Scanner

... wenn aus Papierfotos Bilddateien werden ...

Die Welt denkt digital.

Zumindest der Teil der Welt, der sich nicht sorgen muss, ob er morgen noch was zu essen findet und das Wasser sauber aus den Hähnen zapft.

Tante Gerti zum Beispiel.
Noch vor ein paar Jahren kannte sie das Wort >Digital< gar nicht und heute fotografiert sie so. Dank den Lidl´s, Aldi´s und Netto´s muss sie dafür sogar inzwischen weniger zahlen, als Ende des letzten Jahrtausends für einen “normalen” Fotoapparat
(O-Ton Tante Gerti: “...meine alte Analoge...).
Klar, Du weißt, dass sie damals nie auf die Idee gekommen wäre, zu ihrer vollautomatischen Sucherkamera “...meine Analoge...” zu sagen; das ändert aber auch nichts daran, daß sie es auch in den nächsten Jahren noch beharrlich weiter behaupten wird.

Aber Dein Problem liegt ja ganz woanders.

Als Du in Tante Gerti´s “analogen Zeiten” schon soweit warst, digitale Bilder auf Deinem damals noch recht lahmen Blechotto zu bearbeiten, kamst Du um die Anschaffung eines Scanners nicht herum. Ratternd und dröhnend bewegte sich eine helle Leuchte in dem riesigen Ungetüm langsam entlang des Gerätes und heutige Überlegungen in Richtung Handlichkeit, Gerätegröße und Lärmbelastung waren Dir vollends fremd.

Ich habe 1995 meinen ersten Flachbettscanner (war aber eher ein Hochdoppelbettscanner) gekauft.
Um die Spannung etwas zu erhöhen scannte der die drei Grundfarben einzeln und das Lämpchen kroch somit dreimal für ein gescanntes Bild durch´s Gerät. Da war die Parallele zu meiner Dunkelkammer noch schnell gezogen; ein Bild dauerte ungefähr solange, wie eine Schalenentwicklung und der Aha-Effekt, wenn das fertige Bild zu erkennen war, trat ebenso sicher ein.
In der Tat war das damals für mich eines der beeindruckendsten Dinge, mein Foto auf einmal auf dem Bildschirm zu sehen. Okay, das mit dem faxen fand ich damals auch irgendwie cool und schwer verständlich; ist aber jetzt nicht das Thema.

Nun aber zurück zu Dir.
Der Blechotto aus dem letzten Jahrtausend mußte inzwischen einem Megahertz-Boliden weichen, die Spiegelreflex gammelt im Schrank vor sich hin und die neue Digitale liefert verlässlich die Fotos vom Sommerurlaub oder dem festlichen Weihnachtsmartyrium mit Tante Gerti unterm Baum. Schade um die analoge Spiegelreflex und gut, daß der lahme Rechenknochen endlich weg ist. Aber das eine Relikt aus dem letzten Jahrtausend ist noch übrig geblieben, weil Du es vielleicht doch noch mal gebrauchen könntest ;-)

Genau, der olle Scanner
(am besten noch mit Adaptec-SCSI-Karte im ISA-Slot, die jeden neuen Rechner ins Grübeln bringt).

An der Playa Bonita auf Samana

Das Foto entstand als Dia an der Playa Bonita auf Samana, mit einem Diascanner eingescannt

Dein Problem ist aber nach wie vor Tante Gerti.
Oder etwas genauer:

Tante Gerti denkt digital.

Ihre zahlreichen Fotoalben von den letzten Marienkäferzuchtvereinsausstellungen hat sie mit ihrer Digitalkamera geschossen und auf
DVD+-RWs gespeichert. Das kennst Du nur zu gut, denn sie beglückt nicht nur Dich in regelmäßigen Abständen mit ihren schier endlosen digitalen Diashows auf dem Fernseher (wo sie nur diese untermalende Musik her hat?).

Aber genau da liegt nun das Problem.

Sie will ihre
alten Fotoalben, die sie im Keller bis zur Decke gestapelt hat, auch digital haben. Und, als ob das noch nicht reichen würde, auch noch die 14505 Dias aus den letzten 39 Jahren (vor allen Dingen die so kostbaren Aufnahmen von der Raddampferfahrt kurz nach dem Krieg auf dem Biggesee). Und Du sollst das machen. Weil Du Dich doch so gut mit “solchen Sachen” auskennst.....was natürlich nur der Vorwand dafür ist, es nicht selbst zu machen und stattdessen lieber Pflaumenkuchen mit doppelt Sahne bei Hildegard zu futtern.


Du siehst Dich schlagartig mit ein paar nicht zu unterschätzenden Problemen konfrontiert:

-- den alten Scanner behalten? --
-- neuen Scanner kaufen, aber welchen? --
-- Diascanner kaufen? --

Ich berichte einfach mal von meinen Überlegungen, als ich vor ähnlichen Problemen stand (auch ohne Deine Tante Gerti...).
Das
digitale Archivieren und Präsentieren meiner Fotografieren hat mich schon seit meinen Scanner-Anfangszeiten begeistert. Allerdings habe ich immer nur ausgewählte Fotografien eingescannt und bearbeitet. Der Rest wanderte klassisch in Fotoalben oder Kartons.
Schon kurze Zeit nach dem Kauf meiner ersten
Digitalkamera zeichnete sich ab, dass ich wohl auf das klassische Farbbild (1 Film entwickeln und je ein Abzug 10x15cm....) ganz verzichten werde und mir meine Fotos auf dem hochauflösenden Bildschirm meines Notebooks anschaue.

So ist es bis heute geblieben.

Logischerweise kam der Wunsch auf, so wie bei Deiner Tante Gerti auch, die vielen alten Fotografien und Dias auch digital auf dem Rechner zu haben.
Ich habe mir eigens dafür einen Diascanner gekauft, getreu dem Motto: >> jeder das, was er kann <<.
Mein betagter Flachbettscanner für die Papier-Fotos und der hochauflösende Diascanner für meine Negative und Dias.

Das Foto entstand als Dia auf Samui, mit Diascanner eingescannt

Das Foto entstand als Dia auf Samui, mit Diascanner eingescannt


Aber was muß ein Scanner eigentlich wirklich können?

Eigentlich gar nicht soviel von all dem, was die Werbung so alles anpreist. Und die Fachpresse in umfangreichsten Tests noch zusätzlich verstärkt, in dem sie gewisse Eigenschaften überbewertet.

Um ein Foto in Fotoqualität auszudrucken, reicht eine
Auflösung von 300dpi völlig aus. Ich habe schon scharfe, leuchtende und nuancierte Fotografien auf Fotopapier mit 200dpi gedruckt. Dein PC- Bildschirm (egal ob Röhre oder TFT) stellt 72dpi dar.
Alles darüberhinaus wird weggerechnet.

300dpi schafft sogar mein Scanner aus dem Jahre 1995.
“Mehr” brauchst Du nur, wenn Du vorhast, aus Deinen gescannten Fotografien am Blechotto Bildausschnitte anzufertigen (im Prinzip hineinzuzoomen).

Wohlgemerkt:
um am PC im Nachhinein digital Ausschnitte anzufertigen.

Wenn Du Ausschnitte möchtest, solltest Du den Ausschnitt schon beim Einscannen entsprechend wählen und ganz einfach wieder mit 300dpi einscannen. Und nicht nachher im Bildprogramm bearbeiten. Das ist prinzipiell genauso schnell erklärt, wie ein optisches und digitales Zoom am Fotoapparat. Ein gewählter Ausschnitt während des Einscannens bringt immer bessere Ergebnisse, als ein Umrechnen und Neuberechnen der Bilddatei im
Bildverarbeitungsprogramm.

Bleiben noch fünf Punkte:

Farbtreue
Schärfe
Geschwindigkeit
Abmessungen
Anschluss
(Auflösung hatten wir ja gerade)



Farbtreue
Ist heute wohl kein Thema mehr. Notfalls musst Du nochmal einen Weißabgleich durchführen.



Schärfe
Auch das ist kein Thema mehr. Die Optikeinheiten sind selbst bei den billigsten Scannern scharf abbildend.
Allerdings solltest Du hier ein “skeptisches Auge drauf werfen”.



Geschwindigkeit
Das ist schon eher ein Thema.
Geschwindigkeit kostet bei Scannern bares Geld, denn dieses Kriterium ist meistens der Grund, warum preiswerte Scanner preiswert sind. Hier solltest Du wirklich überlegen, wieviel Du tatsächlich scannen willst. Und das möglichst objektiv, will heißen ohne Deinen überschwänglichen momentanen Drang nach gescannten Fotografien. Denn der Drang flacht schneller ab, als Du denkst. Dann ist es vielleicht nicht mehr die Frage, ob der Scanner 20 Sekunden oder 30 Sekunden braucht.
Das kann ordentlich Geld sparen.



Abmessungen
Auch hier kannst Du sparen. Ähnlich, wie es sich bei Deiner rassigen scharfen Nachbarin mit den sündigen Bikinis verhält,
ist es auch bei Deinem Scanner:

je kleiner, desto teurer.

Wenn Du ohnehin ein geräumiges Hobbyzimmer
(Arbeitszimmer hört sich so schrecklich an, wir machen ja keine Arbeit....) besitzt, darf der Scanner auch etwas breiter und länger sein. Steht Dir der Platz nicht zur Verfügung solltest Du Dich mal im Angebot der superdünnen (Thinline) Scanner umschauen, die nur minimal größer als ein Din-A4-Blatt und obendrein noch hochkant zu verstauen sind. So passt der Scanner neben dem Notebook ins Bücherregal (sofern Du letzteres besitzt).

Da können wir gleich nahtlos zu den Anschlüssen springen:



Anschluss
Der Standard heutzutage ist der USB- Anschluss. Wenn Du ein neues Gerät kaufen willst, solltest Du darauf achten, dass Dein Scanner mindestens USB 2 beherrscht (aktuell ist USB 3 Standard). Alte Scanner werden meistens noch über spezielle ISA-Karten (SCSI) oder über den Parallel-Port des Rechners betrieben. Hier solltest Du unbedingt darauf achten, ob Dein Blechotto eine solche Karte “verträgt”
(Notebooks z.B. nicht) und Parallelportscanner eher zu den Gemächlicheren gehören. Aber auch eine Entscheidung dafür kann durchaus Sinn machen, Geld sparen und zu ebenso hervorragenden Digitalfotodateien führen, wie ein superschnelles Highend- Gerät.

Gescanntes Dia, am PC im Kontrast und Sättigung um 15% gesteigert

 
Für das Digitalisieren von Diapositiven (Dias) bzw. Farbnegativ- und Schwarzweißfilmen empfehle ich Dir einen Diascanner.
Und keinen Durchlichtaufsatz auf einem Scanner.

Entweder Qualität oder nicht.

Ist doch schon doof, wenn Du Tante Gerti später zu ihren schrubbeligen Marienkäferzuchtvereinfreundinnen sagen hörst: “Hat man mir eingescannt, ist mit ´nem normalen Scanner gescannt und darum nicht so brillant, wie auf dem Original-Dia; soll ich das lieber mal zeigen.....?”. Dabei zeigt sie in Deine Richtung und ihre schräpigen Marienkäferzuchtvereinfreundinnen schauen Dich mit ihren schiefen Nasen und knubbeligen Ohren strafend an.

Die Qualität der Diascanner ist durchweg sehr hoch, die Geschwindigkeit wieder mal stark unterschiedlich und der Preis satt hoch.
Da kannst Du Dir schon eine Digitalkamera für kaufen.... ;-))



R@lfonso online Tipp
Verliere Dich nicht in unnötigen, kaum zu bewältigenden “Super-Aktionen”.
Ich habe mich schon mit einigen
Fotofans unterhalten, die genauso dachten, wie ich:

>> digital ist ja prima, aber wie bekomme ich meine ganzen Dias,
Filme und Fotos in meinen Blechotto und katalogisiert? <<


Auch wenn der Gedanke noch so brennt, fang es nicht an.
Du wirst es niemals schaffen.
Und selbst wenn Du einen gewissen Teil bewältigen solltest, werden Deine neu entstanden Bilddateien ebenso in ihren (
wenn jetzt auch digitalen) Ablagen schlummern. Stattdessen machst Du Dir nur selber Frust, indem Du mit einer nervtötenden und langwierigen Arbeit beginnst, die Dir nachhaltig den Spaß am “Digitalen Bild im Blechottoverdirbt.

Ich habe damit auch begonnen und irgendwann genervt gestoppt. Bis ein Bild komplett eingescannt, nachbearbeitet und gespeichert ist, vergehen Minuten. Und das bei Tausenden von Fotos (Dias)?

Konzentriere Dich auf Deine Besten!

Scanne die Fotos (Dias) ein, mit denen Du etwas Besonderes machen willst und nimm Dir dafür Zeit, sie richtig gut zu bearbeiten.

>> Qualität statt Quantität <<



Zuguterletzt will ich es zumindest noch erwähnen:

Mit einer Digitalkamera hast Du gewissermaßen einen Scanner miteingebaut.
Wenn Du die Digitalkamera im
rechten Winkel zu Deiner Vorlage ausrichtest, mit einem Stativ für Verwacklungssicherheit sorgst, gute neutral leuchtende Lampen im 45Grad-Winkel aufbaust und die Kamera-Automatik entsprechend einstellst, wirst Du zu gescannten Fotos keinen Unterschied ausmachen. Zudem geht das, nach einer gewissen Übungsphase, sogar schneller, als mit so manchem Scanner. In meiner Rubrik “Bilder hinter Glas” findest Du weitere nützliche Tipps.

Und die Diafreunde können sich auch unter gewissen Voraussetzungen den Diascanner sparen.
Wenn Deine Digitalkamera die Möglichkeit bietet, Deinen aus alten analogen Zeiten vorhandenen Diavorsatz (
oder Nahaufnahmebalgen) zu montieren, kannst Du den prima nutzen zum Digitalisieren Deiner Dias oder Negative. Oft reicht der Erwerb eines Adapter-Ringes für Dein Kamera-Bajonett und schon kann´s losgehen.

Viele Fotolabore bieten zudem günstige Pauschalen an, um Deine Dias zu digitalisieren. Meistens sind das Angebote in Sätzen a´ 100 Dias. Die Preise purzeln zunehmend. Je nach der Qualität des Labors ist das eine gute Alternative für größere Dia- Archive!

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