Vieles haette ich verstanden, wenn man es mir nicht erklaert haette

Die eigene Dunkelkammer

....jetzt entwickel ich selbst....

Das eigene Labor
Fotografien selber entwickeln


Kurioserweise auf vielfachen Wunsch gibt´s jetzt ein Kapitel zum Thema "Eigenes Labor". Kurioserweise deshalb, weil ich es im heutigen Digitalcamera-Zeitalter eigentlich kaum glauben kann, dass noch jemand Interesse an der klassischen Film- und Fotopapierentwicklung in Eigenregie haben könnte. Es ist wohl, wie mit der LP und der CD, ein kleiner eingeschworener Kreis bleibt seiner Linie treu. Und da ich es schon immer lieber fernab des Massenstromes mochte, werde ich selbstverständlich auch jene Exoten tatkräftig unterstützen, die gerne in großen Schalen plantschen wollen....


Der Mythos, der die eigene Dunkelkammer umgibt, ist vergleichbar mit den ganzen Pseudowissenschaften, die die Fotografie umranken. Eigentlich ist die ganze Geschichte nämlich ziemlich simpel und wenn Du etwas Gespür, ein wenig Kreativität und eine Prise Improvisationsgabe mitbringst, kann gar nichts schiefgehen.
Du wirst in der Fotoschule sicher schon gelesen haben, dass ich vor einigen Jahren regelmäßig meine Fotografien selber verabeitete. Bis es allerdings soweit war, ging einiges an autodidaktischen Studien in grauenhaft drögen und ermüdend langwierigen Fotobüchern zum Thema "Jetzt entwickel ich selbst..." voraus und auch ich stand erstmal verunsichert da. Wenn ich seinerzeit nicht von Freunden animiert worden wäre, mir endlich die notwendige Ausrüstung zu kaufen und anzufangen, hätte ich ganz sicher resigniert. Zu schwer und niemals erlernbar erschien mir alles rund ums Labor. Internet, Userforen oder sonstige Möglichkeiten zur alternativen Informationsbeschaffung gab es noch nicht und im Bekanntenkreis hatte keiner einen blassen Schimmer von Dunkelkammern. Zum Glück glaubten meine Freunde an mich und meine Fähigkeiten und ich hab´s getan und mich durchgebissen; immer schön nach dem Motto "Learning by doing".

Ich kann Dir versichern, es ist nicht schwer und es macht Spaß!

Die Ausrüstung ist erschwinglich und verglichen mit den Kosten und Folgekosten anderer Hobbies im Prinzip sogar günstig; denk mal an eine Mountainbike-Ausrüstung, an eine Fitnesscenter-Mitgliedschaft oder ans
Drachen fliegen....

Ein einfacher Vergrößerer reicht, mehr brauchst Du nicht... Das Objektiv entscheidet über die Qualität

Wichtig ist ein gutes Objektiv an Deinem Vergrößerer, damit Deine scharfen Fotos auf dem Film auch scharf auf´s Fotopapier kommen.

So sieht ein Vergrößerer aus, der den Film aufnimmt, Filter und Lampe beinhaltet und in der Höhe drehbar ist (siehe Rad hinten an der Stange). An dem vorderen Rad wird die Schärfe eingestellt, wenn Du genau hinschaust, kannst Du ein Stückchen Film auf der Filmbühne sehen.

Wenn Du in Richtung Dunkelkammer denken solltest, interessiert Dich bestimmt auch die folgende Email (stellvertretend für ein paar andere):

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Habe heute Deine Seiten im Internet gewälzt und würde gerne mehr übers selber Entwickeln von Fotos wissen.
Meine Motive sind überwiegend Landschafts und Panorama Bilder die man hier in Norwegen ohne Ende findet.
Aber nun wurde ich meine Bilder gerne selbst Entwickeln.Was muß ich da für einen Aufwand betreiben und lohnt es sich? Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.

Viele liebe Grüße aus Norwegen von Ramona!!!
 


Hallo Ramona,


der Aufwand, Fotos selber zu entwickeln, ist bei Schwarz/Weiß-Fotos noch akzeptabel, bei Farbfotos deutlich größer. Lohnen im finanziellen Sinn, verglichen mit guten Fotolaboren, wird sich das Selberentwickeln nicht.
Wenn Du Deine "Anfänger-Fehlversuche", die Grundausrüstung für Dein "Fotolabor" und die Kosten für alternde Chemikalien bei nicht regelmäßigem Gebrauch rechnest, kannst Du vermutlich einige Jahre Kisten an Fotos im Fotoladen entwickeln lassen. Selbst wenn Du den Entwicklungsprozess perfekt beherrschst, sind die Kosten pro Bild höher, als im Labor.

Die kreativen Möglichkeiten bei der Selbstverarbeitung Deiner Fotografien sind andererseits sehrwohl ein Argument, selbst die Verarbeitung in die Hand zu nehmen; das "lohnt" sich auf jeden Fall. Abhängig von Deinem Geschick ist das eigene Labor allerdings kein Garant dafür, dass Deine Bildergebnisse wirklich besser sind, als die automatisiert verarbeiteten Fotos vom Händler.

Ich habe damals die Freude an der Schwarz-Weiß-Fotografie entdeckt und bin relativ schnell ans
"Selber-Entwickeln" gekommen. Das hat mir immense Möglichkeiten eröffnet, ich habe oft gesagt:
"Das eigentliche Bild entsteht erst in Dunkelkammer und nicht in der Kamera".
Davon beflügelt habe ich zwei Jahre später meine Dunkelkammer ausgebaut, um auch Farbfotos zu entwickeln. Das war aber ein Schuß in den Ofen. Ich habe mich mehr damit beschäftigt, die Prozesse zu beherrschen, die Negative richtig zu filtern und Farbstiche zu eliminieren, als kreativ etwas zu erreichen. Zudem kam, dass es im Verarbeitungsprozess von Farbfotos an mehreren Stellen der Verarbeitung ganz dunkel sein muß (kein Dunkelkammerlicht) und ich einige Handgriffe dann zwar irgendwann automatisch konnte, es aber einfach nervig war, im Stockdunkel rumzumurksen. Das Feeling, im roten Schein der Dunkelkammerbeleuchtung zu arbeiten, gab es bei der Farbfotoverarbeitung leider nicht. Die Ergebnisse waren scheußlich (vielleicht gabe es ja da Zusammenhänge) und meine Lust auf "Farbe" verging schnell.

Ich empfehle Dir beim heutigen Stand der Technik den digitalen Weg zur
digitalen Dunkelkammer. Wenn Du in einen guten DIN-A3-Fotodrucker investierst, kannst Du in Verbindung mit geeignetem Papier Farbfotos
bis 30 X 45 herstellen. Ich nutze einen Epson Photo 1290 und Bilddateien um die 5 Megapixel, damit bekomme ich Fotografien, die denen aus klassischer Verarbeitung nichts nachstehen. Vielleicht ist das für Dich auch eine Überlegung.

Zu Deiner Frage bezüglich des Aufwands für eine Dunkelkammerausrüstung:

Schwarz-Weiß
einen guten Vergrößerer (mit gutem Objektiv) und Filtereinstellung
4 große Schalen (für Poster) und 4 kleinere Schalen (damit Du nicht immer literweise Chemikalien mixen musst)
1 Filmentwicklungstrommel
Entwickler, Stoppbad, Fixierer, Zangen
das alles gibt es oft als Starter-Packs schon komplett

Farbe
einen guten Vergrößerer (mit gutem Objektiv) und Filtereinstellung
eine erweiterbare temperaturüberwachte Entwicklungstrommel, möglichst elektrisch angetrieben, besser noch eine kleine elektronische Entwicklungsmaschine (z.B. Jobo)

In beiden Fällen eine Dunkelkammer, sprich ein Raum, der komplett verdunkelt werden kann und möglichst in der Wohnung "über" ist und nicht anderweitig genutzt wird. Detaillierte Listen zur Ausrüstung findest Du auf den Internetseiten der Hersteller oder in Fachbüchern, die sich mit der Heimlabor-Arbeit beschäftigen.

Ich hoffe Dir etwas geholfen zu haben,


Ciao,

Ralfonso
 

Warum ich in der Mail zur digitalen Dunkelkammer rate, kannst Du u.a. HIER nachlesen.

Wenn Du aber bereit bist, die beschriebenen Nachteile zu tolerieren, hast Du einen Weg vor Dir, Deine Fotografien neu zu entdecken und Deine fotgrafischen Fähigkeiten um einen Meilenstein zu erweitern. Du wirst schnell feststellen, was noch alles in Deinen Fotografien verborgen steckt und nach etwas Übung Bilder in den Händen halten, die Deine Freunde und Bekannten zum Staunen bringen. Falls Du Dich für die Farbfoto-Entwicklung entscheiden solltest, wünsche ich Dir auf diesem Wege einfach mal viel Glück, denn bei mir ist da eigentlich nie was wirklich Brauchbares bei rausgekommen. Ich habe immer nur probiert und probiert, Stunden im Stockdüsteren gestanden und selbst die Zufallstreffer liessen ständig auf sich warten.

Ganz anders ist jedoch die Schwarzweißfotoentwicklung.

Fotopapier

Damit Du ungefähr weisst, wie das alles so abläuft,
beschreibe ich Dir mal einen klassischen Dunkelkammerablauf:

..... jetzt mach ichs´s selbst....

Es gibt ja viele Bereiche im Leben, wo es ratsam ist, es lieber selbst zu machen, aber hier geht es jetzt um die Entwicklung Deines Negativfilmes und anschließendem Belichten einzelner Fotografien im eigenen Schwarzweißlabor.
Ich gehe mal davon aus, dass Du die grundlegenden Rahmenbedingungen beachtet hast, die da wären:

- Tante Gerti zur Halbjahresvollversammlung des Marienkäferzuchtvereins geschickt
- Dunkelkammer begehbar gemacht und auf 22 Grad Raumtemperatur gebracht
- Schwarzweiß-Filmentwickler, Stoppbad, Fixierbad, Fließverbesserer und für die Fotopapierentwicklung entsprechend Papierentwickler, Stoppbad und Fixierbad vorrätig
- ausreichend Fotopapier in den gewünschten Größen
- Wasseranschluß zum Wässern des Fotopapiers in Reichweite
- Wäscheleine gespannt mit Klammern gespickt zum finalen Trocknen der Bilder
- Radio an
- Stuhl vorhanden
- Snacks und/oder Süßes und/oder Kippen nebst Ascher bereitgelegt (
letzteres entfällt für die etwas gesünder lebenden)
- Dunkelkammerlicht und Vergrößerer funktionieren

Du hältst die Spiegelreflex mit Tante Gertis noch eingelegten vollen Film vom gemeinsamen fröhlichen Wandertag mit anschließendem Besuch im Drahtmuseum in Deinen Händen. Dir sträuben sich zwar immer noch die Nackenhaare, wenn Du an den faden, lauwarmen und magenschonenden weil entkoffeinierten Kaffee zum furztrockenen Streuselkuchen beim Mumienkränzchen denkst, aber hilft ja nix. Du hast es versprochen, ein großes schönes Portrait von Tante Gerti und ihrer pickeligen Schachfreundin anzufertigen, in schwarweiß auf kartonstarkem Papier.
Als erstes spulst den Film in der Kamera zurück und zwar möglichst so, dass die Filmlasche vorne noch ein Stück rausschaut. Manche Kameras machen das automatisch, bei anderen mußt Du selber etwas Feingefühl dafür entwickeln. Es ist nicht wirklich schlimm, wenn der Film ganz in der Filmdose verschwindet, es wird nur etwas umständlicher, den Film da später wieder rauszuholen.

Ach, bevor ich es vergesse zu erwähnen, Tante Gertis Vorschlag, doch besser die digitale Spiegelreflex zum Entwickeln zu nehmen, ist nicht so gut....

Mit dem Film in der Hand geht es in die Dunkelkammer.

Tür zu, Radio an.

Die Filmentwicklung findet in der
Filmentwicklungsdose bei Raumlicht statt, ist also eine ganz angenehme Sache. Unangenehm ist dagegen, dass der Film auf jegliches Licht empfindlich ist, also auch auf das schöne rote Licht Deiner Dunkelkammerfunzel. So bist Du gezwungen, ein paar Handgriffe in absoluter Dunkelheit durchzuführen. Ein Fünkchen Licht und der Film ist hin.

Du mußt den Film aus der Filmdose ziehen (ggf. die Dose vorher aufknacken, wenn der Film ganz zurückgespult darin liegt), ihn am Ende abschneiden, ihn dann vorsichtig in die
Filmspirale der Entwicklungsdose aufrollen, beides in die Dose legen und die Dose verschließen. Nun darfst Du wieder das Licht einschalten.

Um die vorhergehenden Handgriffe im Dunkeln zu beherrschen, solltest Du die Abläufe im Hellen an einem Stück alten Film unbedingt einüben. Es ist auch ratsam, die Schere, die Spirale, den Deckel der Dose und die Filmentwicklungsdose an festen Plätzen Deiner Arbeitsplatte zu legen, die Du im Dunkeln sofort wiederfindest.

Nun ist es Zeit die Chemikalien für die Filmentwicklung nach Angaben der Hersteller zu mixen. Mach es genau so, wie es da steht. Beachte vor allen Dingen die Temperatur der Chemikalien.
Danach geht es direkt los, schau auf die Uhr und schütte den fertig angesetzten Entwickler in die Filmentwicklungsdose. Die Zeit, die die Entwicklerchemikalie nun auf den Fim einwirkt ist abhängig vom Film, der Umgebungstemperatur, dem Entwickler und dem Mischungsverhältnis. Auf den Beipackzetteln der Chemikalien sind genaue Diagramme und Anleitungen, denen Du alle benötigten Informationen entnehmen kannst. Vergiß während der ganzen Filmentwicklung nicht, den Film mithilfe der Kurbel zu drehen, bzw. zu bewegen, damit die Flüssigkeiten überall gleichmäßig hingelangen können. Es folgt das Stoppbad, das die Entwicklung des Filmes sofort beendet. Also, Entwickler rauskippen, Stopper rein. Danach ist der Fixierer an der Reihe, der den Film quasi stabilisiert.

Es folgt eine ausgiebige Wässerung, die Du ernst nehmen solltest. Schluderst Du hier, wird der Film möglicherweise nicht lange halten und in ein paar Monaten fleckig oder komplett schwarz. Etwas Netzmittel drauf, damit das Wasser gut abläuft und keine Tropfen zurückbleiben und zum Trocknen aufhängen.
 
Die ganze Filmentwicklung dauert alles in allem eine gute halbe Stunde, je nach verwendetem Prozess. Ich finde es immer sehr spannend, schon mal auf den noch glibberigen nassen Film zu spicken, was schon alles so im Negativ zu erkennen ist. Während der Film nun staubfrei trocknet, kannst Du Dich daran machen, die Chemikalienbäder für die Papierentwicklung in den Entwicklunsschalen anzusetzen. Die Schalen wählst Du nach den benötigten Papiergrößen aus, Tante Gerti will ein Poster, also nimm die großen Schalen für Papiere im Format 50x75cm.

Die Filmspirale der Entwicklungsdose, hier mußt Du den Film im Dunkeln durch hin und her drehen einfädeln

führe die Maus ohne zu klicken über die Fotos für mehr Informationen

Die geöffnete Filmentwicklungsdose. Das Weiße ist die eingelegte Filmspirale, daneben liegen der Deckel und Drehstift zur Bewegung der Spirale
Die geschlossene Filmentwicklungsdose mit eingesetztem Drehstift

Wenn der Film richtig trocken ist, Deine Bäder alle angesetzt sind und Du alles in der Duka schön zurecht gelegt hast, kann es losgehen. Fotopapier reagiert nicht auf rotes Dunkelkammerlicht, ebenso gibt es dunkelgrün/amberfarbene Lampen.
Welche Du nimmst, bleibt Deinem Geschmack überlassen. Ich habe die rote Beleuchtung bevorzugt. Nach ein paar Minuten haben sich Deine Augen ohnehin an das Licht gewöhnt und Du nimmst das Rot nicht mehr wahr.

Du solltest Dein unbelichtetes Fotopapier auf keinen Fall in den Lichtstreubereich Deines
Vergrößerers aufbewahren (auch wenn es bequemer ist), denn das weiße Licht belichtet dann das Papier ungewollt mit. Das führt nachher zu dunklen Schleiern auf dem Foto. Also am besten lichtdicht am anderen Ende des Raumes lagern und nur das benötigte Blatt Fotopapier für die Belichtung entnehmen.

Du legst den Film in die Filmbühne Deines Vergrößerers und das Fotopapier auf das Papierbrett darunter.
Jetzt beginnt der kreative Teil.
Die Belichtungszeit des Fotopapiers ist in der Packungsbeilage angegeben und sollte von Dir entsprechend Deiner gewählten Blende am Vergrößerer umgerechnet werden. Im Prinzip projiziert der Vergrößerer Dein Negativ wie ein Diaprojektor auf das Fotopapier und belichtet es so. Um ein korrektes Foto zu bekommen, muß das projizierte Bild scharf sein (händisch durch
Drehen des Objektivringes des Vergrößerers nach Sicht oder automatisch per Autofokus als Luxusausstattung), darf nicht verwackeln (also festen Untergrund für Deinen Vergrößerer schaffen) und eben richtig belichtet sein.
Hier hatte ich seinerzeit meine größten Probleme.
Meine Fotos waren anfangs entweder krass überbelichtet (das Foto war schwarz) oder hoffnungslos unterbelichtet (das Fotopapier sah aus, wie es aus der Packung kam). Mir half es sehr, eigene Standards zu schaffen, an denen ich mich orientierte. Ich beschränkte mich zuerst auf nur eine Fotopapiersorte (es gibt unglaubliche viele verschiedene Papiere, matte, glänzende, kontrastreiche und wenig lichtempfindliche usw.), einen Schwarzweiß-Negativfilm und immer gleiche Chemikalien. Dann habe ich mir an kleinen Fotopapierstücken Belichtungsreihen mit unterschiedlich langen Belichtungszeiten bei gleicher Vergrößerungsobjektivblende notiert. So näherte ich mich einem idealen richtigen Belichtungszeit-Mix, den ich als Sollwert für meine weiteren Fotopapierbelichtungen nahm. Je nachdem, ob ich das Bild etwas heller oder dunkler haben wollte, variierte ich die Zeiten etwas in Orientierung an der "einmal gefundenen richtigen Zeit".

Kreative Ideen während der Belichtung waren nun spielend leicht umzusetzen.
Wenn z.B. Tante Gertis Gesicht mal düster und schäbig im Schatten ihres fast originalen venezianischen Gondolieristrohhutes verschwindet, kannst Du diesen Bereich durch "Abwedeln" problemlos aufhellen. Dazu bastelst Du Dir ein Stückchen runden Karton (Bierdeckel), machst einen Stil dran (Schachlik-Spieß) und hältst ihn einfach während der Papierbelichtung nach einem Moment über Tante Gertis Gesicht (etwas bewegen nach oben und unten in Richtung Objektiv, damit die Ränder harmonisch wirken). Dadurch wird dieser Bereich weniger stark belichtet und auf dem Bild heller.
Umgekehrt sind solche Belichtungskorrekturen auch möglich, wenn Tante Gertis Gesicht ohne den fast originalen venezianischen Gondolieristrohhutes in der italienischen Mittagssonne etwas arg hell geworden ist, kannst Du es während der Belichtung "nachbelichten". Auch ganz einfach durch den Einsatz eines Kartons (DIN A4 groß oder ggf. noch größer, je nach verwendetem Fotopapier), in den Du mittig ein kleines Loch bohrst. Du belichtest Dein Foto erst korrekt nach Deinen ermittelten Sollwerten und hältst dann den Karton so zwischen Objektiv und Fotopapier, dass nun nur noch Licht durch das Loch im Karton auf Tante Gertis Gesicht fällt (auch hier leicht hoch und runter bewegen, damit die Übergänge glatt werden). Dadurch bekommt dieser Bereich mehr Licht und wird dunkler. So kannst Du einfach Belichtungsfehler während des Fotografierens im Nachhinein am Vergrößerer ausgleichen. Nach etwas Übung und Erfahrung wirst Du schnell am Negativ sehen können, wie Du das Fotopapier belichtest. Belichtungsuhren oder sonstige Timer habe ich nie benutzt, ich koche meine Eier auch immer nach "innerer Uhr" oder grober Abschätzung durch Blick auf die Armbanduhr :-)

einige wichtige Dunkelkammer-Utensilien

....ein Negativfilm-Wassertropfen-Abstreifer, eine Film-Trockner-Klammer und Fotopapierzangen, damit Du nicht mit den Fingern in den Chemikalien plantschen mußt...

Zurück zu unserem Dunkelkammerabend ohne Tante Gerti im Nacken.
Du wählst den Ausschnitt, stellst das projizierte Bild scharf und belichtest das Blatt Fotopapier halbwegs korrekt.
Dann folgt der nächste Abschnitt, nun wird´s nass. Schnell, gleichmäßig, aber ohne Hast legst Du das Papier so in die Entwicklerschale, dass möglichst das ganze Fotopapier gleichzeitig im Entwickler schwimmt (ist wichtig, sonst beginnt an der einen Seite des Papieres schon die Entwicklung, während die andere Seite noch im Raum hängt...).
Auch bei der Entwicklung gibt es Sollzeiten, wie lange das Papier im Entwickler schwimmen muß. Es hängt von der Entwicklertemperatur, dem Mischungsverhältnis Deines Bades und dem verwendeten Fotopapier ab. Während das Papier in der Entwicklerschale schwimmt, solltest Du die Schale immer wieder mal bewegen, dass sich der Entwickler gleichmäßig über Dein Foto verteilt und austauscht.

Der schönste Moment (für Dich bei diesem Motiv vielleicht nicht unbedingt...) ist immer gewesen, wenn nach einer guten Minute die ersten zaghaften Umrisse ganz schwach auf dem weißen Papier auftauchten und sich das Bild langsam wie aus dem Nichts aufbaute. Ich habe immer nach Sicht entwickelt, wenn ich meinte, dass das Bild nun so aussah, wie ich es haben wollte, ging es in die nächste Schale mit dem Stoppbad. Wie es der Name schon sagt, stoppt er den Entwicklungsprozess abrupt. Als Stoppbad nahm ich übrigens immer verdünnte Essigessenz. Wieder schön abtropfen lassen und hinein in den Fixierer. Beim Umgang mit den Papieren zwischen den Schalen solltest Du darauf achten, dass kein Stoppbad oder Fixierbad in den Entwickler gelangt. Das senkt die Verwendbarkeit des Entwicklerbades bis zur Unbrauchbarkeit. Nach der Fixierzeit (macht das Bild lichtstabil) folgt ausgiebiges Wässern (Barythpapiere deutlich länger und mehr, als PE-Papiere, die sich nicht so vollsaugen). Am Ende der Verarbeitung Deines Tante Gerti-Posters steht das Trocknen auf der Leine oder komfortabler im elektrischen Trockenautomat (mit oder ohne Presse).


Das war es auch schon, einfach aber genial!
Der Weg zum eigenen Foto ist kein schwerer Weg und ebenso einfach zu erlernen, wie das Fotografieren auch. Es macht Sinn, einige Eckdaten zu notieren und mit demselben Material zu arbeiten, um individuelle Standards zu schaffen, an denen man sich orientiert. Klar, man kann die Laborverarbeitung so verwissenschaftlichen, dass man den Spaß daran verlieren wird, aber es geht auch anders. Wenn Du Dich locker daran machst und auch unvermeidliche Rückschläge während der Anfangszeit einfach mal hinnimmst und frohen Mutes weitermachst, wirst Du schnell gute selbstverarbeitete Fotos in den Händen halten.

Ich habe es so erlernt.....

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