publikum Deine Fotografien zeigen, mußt Du Deine eigenen vier Wände verlassen. So schön Deine Bilder in passenden Rahmen an der
Wohnzimmerwand auch wirken mögen, wer sieht sie? Tante Gerti vielleicht, aber sie hat immer so viel zu erzählen, daß sie gar nicht auf Deine Kunstwerke achtet.
Wo wir schon mal bei Tante Gerti sind,
nehmen wir mal an, Tante Gerti plant Größeres mit ihrer Marienkäferzucht. Oder um genauer zu sein, mit den unzähligen Fotografien ihrer Marienkäferzucht... Da hat sie schon eine grundlegende Voraussetzung erfüllt:
das Thema.
Wenn Du (oder auch Deine so geliebte Tante Gerti) eine Ausstellung planst, mußt
Du Dir Gedanken über ein zusammenhängendes Thema machen. Das kann alle möglichen Nuancen haben, ob es Portraits sind, Marienkäferzucht-Fotos, Fotos der Stadt in der Du lebst, aber auch speziellere Dinge wie Stühle,
Kollagen, die Farbe Rot, Wolkenbilder oder die Demo gegen willkürliche Unterdrückung der Flugameisen. Wie auch immer, Deine einzelnen Bilder müssen verbunden sein durch einen roten Faden.
Die nächste Voraussetzung ist die Qualität.
Die Fotografien selbst, die Rahmen, das Erscheinungsbild (saubere unzerkratzte Bilder) und die Auswahl der Bilder muß
kompromißlos gut und das Thema aus jedem Einzelfoto erkennbar sein. Für Tante Gerti heißt das, sie sollte die unscharfen Marienkäferchen ebenso aussortieren, wie die stilistisch abweichenden Rahmen (weil sie von
den anderen Rahmen nicht genügend hat und auch keine kaufen will).
Als nächstes folgt die Komposition.
Welches Bild gehört neben das
andere, welche Bilder bauen inhaltlich aufeinander auf, welche sollten allein hängen? Tante Gerti könnte beispielsweise den Lebenslauf eines Käferkens in allen delikaten Stationen seines Lebens zeigen.
Als nächstes stellt sich Dir die Frage, wer interessiert sich für Deine Ausstellung und wie kommst Du an die Leute ran? Daraus ergibt sich auch gleich die Frage, wo sollen Deine Bilder hängen und an welchem Ort stellst Du aus?
Eine Fotoserie über das Thema Tod dürfte an den Flurwänden des örtlichen Altersheimes nicht wirklich erfolgreich begeistern, eine Ausstellung über die Demo gegen willkürliche Unterdrückung der Flugameisen
in den Vereinsräumen der radikalen Aktivisten ist sicher ein Treffer. Fotoausstellungen mit Themeninhalten der Stadt in der Du lebst finden sicher leicht einen Platz in öffentlichen Räumlichkeiten wie
Stadthallen, Stadtbüchereien oder kommunalen Gebäuden. Eine Fotoausstellung kann aber genauso gut in den Räumen des Vereins, Freizeitstätten, Krankenhäusern, Firmen, Banken oder auch im Rahmen von Stadtfesten
oder anderen Veranstaltungen stattfinden.
Vielleicht solltest Du einfach mal den Ömmes auf dem Hals anschmeissen und etwas Kreatives heraussprudeln lassen um einen (oder besser den) passenden Ort zu finden.
Auf jeden Fall muß es ein Ort sein, wo die Leute auf Deine Bilder treffen, die sich auch dafür interessieren könnten.
Hast Du all das erledigt, Dir auch ein paar Gedanken über den Sinn Deiner Ausstellung gemacht, geht es daran, die Verantwortlichen der Vergabe von Räumlichkeiten zu kontaktieren. Dazu mußt Du meist mehr,
manchmal weniger Deine Idee und Fotoausstellung geistig “an den Mann” bringen, quasi verkaufen. Was beim Leiter des Vereins der radikalen Aktivisten gegen die willkürliche Unterdrückung der Flugameisen
recht einfach in einem kurzen Gespräch und ohne Vorzeigen Deiner Bilder funktionieren wird, sieht beim Kulturamtsleiter Deiner Heimatstadt schon ganz anders aus.
Absolut ratsam ist bei einem solchen Vorhaben das Anfertigen einer optisch ansprechenden und aussagestarken
Präsentationsmappe mit Bildkopien in 18x24cm, versehen mit einer kurzen Beschreibung von Intention, Ablauf und allen sonstigen relevanten Dingen betreffend Deiner geplanten Ausstellung. So
eine Mappe mit echten Fotos macht auch in der heutigen digitalen Welt oftmals mehr her, als das "Rüberreichen" Deines iPads mit einer vorgefertigten Präsentation Deiner Idee. Das ist aber von Typ zu Typ
unterschiedlich, darum ist es besser, Du fährst zweigleisig. Die Mappe mit den Fotos und eine digitale Präsentation.
Hier bietet sich das erwähnte Tablet an, wenn Du es richtig gut machen willst, benutzt Du
zur Präsentation Deiner Ideen einen mobilen Beamer. Es gibt bereits sehr leistungsfähige kleine Taschen-Beamer im Akku-Betrieb, die ein gutes Projektionsbild auf eine Wand im Raum des Kulturamtsleiters werfen. Mit
so einer Präsentation dürfte dem Kulturamtsleiter Deine Ernsthaftigkeit hinsichtlich Deines Projektes gut veranschaulicht werden. Das setzt aber auch eine entsprechend hochwertige Präsentation auf dem Tablet und
gewisse Sicherheit mit den Gerätschaften (Beamer, Tablet, Präsentationsmodus etc.) voraus.
Im anfänglichen Gespräch solltest Du heraushören, wie der gute Mann (oder die Frau) tickt und was gerne gesehen
wird. Sowas kannst Du gegebenenfalls auch im Vorfeld herausfinden, indem Du einfach mal rumfragst. Ist der Entscheidungsträger in Sachen Kultur bereits seit 30 Jahren in Amt und Würden, dürfte er vermutlich eher
eine Affinität zur Fotomappe haben. Seine Nachfolgerin frisch von der Uni wird vermutlich die iPad-Version schneller begeistern; aber man weiß es nicht...
Hat es geklappt mit den Räumlichkeiten und
einem Termin, solltest Du je nach Ausstellungsort und Zielgruppe (beispielsweise bei einer Ausstellung in der Stadthalle) die Werbetrommel für Dich rühren. Schließlich sollen die Leute wissen, daß Du ausstellst.
Dafür schreibst Du am besten einen kleinen positiv wirkenden Text, der alle wesentlichen Fakten enthält, suchst Dein bestes Foto aus und ziehst es in 10x15 ab.
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Dann stattest Du allen örtlichen Pressediensten einen Besuch ab.
Meistens sind gerade
ortsansässige Zeitungen dankbar für “solches Futter” und veröffentlichen Deinen Bericht (Deine Werbung). Hilfreich ist auch ein Interview mit der Zeitung, vielleicht sogar während der Vernissage, zumindest aber während Deiner unmittelbaren Vorbereitungen.
Das macht übrigens richtig Spaß, denn man kommt sich auf einmal ziemlich groß und wichtig vor.... ;-) Kurze Artikel an diverse Fotozeitungen geschickt, wirken auch Wunder, denn die meisten Zeitungen nehmen Deine
Daten in den Veranstaltungshinweisen auf.
Vermutlich wirst Du in unterschiedlichen digitalen lokalen Gruppen angemeldet sein, die oft heißen: "Wir in XXX" oder "Du bist XXXer, wenn Du...". Auf Facebook oder anderen lokalen Social Media Plattformen. Auch hier solltest Du reichlich auf Dich aufmerksam machen. Generelle Postings im Rahmen Deines Profils auf Facebook oder Instagram machen eher wenig Sinn. Du magst dafür Likes oder Herzchen bekommen, aber Du willst ja regional echte Besucher dafür begeistern, Deine Ausstellung zu besuchen. Dann solltest Du digital auch da werben, wo sich Leute tatsächlich auf den Weg zu Dir machen würden.
Geschafft!
Nun mußt Du nur noch rechtzeitig aufbauen, Deine Bilder in Position bringen und bei der Vernissage Deine Gäste begrüßen.
Der Rest läuft von selbst, Du wirst Dich wundern...
Ich habe vor vielen Jahren (1991 !!) eine große Ausstellung von handcolorierten Schwarzweißfotografien zum Thema
“Schwerte und Umgebung” in den Räumen des Citycentrums der Stadt Schwerte durchgeführt.
Das hat mir viel Spaß bereitet, war allerdings auch sehr mühsam, letztlich für mein fotografisches Selbstbewußtsein ein gewaltiger Schritt nach vorne.
Einzelheiten zu meiner Fotoausstellung findest Du HIER.
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