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Komplementärfarben, Monochromes und der Einfluss der Farben im Bild

... die farbliche Bildgestaltung ...


Diese Rubrik entstand als eine Gemeinschaftsarbeit der WhatsApp-Fotofan-Gruppe "Wir Fotofans". Einen Überblick über alle bisher erstellten Seiten in diesem Rahmen findest Du per Klick HIER.

Es wurde heiß diskutiert

in der Gruppe, ob so ein "künstlerisches" Thema überhaupt einen Stellenwert in der Fotografie haben kann bzw. sollte. Und somit stellte ich mir natürlich auch die Frage, ob es ein Thema der Fotoschule sein sollte.

Die Bandbreite der Überlegungen ging einerseits von Fotofan Ingrid "Ich weiß schon was mit Komplementärfarben gemeint ist. Ein Bild von mir war mal Thema hinsichtlich Farben. Das war ein Storch mit roten Beinen auf einer grünen Wiese. Aber auf sowas schau ich doch nicht beim fotografieren. Die Wiese ist nun mal grün und der Storch hat rote Beine. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ich fotografiere weil's schön aussieht und ich es als Erinnerung festhalten will. Alles andere ist mir egal." über Fotofan Markus "Mit Komplementärfarben kann ich auch noch nicht viel anfangen. Damit habe ich mich noch nicht befasst." hin zu Fotofan Harry "Glaube, diese Farbharmonie, spielt sich bei vielen auch unbewusst im Kopf ab bei der Motivsuche."

Die Fotofans Lutz und Jenserich hatten bereits aktive Berührungspunkte mit dem Thema "Du hast da ja Recht, Ingrid. Aber der gleiche Storch hätte auf einer ockerfarbenen Stoppelwiese nicht annähernd die gleiche schöne Wirkung. Da hättest du ihn wahrscheinlich auch nicht fotografiert, weil es halt nicht so schön aussieht. Aber das rot und grün so schön zueinander passt, hat eben einen Grund. Und um den zu wissen, ist ja so verkehrt nicht." und "Ich habe mich manchmal gefragt warum manche Fotos besser oder irgendwie stimmiger wirken und andere nicht so, obwohl sie auch eigentlich super waren. Nachdem ich dann einmal in einem Buch von Harald Mante gelesen habe und auch mal ein Fotoseminar bei ihm gemacht habe, verstand ich warum das so sein kann und dass man allein durch die Farbe das beeinflussen kann."

Vielleicht geht es Dir gerade genauso, als Du die Überschrift zu diesem Thema gelesen hast und gleich weiter klicken wolltest? Was hat das mit der Fotografie zu tun und wieso sollte das dann auch noch wichtig sein?

Nun, soviel vorab, Du liest das Thema bereits in der Fotoschule...

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fotografiert von Fotofan Lutz

Am Plage de Portiragnes in Frankreich

Fotofan Lutz hat sich bereits vor Jahren intensiver mit dem Thema beschäftigt und einige Kernüberlegungen zusammengetragen. Die Wirkung der Farbkontraste und besonders der Komplementär-Kontraste auf die Bildaussage hat er bereits verinnerlicht und versucht sie bei seiner Bildgestaltung zu beachten und positiv mit einzubinden. 

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Fotofan Lutz 

Der Maler und Kunstlehrer Johannes Itten (1888-1967) entwickelte am Bauhaus zu Weimar einen Großteil seiner allgemeinen Gestaltungs-, Formen- und Farbenlehre für studierende Bildende Künstler.
Diese Lehren sind auch heute noch aktuell, weil der offene Ansatz unabhängig von Zeitströmungen ist.
Er brachte u.a. einen Farbkreis hervor, der keinem wissenschaftlichen Anspruch, wie z.B. dem Farbkreis für additive und subtraktive Farben, genügen sollte, sondern die Wirkung der Farben auf den Betrachter zeigt. Ihm waren dabei Verhältnisse zwischen Warm und Kalt sowie Hell und Dunkel wichtig, aber auch
die Komplementärfarben, die sich aus dem Kreis durch die gegenüberliegenden Farben ergeben. Er beschrieb auch harmonische und disharmonische Wirkungen, die aus einem Bildaufbau bzw. den darin verwendeten Farben resultieren können. 

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Der Berliner Prof. Harald Mante hat die Lehren aus der Bauhaus-Zeit, die ja eher für die Malerei gedacht waren, sehr gelungen auf das Medium Fotografie übertragen und dazu seit 1969 Bücher herausgegeben. Meine „Bibel“ ist sein Buch „Das Foto – Bildaufbau & Farbdesign“. Es hat mir persönlich zusätzliche Augen für den Blick auf die Welt geöffnet. Mir macht es Spaß, die verschiedenen Farbkontraste, Punkte,
Linien, Flächen, Formen und Strukturen, die Mante beschreibt, in meiner Umwelt zu entdecken und zu fotografieren. Durch das Erlernen dieser Regeln, deren Beachtung bestimmte Bildaufbauten und/oder
Farben harmonischer erscheinen lassen, fällt es mir leichter, mich auf Weniger zu beschränken und fokussiertere Bildausschnitte zu wählen.

Durch den Einsatz der Komplementärfarben kann man ein harmonisches Bild entstehen lassen. Man muss lediglich seine Komposition möglichst auf zwei Farben beschränken, und zwar zwei Farben, die im Farbkreis gegenüber liegen.

Nach Ittens Farbkreis gibt es u.a. folgende Komplementärfarben:

Gelb-Violett
Gelborange-Blauviolett
Orange-Blau
Rotorange-Blaugrün
Rot-Grün
Rotviolett-Gelbgrün

Aber auch die Kombinationen aus dem wissenschaftlichen Farbkreis lassen sich sehen, wie z.B. Gelb-Blau. Man sollte also keinem Dogma unterliegen.
Grundsätzlich für das Erreichen der Harmonie gilt auch noch, dass die helleren Farben im Bild weniger Fläche beanspruchen sollten, wie die dunkleren. Also sollte z.B. beim Kontrast Orange-Blau die blaue Farbe überwiegen. Einfach hat man es bei der Kombination Rot-Grün, weil beide Farben die gleiche
Helligkeit aufweisen und somit frei von der flächenmäßigen Gewichtung sind.

Fotofan Lutz erwähnt in seinem Text die Bücher von
Johannes Itten, Kunst lehren
und
Prof. Harald Mante, DAS FOTO Bildaufbau & Farbdesign 

Vielen Dank an Lutz, für seine Darstellung der Einflüsse und Wichtigkeit von Farben in der Fotografie. Die Fotoschule befürchtet zwar, dass Du heute auswärts essen gehen musst, wenn Du das Tante Gerti so vorliest, aber Du wirst nicht wirklich um dieses Thema rumkommen, wenn Du fotografieren möchtest. Tante Gertis Bereitschaft hin oder her, sich damit zu beschäftigen...

Manche weißhaarigen Fotofans mit schütterem Haar (ja genau, die Silver-Ager) werden sich noch an ihre Zeiten damals in der Dunkelkammer erinnern. Da war das Thema Farbenlehre, Abhängigkeiten der Farben voneinander und Farbtemperaturen allgegenwärtig. Um einen Farbfilm präzise zu entwickeln und auszufiltern, musstest Du wissen, wie Blau und Gelb zueinander stehen und was Magenta damit macht. Da waren Dir ganz automatisch die Komplementärfarben geläufig, häufig ohne zu wissen, dass sich da eine ganze (Farben-) Lehre hinter verbarg.

Nun leben wir heute nicht mehr in einer analogen Welt, in der ein Fotofan mit Entwicklungslösungen und Farbausgleichsfiltern im Dunkelkammerlicht werkelt, sondern fotografieren sogar mit Telefonzellen. Digital. Leider ist mit dem Einzug des Digitalen und damit einhergehenden automatischen Programmfolgeabläufen vieles super einfach geworden; was für sich betrachtet ja erstmal gar kein "leider" sondern ein "super" verdient. Leider dahingehend, dass Du als ambitionierter Fotofan viele Dinge gar nicht mehr bewusst mitbekommst, die aber auch in der digitalen Welt ihren massiven Einfluss geltend machen. Viele Fotofans merken das nur noch zur Weihnachtszeit, wenn Du für Deinen Tannenbaum warmweiße LED-Lichterleins oder kaltweiße LED-Lichterleins im Ein-Euro-Shop Deines Vertrauens erwerben kannst. Je nach Entscheidung liegst Du nach dem Anbringen unentspannt kopfüber im Tannenbaum oder relaxt auf der Couch vorm Tannenbaum.

Wenn Du Lutz Zeilen zuvor aufmerksam gelesen hast, hat Johannes Itten vor 100 Jahren bereits darauf hingewiesen. Auch darauf, dass Dein orangefarbener Pulli nicht zur lilafarbenen Hose passt. Wie sagt man häufig? Ton in Ton passt da besser. Da scheint es dann wohl Abhängigkeiten der Töne zu geben...?    

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Der Farbkreis von Johannes Itten

Er hat ihn so zusammengestellt, weil es ihm viel mehr um die Wirkungen der Farben zueinander ging. Was bringt Wärme ins Bild, was lässt es kalt erscheinen? Was hellt ein Bild auf, was macht es düster?
Denk mal an Fotos zur Mittagszeit in der Sonne. Man spricht dann von kalten Farben, die Bilder werden kühl und unschön. Weil der Blauanteil im Licht sehr hoch ist und Blau eine kalte Farbe ist. Da ist das schöne rot-orange des Sonnenunterganges vom Empfinden warm.

Verrückt, oder?

Mittags waren es 35 Grad und beim Sonnenuntergang 19 Grad. Real auf dem Thermometer also umgekehrt und doch ist das Licht des Sonnenunterganges empfunden harmonischer und wärmer.

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Jahrzehnte ist her

als dieses Foto entstand. Hier kannst Du gleich zwei typische Komplementär-Kontraste in einem Bild sehen. Das Rot des MX-5 und Grün des Feldes vorne. Und das gelbe Rapsfeld vor dem blauen Himmel. Durch das flächige Grün beginnt die rote Farbe des Wagens erst richtig zu leuchten.

Die nötige Helligkeit bringt der zweite obere Teil des Bildes, das Gelb des Rapsfeldes und der blaue Himmel im eigenen Kontrast zueinander. Durch die Gegensätzlichkeit steigern sich alle Farben, in einem Bild übereinander platziert, zu einer viel größeren Leuchtkraft und einem Maximum an Farb- und Lichtwirkung. 

All das habe ich Mitte der 90er nicht bewusst so arrangiert, mir gefiel es schlichtweg, den Wagen vor den Farben im Hintergrund zu fotografieren. Irgendwie fühlte es sich stimmig an. 

(fotografiert auf Farbfilm, daher die für heutige Ansprüche schwache Grund-Qualität des Fotos)

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Fotofan Rolf

hat es auch auf ein Rapsfeld vor blauem Himmel abgesehen (die Deko-Wolken übersehen wir mal...). Oft hört man in dieser Jahreszeit Aussagen wie >> ich kann mich gar nicht satt sehen an diesen Farben <<. Die Landschaft sieht dann so schön aus, so frisch. Man fühlt sich gleich besser.

Das kommt nicht von ungefähr, denn unser Gehirn kennt diese Kontraste und springt auf die optischen Signale an. Das hat nichts mit konstruierten Farbkreisen oder irgendwelchen Lehren zu tun, das ist drin in Dir und jedem von uns.

Darum ist es so wichtig, zumindest die Zusammenhänge, Wirkungen und Einflüsse solcher Effekte für Deine Fotografie zu kennen.

Als Silver-Ager wirst Du das folgende kennen, Tante Gerti wird vermutlich kopfschüttelnd die Wohnküche verlassen und im Garten Runkeln ziehen und Du bekommst jetzt ein paar Hintergründe zum Thema Komplementärfarben. Soll ja keiner sagen, Die Fotoschule beschäftigt sich nur mit Oberflächlichkeiten, hier gibts auch Eingemachtes:

Der Begriff Komplementärfarbe stammt aus der Farbenlehre. Wenn Du Dir Farben vorstellst, bist Du schnell beim Mischen von Farben und somit bei der ersten grundsätzlichen Regel, die Komplementärfarben betrifft: die additive und subtraktive Farbmischung. Bei beiden gelten die Farben als komplementär, die miteinander gemischt Weiß (bei Lichtfarben bzw. RGB-Farben) bzw. Schwarz (bei Körperfarben) ergeben. Die kannst Du gut im oben dargestellten Farbkreis erkennen, denn die stehen sich darin jeweils direkt gegenüber. Die Komplementärfarbe von Blau ist z.B. Gelb. 

Die subtraktive Farbmischung kannst Du Dir gut vorstellen, wenn Du beispielsweise durch einen Farbfilter schaust. Stell Dir einen blauen Filter vor. Die physisch vorhandene Farbe Blau nimmt etwas weg: nämlich die gelben Bestandteile des Lichtes. Entsprechend würde Magenta die grünen Bestandteile des Lichtes oder rot die cyanfarbenen Teile wegnehmen. 

Wenn Du nun alle Deine Farbfilter übereinander schraubst wird alles Licht absorbiert und keins kommt mehr durch. Das Ergebnis ist demnach Schwarz. Tinten-Farbdrucker arbeiten zum Beispiel so, bestimmt hast Du auch schonmal die Meldung auf dem Monitor gelesen, ob die Farbe Schwarz mit den farbigen Tintenpatronen erzeugt werden soll. In dem Fall druckt der Drucker die Grundfarben alle übereinander und erzielt schwarz.

Im Gegensatz dazu gibt es die additive Farbmischung, die nicht davon ausgeht, von weißem Licht durch Farben etwas wegzunehmen, sondern durch verschiedenfarbiges Licht am Ende weißes Licht zu erzeugen. Hier kannst Du Dir vielleicht am einfachsten die farbigen Strahler auf Konzerten vorstellen. Wenn die verschiedenen Farben alle auf dieselbe Stelle leuchten, ergänzen sie sich letztlich zu weißem Licht.

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Wofür soll das nun alles gut sein?

In der Fotografie gibt es Regeln. Die Drittel-Regel, den Goldenen Schnitt, die Spirale nach Fibonacci, Gestaltungsregeln hinsichtlich der Tiefenstaffelung, Regeln zum Vordergrund, zum Hintergrund, zur Schärfentiefe und so fröhlich weiter. Die Farbenlehre mit den Komplementärfarben und die damit verbundenen Auswirkungen auf Dein Bild ist eine weitere Regel.

Fotofan Harry hat es erwähnt: "Glaube, diese Farbharmonie, spielt sich bei vielen auch unbewusst im Kopf ab, bei der Motivsuche."

Das ist auch bei den anderen Regeln häufig so, wenn Du davon schonmal gehört hast, vielleicht sogar verstanden hast, wie was zusammenhängt, dann wirst Du dieses Wissen häufig unbewusst verinnerlichen und bei Deinen Fotos anwenden. Du entwickelst das besagte Gefühl für ein gutes Foto. Da Du weißt, was die Regeln und Einflüsse auslösen und so kannst Du auch überlegen, was Du davon brauchst und nutzen möchtest oder was Du weg lässt.

Das ist bei den Farben nichts anderes. Du wirst ein Gefühl für Farben entwickeln, was zusammenpasst und was nicht. Du wirst spüren, welche Farbtöne was bewirken und kannst das nutzen, oder bewusst das Gegenteil umsetzen. Aber es bleibt eben nicht zufällig und das ist der Unterschied zwischen einem Laien und einem Profi: die Reproduzierbarkeit. Einem Profi kannst Du sagen, ich möchte das so und so und so haben als Kunde und wirst es so bekommen. Der Laie hat das vielleicht schonmal ganz genauso hinbekommen und sein Resultat auf Flickr, Instagram, und FotoCommunity allen stolz gezeigt. Er wird es aber häufig nicht nochmal so umsetzen können, weil er eben nicht die Regeln nutzte, sondern einfach zur rechten Zeit am rechten Ort war.

Darum:
mach Dich mit den Regeln bekannt, dann kannst Du im nächsten Step entscheiden, was Du befolgen und für Dich einsetzen möchtest und was Du ignorierst.

Das Foto stammt von Fotofan Jenserich    
 

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fotografiert von Fotofan Lutz

Ein Sonnenuntergang bei fast wolkenlosen Himmel ist der bekannteste Farbkontrast schlechthin. Blau / Orange bis ins Gelbliche, davon leben solche Motive. Die meisten Menschen finden das sehr harmonisch, wenn sie solche Fotos betrachten. Es passiert aber noch mehr auf derartigen Fotos, denn durch ihre Gegensätzlichkeit steigern sich diese Farben, besonders wenn sie nebeneinander auftreten, zu einer maximalen Farb- und Lichtwirkung und letztlich zur perfekten Leuchtkraft.


Wenn Du schonmal in einem Baumarkt oder bei einem Raumausstatter nach neuen Farben oder Tapeten für die Wände zu Hause geschaut hast, fallen häufig Sätze wie >> oh, das nehmen sie besser nicht, das lässt den Raum kleiner erscheinen, als er ist. Nehmen sie besser diese Farbtöne, dann wirkt der Raum gleich größer. << Das können Farben. Weil Du durch Dein Auge und den Verarbeitungsschritten im Gehirn äußerst sensibel auf Farben reagierst. Selbst Tante Gerti, auch wenn sie meint, dass das niemals ihr Thema sein könnte. Farben werden in den Verkaufsräumen der Supermärkte ganz bewusst eingesetzt, achte mal darauf. Die Frischebereiche rund um Aufschnitt und Kühlwaren werden in kühleren Farbtönen beleuchtet (also eher im Bereich des Blau auf dem Farbkreis), als der Bereich mit Backwaren und Brötchen (hier überwiegen warme Töne bis ins rötliche, die Dir zeigen sollen, dass die Brote gerade frisch aus dem glühenden Ofen ins Regal gekommen sind). Moderne Klamottenläden mit einem Fokus auf junges Publikum leuchten an allen Ecken in anderen Farben, sehr oft komplementär ausgerichtet und wollen so ihre Kundschaft stimulieren und eine gute aufgekratzte Stimmung erzeugen. Farben können für Konzentration sorgen, beruhigen, anregen und Dich beeinflussen. Manche städtischen Bereiche haben sogar ihren Namen dadurch bekommen: das Rotlicht-Milieu.  

Eingesetzte Komplementärfarben-Effekte werden aufgrund der verstärkenden Wirkung zueinander oft mit etwas Lebhaftem und Lebendigem, aber auch mit Aufbruch und Bewegung zusammengebracht. Ein guter Komplementärkontrast im Bild gibt Deinem Foto etwas Vollständiges. 

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Fotofan Lutz

Im Moment, wenn der Sommer geht und der Herbst kommt, sind Rot-Grün-Kontraste an jeder Ecke zu finden, wie bei dieser Aufnahme hier, die ich Mitte September in Greiz aufgenommen habe.

Schwerer sind die anderen Komplementär-Kontraste zu finden, wie blau-gelb, blau-orange, blaugrün-rotorange, gelb-violett, um nur ein paar zu nennen.

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fotografiert von Fotofan Birgit irgendwo in Frankreich

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fotografiert von Fotofan Birgit während des Parkleuchtens im Essener Grugapark

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fotografiert von Fotofan Birgit auf Madeira

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fotografiert von Fotofan Lutz 

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fotografiert von Fotofan Jenserich 

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fotografiert von Fotofan Rolf 

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Nachdem Du nun einiges über komplementär zueinander stehende Farben erfahren hast, ist es umso verständlicher, warum so viele Fotofans intuitiv bei gewissen Motiven eine ganz besondere Entscheidung treffen: keine Farbe zu verwenden. Die Wahl des Schwarzweißfotos für besondere Motive kommt nicht von ungefähr. Wie heißt es immer so schön: >> keine Farbe soll von meinem Motiv ablenken << oder >> es sollen nur die Strukturen im Motiv sichtbar werden, da stören bunte Farben nur <<.

Die Entscheidung ist leicht nachvollziehbar, wenn Du weißt, wie sehr die Farbgebung Deines Bildes letztlich eine ganz andere Botschaft beim Betrachter ankommen lässt. Auch das ist einer der Gründe, warum Du Dich mit den vielfältigen Einflüssen der Farbe vertraut machen solltest. Nur so kannst Du erkennen, wann Du genau den Effekt eben nicht haben willst und beispielweise zur schwarzweißen Darstellung wechselst. Beispiele gibt es hierfür genug und Du hast in der Rubrik Schwarzweiß bestimmt schon einiges über die Wirkungsweise eines Fotos ohne Farben erfahren. Es gibt Bereiche in der Fotografie, in denen sehr oft der farblose Weg gewählt wird. Portraits und Aktfotos werden sehr häufig in schwarzweiß fotografiert. Der Fotofan möchte nicht, dass von seinem Modell abgelenkt wird. Keine Hauttöne, Farbflecken, Pickel und störende Umgebungen und Hintergründe lenken den Betrachter ab. Auch in der Architekturfotografie inklusive der Lost Places Fotografie, aber auch in der Street- und Peoplefotografie dominiert das Schwarzweißfoto. Verständlich, möchtest Du doch die geometrischen Strukturen einer Kirche oder eines Bauwerkes in den Vordergrund stellen und nicht die grüne Wiese davor oder den blauen Himmel.

Neben dem schwarzweißen Foto gibt es aber noch eine farbliche Spielart in der Fotografie: das monochrome Foto

Viele Fotofans bezeichnen lediglich schwarzweiße oder sepiagetönte Fotos als monochrome.
Das ist aber nicht korrekt. Während Dein Schwarzweißfoto im Grunde nur aus Graustufen von Schwarz bis Weiß zusammengesetzt ist, besteht ein monochromes Bild aus allen möglichen Abstufungen einer einzelnen Farbe. Die Monochromie kannst Du übersetzen mit Einfarbigkeit, sie besitzt nur ein einfarbiges Farbschema, das eine bildbeherrschende Bedeutung in Deinem Foto bekommt.

Monochrome ist somit viel mehr, als Du vielleicht denkst. 

Fotofan Lutz zeigt hier sehr schön ein monochromes Motiv in grün

Fotofan Lutz schreibt zu seinem Foto oben: "Bei dem Foto von den Teichpflanzen sind es zum einen die Kontraste der verschiedenen Helligkeiten des Grüns und zum anderen zwischen den gelblicheren und den bläulicheren Grüntönen."

Ganz ähnlich, wie sein Foto im Botanischen Garten in Genf, lebt auch das folgende Foto von nur einer bildbestimmenden Farbe. Lutz schreibt dazu: "Bei der Aufnahme vom Blick auf Ägerten sind die Farben der Häuser zu gering, um den monochromatischen Eindruck zu beeinflussen." 


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fotografiert von Fotofan Lutz
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Fotofan Lutz 

hat für Dich ein paar Zeilen zum Thema Monochrom verfasst, die Dir verdeutlichen, wie einflussreich auch eine einzelne Farbe für Dein Bild sein kann:

Monochromatische Fotos werden von einer einzigen Farbe dominiert, wobei Weiß, Schwarz oder Grau nicht dazu gezählt werden.
Um monochromatische Fotos dennoch kontrastreich zu gestalten, müssen Unterschiede innerhalb der Farbe vorhanden sein. Dies kann man z.B. durch unterschiedliche Helligkeiten oder durch verschiedene Abmischungen erreichen.

Jede Farbe hat nämlich einen Zustand, bei dem sie maximal leuchtend, also rein ist. Durch Beimischungen von Schwarz, Weiß, Grau oder anderen Farben verliert sie an Reinheit, ist weniger leuchtend und wirkt stumpfer. Diese Leuchtverluste entstehen natürlich auch durch Über- oder Unterbelichtungen, durch Gegenlichtaufnahmen, durch Dämmerung, durch Nebel, durch Regen und andere Ereignisse.

Bei den Massen von Käse hatte ich Glück, dass der Boden auch schon eine Käsefarbe angenommen hat.

 

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Die möglichen Leuchtverluste durch die beschriebenen Einflüsse kann man sich auch bei monochromatischen, also einfarbigen Bildern zu Nutze machen. Die reineren gehen dann in den Kontrast zu den stumpferen Farben. Selbst wenn man nur abgemischte Töne hat, wird sich immer ein Kontrast einstellen zwischen den helleren und dunkleren Bereichen. Sogar mit den sogenannten Erdfarben wie Ocker, Englischrot oder Olivgrün kann man wunderbare einfarbige Aufnahmen machen, wenn man Teile von ihnen zum Leuchten bringt. Hilfsmittel sind da auch Umrahmungen in dunklem Grau oder auch Schwarz, beispielsweise durch Baumstämme, Äste oder auch kulturelle Komponenten.

Bei dem Bild von der Wuhlebrücke liegt der Kontrast innerhalb einer Farbreihe der gelblich-bräunlichen Farben. Das dunklere Braun bringt das hellere Braun zum "Leuchten", das hellere Braun wiederum die gelblichen Gräser. Ich habe das Leuchten apostrophiert, weil es kein richtiges Leuchten ist, aber der Kontrast ist da.  

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Dieses Foto entstand während einer Wanderung parallel zum Glasowbach in Blankenfelde bei Berlin.

Hier unterstützen die dunklen Stämme und Äste das Leuchten der Grüntöne.

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fotografiert von Fotofan Lutz

Konrad-Adenauer-Haus in Berlin

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fotografiert von Fotofan Lutz

Bananenblatt am Genfersee

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fotografiert von Fotofan Lutz

Skulptur in Montreux

Ich bin sicher, Du siehst Farben inzwischen ganz anders, nachdem Du das alles gelesen hast. Normalerweise denkt man darüber nicht sonderlich nach, Farben sind nunmal irgendwie so da. Ganz normal, wie unterschiedliche Helligkeiten auch. Ich habe mich vor Jahren mal am Strand von Ahrenshoop am auslaufenden Ende der schönen Steilküste mit einem Maler unterhalten, der gerade dabei war, dieses überaus intensive Motiv zu malen. Er saß vor seiner Staffelei, mischte ein paar Farben an und rückte seine leere weiße Leinwand noch etwas zurecht. Ich hatte ihn im gebührenden Abstand beobachtet, da ich ohnehin an dieser schönen Stelle noch etwas verweilen wollte. Es interessierte mich, wie man wohl so ein Motiv malen sollte. Ich gebe zu, ich bin maltechnisch ein Totalausfall. Als traumatisches Erlebnis aus der Schulzeit habe ich immer noch die Aufgabe im Kopf, zwei Pferde zu malen. Meine sahen aus, wie Dinosaurier und würden heutzutage nach Jurassic Park vermutlich sogar als Kunst durchgehen. Damals lachte die ganze Klasse, meine Kunst-Lehrerin fühlte sich von mir provoziert und mein Vater meinte zu mir, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Okay, aber das ist lange her und sicher nicht das Thema hier...

Zurück zum Maler in Ahrenshoop: ich sags mal in Tante Gertis Worten, der schmierte da echt nur Farben wild aufs weiße Papier. Ich dachte mir so, na so schlecht war ich damals doch nicht mit meinen Pferde-Kunstwerken. Als er mich bemerkte, kamen wir ins Gespräch oder vielmehr er. Als ob er meine Fragen schon wusste, meinte er: "Zuerst suche ich nach einem Motiv, das mich berührt. Und wenn ich beginne, es auf meiner Leinwand darzustellen, sehe ich nur noch die vielen Farben, die ineinander aufgehen. Da oben an der Steilwand ist nur Braun und Ocker, aber schau mal einen Moment nur dorthin, es sind Hunderte von Abstufungen in dem Ton. So trage ich all die Farben in ihrem Leuchten und Vergrauen nacheinander auf und irgendwann ist es ein Bild geworden. Strukturen interessieren mich nicht, die Farben sorgen dafür, dass sie hier erscheinen, wenn sie wichtig sein sollten."

Wir sprachen viel über meine Fotografie, was ihm nichts gab, da es für ihn zu leblos und kalt sei. Und zu gnadenlos realistisch. Aber er hat mir mein Hobby nicht madig gemacht: "ich male mit meinen Farben und Du malst mit Licht, ich mit dem Pinsel und Du mit Deiner Kamera."

Heute würde ich sagen, fotografieren ist nicht nur mit Licht zu malen. Wenn Du die Farben im Motiv erkennst und lernst ihre Bedeutung zu lesen, kannst Du die Farbe als ein Gestaltungsmittel nutzen. Manchmal ist es nur die Wahl des Ausschnittes, der ein paar störende Farbelemente am Rand des Bildes ausgrenzt. Das könnte beispielsweise eine störende rote Fahne am rechten Bildrand sein, oder ein nicht passender Farbeffekt unten im Bild. Zu Beginn, wenn Du noch nie auf "sowas" geachtet hast, mag es Dir fremd erscheinen und nicht intuitiv. Ähnlich war es auch mit der Schärfengestaltung oder dem Bildaufbau, der Suche nach Vordergründen oder den Horizont gerade auszurichten. Je mehr Du aber mit der Zeit Dein Auge und Deine Wahrnehmung darauf schärfst, um so leichter werden sie Dir auffallen im Motiv: die Farben. Und Du wirst mit ihnen gestalten, ganz unbewusst oder auch gezielt, um noch schönere Fotos zu erlangen. 


Hier noch ein paar Beispiele, wie Farben wirken: 

 

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Fotofan Jenserich 




lässt den Rost und Verfall auf seinem Foto beinahe nur noch durch die Farbe sprechen.

Hier beherrscht das Rostbraun das Bild fast schon monochrom, wenn da nicht die bläulichen Risse im Rest der Stahlplatte als Komplementärfarbe auftreten würden. Etwas wirkt es so, als ob die blauen Risse versuchen, in das flächige Rostbraun einzufließen.

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Auch hier sind es die zwei Farben im Bild, die nachhaltig zur Aussage beitragen und im Komplementärkontrast zueinander stehen. Es muss nicht immer knall-gelb und tief-blau sein, auch alle dazwischen liegenden Töne im Farbkreis spielen ebenso mit.

Fotofan Jan empfindet Farben ebenfalls als einen häufig schwer zu kontrollierenden Faktor im Motiv. Er hat für sich den Weg gefunden, Farben an den Stellen einfach wegzulassen, um sich besser auf das dann Vorhandene zu konzentrieren. Er nutzt zur monochromen Darstellung die Sepiatönung des entfärbten Originalfotos. Das geht zwar eher in den Bereich des Schwarzweißfotos, ist aber in dieser Rubrik genauso passend. Schließlich möchte Dir Die Fotoschule hier verdeutlichen, wie groß der Einfluss von Farbe insgesamt ist.

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Fotofan Jan 





Monochrome Bilder...

nutze ich gern zu zwei Situationen. Einmal natürlich bei Lost Places oder anderen Orten, bei denen Verfall oder Hoffnungslosigkeit im Vordergrund stehen. Wie diese Ruine in Halberstadt.



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Oder dieses Motorrad, das nirgendwo mehr hinfahren wird.







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Der andere Aspekt ist:
Es kann Ablenkungen aus dem Bild nehmen, in Monochrom oder Sepia zu fotografieren.

Las Vegas ist voller knalliger Farben, alles muss sich überbieten, alles das bunteste und größte sein. Oder man dreht die Belichtung runter und nimmt die Farbe raus.
In der Realität ging dieser Springbrunnen fast schon unter, erschlagen vom Wynn dahinter, den Palmen und allem anderen drumherum.

Auf diesem Bild bekam sowohl der Schriftzug des Hotels als auch der Brunnen eine ganz andere Wirkung für mich.


 

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Fotofan Birgit 











mag es dagegen farbenfroh. Sie sucht nach möglichst farbintensiven Motiven und steigert die fotografierten Farben im Bild gerne im Nachhinein durch Verstärkungen der Sättigung. 

Diese Windspiel in Wismar wird farblich durch den blauen Himmel weiter verstärkt und erscheint schon beinahe leuchtend. 

Stell Dir das Motiv als Schwarzweißfoto vor, es würde seine gesamte Aussage verlieren. In diesem Bild sind es gerade die Farben, die es interessant machen. Natürlich trägt die gewählte steile Perspektive und kleine Brennweite auch dazu bei.  

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Einmal im Jahr findet im Essener Grugapark das sogenannte "Parkleuchten" statt. Auch in den Nachbarstädten Oberhausen im Gasometer oder im Dortmunder Westfalenpark gibt es vergleichbare Farb-Licht-Shows. Bäume, Bauten, Kunstwerke aller Art und eigentlich alles wird zum Einsetzen der Dunkelheit mit unterschiedlichen Farbstrahlern in Szene gesetzt. Dein Spaziergang tagsüber bei Tageslicht dürfte vergleichsweise langweilig werden, aber im Dunkeln, wenn die Farbtöne das Bild beherrschen, wird es wunderschön. 

Ja, es sind die Farben.

Fotofan Jens liebstes Foto-Thema sind die Lost Places und gerade dort stellt sich für ihn häufig die Frage, wie er einerseits mit dem vorhandenen Licht und vor allen Dingen mit den vorgefundenen Farben im Motiv bestmöglich umgehen kann. Morbide Strukturen und fröhliche Farben mögen häufig zu einem Konflikt führen, können andererseits bei entdeckten bunten Graffitis aber auch genau der Kick im Bild sein. Jens arbeitet gerne in Schwarzweiß, da hier nichts von den Spuren, die die Zeit hinterlassen hat, ablenkt. Er hat der Fotoschule seinen entdeckten "Federmann" zur Verfügung gestellt, zwar für die Rubrik "Ein Motiv - Zwei Ansichten", aber seine Arbeiten mit den Farben passen eindeutig hier besser rein: 

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Fotofan Jens 




Der Federmann 

ist ein Graffiti aus einem LostPlace, das ich durch Zufall entdeckte und mich an der verfallenen Wand begeisterte. Ich habe im Fotorucksack immer farbige LED-Lampen dabei, um gegebenenfalls farbliche Akzente setzen zu können. Mit der roten LED brachte ich schon so manche Kaminreste, die ich vorfand, zum Leben und erzeugte so den Effekt von glühenden Holzscheiten.

Bei dem Federmann versuchte ich die beste Stimmung in verschiedenen Farb-Varianten zu erzielen. Diese habe ich mit den oben zu sehenden farbigen Leuchten erzeugt. Das war mal ein Versuch von mir, mit welcher Farbe ich den maximalen Kontrast erzeugen kann. Gefallen hat mir am besten das Blaue, es wirkte schon etwas mystisch in dem alten Gemäuer und ebenso auf dem Foto.

Aber ich bin ein bekennender Fan von Schwarz/Weiß, somit war klar, dass auch davon eine Variante später bei der Bearbeitung am Rechner erzeugt wurde.

Du siehst, Jens hat hier durch den gezielten Einsatz von dem Gestaltungsmittel namens Farbe unterschiedliche Stimmungen erzeugt. Während die rote Variante fast schon versöhnlich herüberkommt, wirkt die blaue Beleuchtung kalt, unheimlich und wie er selber schreibt mystisch. Das sind Wirkungen, die Farben unterschiedlicher Farbtemperaturen hervorrufen (siehe Anfang dieser Rubrik, ich sag nur "Itten"). Und Jens zeigt Dir hier noch was: was Du dann später für Dich daraus machst, ist ganz alleine Dein Ding. So, wie Du es magst, ist es richtig. Jens Ergebnis war am Ende (für ihn ja keine große Überraschung): >> keine Farbe <<. So ein für Dich schlüssiges Ergebnis erreichst Du aber nur, wenn Du Dir der Farben in Deinem Bild bewusst bist.

Das sind die Fotofans aus dieser Rubrik

Schau Dir ihre anderen Fotos auf Instagram, Flickr, Facebook oder der Foto Community an

Wenn Du auf der Suche nach Wassertropfen ganz nebenbei noch ein Foto für das Thema Monochrom mitbringst:

                                                                                  Foto von Fotofan Margit

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