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Die Lichtstärke des Objektivs
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...wieviel schlucken die Linsen?...
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Da steht sie wieder vor Dir, nachdem sie mit ihrem iPad endlose Stunden im Web gestöbert hat. Diesen Gesichtsausdruck magst Du an Tante Gerti gar nicht, Du weißt nur zu gut, warum... Und wieder kommt eine dieser Fragen:
"Sag mal Du talentierter Fotofan, wie stark ist Licht eigentlich im Halbdunkel? Ist es mehr oder weniger?"
Wärst Du doch vorhin schon abgehauen, als es so stark regnete und Du stattdessen lieber bei Tante Gerti im Trockenen geblieben bist. Jetzt stehst Du im übertragenen Sinne wieder im Nassen.
Wie stark ist Licht?
Natürlich hast Du schnell gewusst, an welcher Stelle Tante Gertis Gedankenmaschine hängen geblieben ist. Bei der Lichtstärke.
Aber es ist nicht nur Tante Gerti, die sich Gedanken über die Lichtstärke macht (wenn auch in etwas anderer Form, als andere Fotofans). Viele Fotofans zergrübeln sich den Kopf, welche Lichtstärke das neue Zoom mindestens haben muss, oder schlechtestens haben darf. Das Thema ist sehr verwoben mit Unsicherheiten, Halbwissen und fragwürdigen Erfahrungswerten.
Auch wenn ich mir ja vorgenommen habe, die trockenen technischen Aspekte aus der Fotoschule rauszulassen, geht es manchmal nicht anders (schließlich wird in wenigen Augenblicken der Tante Gerti Tobsuchtsanfall über Dich hereinbrechen...).
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Klick zeigt Vergrößerung
Aus der Digital-Fotogalerie Serie “Zingst” Fotografiert mit Zoomobjektiv 28-200mm von Minolta
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Die größte Lichtempfindlichkeit eines Objektivs wird mit der kleinsten Blendenzahl angegeben. Auf dem Objektiv steht dann meist so ein Wert:
50mm ~ f1.7
Das heißt, dass die Brennweite des Objektivs (Abstand zwischen Brennpunkt und zugeordneter Hauptebene) 50mm beträgt und das Objektiv eine Lichtstärke von 1 zu 1.7 besitzt. Je niedriger der angegebene "f-Wert" ist, umso weniger Lichtverlust gibt´s im Objektiv und umso mehr Licht erreicht den Bildsensor. Man spricht dann von einem lichtstarken Objektiv.
Physikalisch gesehen ist diese Relation allerdings so nicht korrekt erklärt. Die Relation 1 : 1,7 gibt das Verhältnis von Brennweite zum Objektivdurchmesser an. Legst Du das zugrunde, kommst Du dann im Prinzip wieder bei der vereinfachten Erklärung an: ein Objektiv mit geringerer Blendenzahl lässt mehr Licht durch (pro Zeiteinheit) als ein solches mit größerer Blendenzahl.
Auch die Qualität der verbauten Linsen im Objektiv bestimmt die Abbildungsleistung, aber auch, ob zusätzlich Licht verloren geht; bei guten Objektiven mit qualitativ hochwertigen Linsen und gut berechneten Linsendurchmesser wenig, bei einfachen Objektiven entsprechend mehr. Somit ist ein Wert nahe 1 ein sehr guter Wert. Je weniger Licht im Objektiv ungenutzt verloren geht, umso mehr kann auf dem Sensor ankommen. Das ist ein klarer Vorteil, denn Dir gelingen leichter Fotos aus der Hand bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Allerdings wird dieses Attribut oftmals hoffnungslos überbewertet.
In den 80er-Jahren haben sich immer mehr Zoom-Objektive auf dem Fotomarkt etabliert und befriedigten den Wunsch nach mehreren Brennweiten in einem Objektiv (Weitwinkel bis Tele oder leichtes Tele bis starkes Tele). Um diesen optischen und technologischen Sprung zu realisieren, haben die Hersteller bewegliche Linsengruppen in das Objektiv gebaut und verändern dadurch die optische Brennweite. Das ist heute inzwischen allgemeiner Standard und wird im Digitalcameramarkt nur noch als x-fach Zoom ausgedrückt (3-fach opt. Zoom z.B.).
Das schon damals hemmende Problem ist aber auch heute noch aktuell: durch die beweglichen Linsen und den Mehraufwand im Objektivaufbau (sprich mehr Linsen) bleibt das Licht auf der Strecke, oder wohl besser im Objektiv. Zoom-Objektive haben einen Idealpunkt (also eine Brennweite, meistens im Weitwinkelbereich durch die Stellung der Linsen), "der am wenigsten Licht frisst" und genau dieser wird gerne von den Herstellern hervorgehoben. So wird dann freudig aufgedruckt: 18-270mm ~ f2.8-5.6 Das lässt den Schluss vermuten, dass dieses Objektiv eine Lichtstärke von 1 zu 2.8 besitzt (ein für Teleobjektive recht guter Wert...). Dem ist aber nicht so. Denn der Wert 2.8 wird nur bei der Objektivstellung 18mm erreicht. In der Telestellung 270mm ist, bedingt durch die Linsenstellung das Verhältnis von Brennweite zum Objektivdurchmesser nicht mehr so ideal (reichlich Licht bleibt auf der Strecke) und die Lichtstärke ist nur noch 1 zu 5.6 (ein gar nicht mehr so berauschender Wert). Anders ausgedrückt heißt das, dass dieses Zoomobjektiv in der Telestellung noch nicht mal mehr die Hälfte des Lichtes am Sensor ankommen lässt, wie in der Weitwinkelstellung (18mm).
Im Vergleich wäre ein 18-270mm ~ f2.4-3.5 ein deutlich besseres Objektiv (ideal sind Objektive, die über den ganzen Zoombereich eine gute Lichtstärke von z.B. 2.8 gewährleisten), gemessen an dem Kriterium Lichtstärke. Wohlgemerkt ist das nicht das einzige Qualitätskriterium und auch weniger lichtempfindliche Objektive können für Deinen Fotoalltag genauso tauglich und "gut" sein, wenn Du beispielsweise meistens draußen bei schönem Wetter fotografierst. Darüberhinaus kann ein superlichtempfindliches Objektiv beispielsweise Schwächen in der Schärfe, Farbgebung und Abbildungsleistung (Verzeichnungen) haben, was ein lichtschwächeres Objektiv vielleicht nicht hat. Auch hier zählt die Summe der Einzelkomponenten, die ein gutes Objektiv ausmachen.
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Dieses Foto zur Blauen Stunde entstand im Hafen von Ciutadella. Falls Du Fotos im Bereich der Nachtaufnahmen schießen möchtest, gibt es zwei Möglichkeiten: per Stativ mit einem niedriegen ISO-Wert, oder aus der Hand mit entsprechend erhöhtem ISO-Wert (was Deine Kamera noch rauschrei schafft. Im ersten Fall brauchst Du kein besonders lichtstarkes Objektiv, denn Du kannst prima über die Verschlusszeit kompensieren. Nachtaufnahmen mit High-ISO erfordern lichtstarke Objektive, denn jede Blendenstufe gibt Dir Spiel, die Verschlusszeit zu verkürzen (weniger Verwacklungsgefahr) und den ISO-Wert niedriger zu halten (weniger Bildrauschen).
Das Foto entstand per Brückengeländer-Stativ bei 1 Sekunde Verschlusszeit und Blende f5.6
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Für Deine Praxis stellt sich zusätzlich die Frage, was Dir die Verbesserung von f3.3 auf f2.8 real bringt? Die Fotoschule erhält fast täglich Emails mit Fragen zur Objektivwahl hinsichtlich der Lichtstärke. Da wird dann oft geschrieben, dass das alte Objektiv (mit f3.3) gar nicht mehr ausreicht und auf jeden Fall ein neues Objektiv mit f2.8 an die Kamera muss. Anders geht es gar nicht mehr, denn die Lichtschwäche des alten Objektivs ist nicht mehr tolerierbar. Da die lichtstarken Objektive locker in den vierstelligen Euro-Bereich wandern, frage ich immer gerne nach, was für spezielle fotografische Einsatzgebiete anstehen, die eine solche Investition rechtfertigen?
Oft kommt dann als Antwort: “der bevorstehende Karibikurlaub, Kanarenurlaub, oder Wanderurlaub in den Bergen Guatemalas.” Da solche Motive aber sehr nach Tageslicht und Sonne satt klingen, hake ich gerne weiter nach. “Damit beispielsweise die Fotos von der Landschaft oder am Strand richtig gut werden, da so eine Reise schließlich einmalig ist.”
Die armen Fotofans sind einzig und allein der Werbung zum Opfer gefallen, oder dem Ratschlag eines vermeintlich wissenden Nichtwissers (das sind die pseudoerfahrenen Vollbrunftfotografen mit Objektiv und Kamera vor´m Bauch), oder vielleicht auch ahnungslose Tante Gertis nach 42 Stunden Websuche (inkl. Foren-Besuche). Lichtstärke brauchst Du bei Landschaftsfotos nicht, am Strand nicht, auf dem Berg nicht und um bei der Frage zu bleiben, was die Verbesserung von f3.3 zu f2.8 bringt: nicht mal eine halbe Blende bzw. Belichtungsstufe! Alternativ würde eine Veränderung des ISO-Wertes von ISO 100 auf ISO 200 gut dreimal soviel an Licht bringen, wie der Sprung von f3.3 auf f2.8.
Es gibt natürlich Einsatzgebiete in der Fotografie, wo Du um jedes Quentchen an Licht kämpfst (mir fällt da spontan das Hallen-Handballspiel ein, bei dem Du nicht blitzen darfst und einfach keiner ruhig stehen mag...), da ist jeder Lichtwert-Sprung seinen Euro wert. In solchen Fällen, wenn Du häufig an den Grenzen kratzt, lohnt sich die Investition in lichtstarke Objektive sehr. Oft machen sie einzelne Fotos überhaupt erst möglich.
Allen anderen Fotofans sei aber gesagt: mit den immer lichtempfindlicheren und rauschfreieren Sensoren, digitalen und mechanischen Bildstabilisatoren und / oder einem Stativ (Stativ-Ersatz namens Baumstumpf, Geländer...) holst Du heutzutage soviel raus, dass es fast wurscht ist, ob Dein Objektiv ein f2.8 oder f3.3 ist.
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Trotz aller Touris und allgegenwärtigem Verfall: manche Stellen in Venedig sind schlichtweg beeindruckend. Hier zu stehen und auf den Canale Grande samt Rialto-Brücke zu schauen ist ein Erlebnis! Für dieses Foto bin ich auf den kleinen Holzanleger gekraxelt, um die Rialto-Brücke mit dem weissen Motorboot zusammen auf´s Bild zu bekommen. Die Lichtstärke des Objektivs war bei diesem Foto zweitrangig: es herrschte Sonne und somit Licht satt.
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Lichtstärke und Schärfentiefe
Was haben beide für einen Zusammenhang?
Eigentlich keinen direkten, denn die Schärfentiefe wird neben der Brennweite Deines Objektivs einzig und allein über die eingestellte Blende gesteuert. Hier kann der Einsatz eines lichtstarken Objektivs jedoch sehr wohl Sinn machen, auch wenn Du eigentlich gar nicht so einen großen Wert auf eine hohe Lichtstärke legst. Besitzt Du beispielsweise ein Objektiv mit einer hohen Lichtstärke, hast Du automatisch auch die Möglichkeit, besonders große Anfangsöffnungen zu wählen. Kann Dein Objektiv zum Beispiel als größte Blendenöffnung 1:1,4 (f1.4), kannst Du den Schärfentiefenbereich deutlich verkleinern im Vergleich zu einem Objektiv, das z.B. “nur” f4 als kleinste Blende anbietet. Hier zur Verdeutlichung ein Screenshot aus dem Schärfentiefe-Berechnungstool:
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Ich habe hier an einer Beispiel-Brennweite von 80mm (leichtes Tele) als Brennweite 1 die Blende f4.8, als Brennweite 2 die Blende f3.4 und als Brennweite 3 die Blende f2 eingestellt. Dein Objekt (Tante Gerti vor der Kirche) steht 10 Meter von Dir entfernt. Der gesamte Schärfentiefebereich beträgt im einen Extrem 2,50 Meter, im anderen jedoch nur noch 1 Meter. Darin liegt eine Menge gestalterischer Spielraum für Dein Foto, denn auf dem einen Bild wäre Tante Gerti komplett losgelöst vom unscharfen Hintergrund, im anderen könntest Du noch ausreichend scharfe Dinge erkennen. Das ist ganz klar ein Plus für ein Objektiv mit besserer Anfangsöffnung. Abwägen solltest Du trotzdem, ob Du für derlei Fotos nicht bereits eine lichtstarke Alternative in Deiner Fotoausrüstung hast und sich ein Neukauf mit entsprechend hohem finanziellen Aufwand für Dich rechnet.
Die Lichtstärke der Digicam
Im Digicam-Segment lohnt sich allerdings ein gezielter Blick auf die Lichtstärke der Optik, da sie schließlich fest verbaut und nicht zu wechseln ist. Die Lichtstärke bzw. Lichtschwäche bei kleinen Digicams ist durchaus ein Problem. Bedingt durch die kleinen Gesamtmaße der Winzlinge fallen auch die Objektivdurchmesser entsprechend klein aus. Einfach ausgedrückt ist es so, dass durch die kleinen Objektive von vornherein weniger Licht reinfällt und zusätzlich die Forderung nach großen Zoombereichen, verbunden mit dem Zwang immer leichtere Kameras zu produzieren, zu schlechten Lichtstärken der Objektive führt. Hersteller, die in diesem Bereich Geld investieren, um bessere Objektivleistungen durch besser berechnete Linsen und Durchmesser zu erreichen, können ihre Kameras selten zum Dumpingpreis anbieten; auch ein Grund, warum Qualitätsobjektive und Marken-Digicams oft deutlich teurer sind.
Hier kann ich Dir nur ganz, ganz deutlich empfehlen: fall nicht auf das Billig-Schnäppchen rein und versuche ein Nichts an Geld zu sparen. Oft liegen zwischen einer Top-Digicam und einer Schrott-Digicam lediglich 30 - 50,- €. Wenn ich an meine Lieblingsbesuche in den Fotoabteilungen der Elektro-Riesen denke, entscheidet in so einem Fall tatsächlich der Preis! Da werden 12,50 € Parkgebühr, 10,-- € für ´ne Currywurst-Fritten und 4,-- € für ein Becher lauwarme Cola ohne Murren am selben Tag gezahlt und bei der Kamera entscheiden die paar Euros? Das werde ich wohl nie verstehen. Danach folgt dann das Gejammer, wenn die Neuerrungenschaft genau das bietet, was Du gekauft hast..
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...und hier gehts weiter in der Fotoschule...
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... Folgende Email zum Thema Lichtstärke 2,8 bei Zooms und Festbrennweiten habe ich erhalten; klick HIER um sie zu lesen ...
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