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In letzter Zeit erreichten die Fotoschule zahlreiche Emails zum Thema „Feuerwerke fotografieren“. Entweder gibt es zunehmend mehr Feuerwerke, oder es wagen sich immer mehr Fotofans an das Thema ran. Nicht zuletzt, weil die vorhandene Qualität der Ausrüstung steigt und Aufnahmen in diesem Motivbereich ermöglicht (was nicht zwangsläufig DSLR oder SLT heißen muss…).
Fotofan Heike hat der Fotoschule zu ihren Erfahrungen während der Dresdner Schlössernacht geschrieben. Die Tipps gebe ich gerne weiter:
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Von: Heike Gesendet: 20. Juli 2015 23:39 An: 'Ralfonso (www.ralfonso.de)'
Betreff: Schlössernacht in Dresden
Hallo Ralf,
aus gegebenem Anlass sende ich Dir wiedermal einen herzlichen Gruß aus Dresden und einige Bildchen. Ja, der Anlass ließ sich wie folgt an: ich werde gefragt, kurzfristig, also sofort diesen Samstagabend zum Feuerwerk zum Fotografieren loszufahren. Ähm, Vorlaufzeit von so einer halben Stunde für: Kamerarucksack packen, ne lange dünne Outdoorhose aus dem Schrank kramen um die Mücken nicht so dicht ranzulassen, und - achso ja, ähh - wo finde ich gleich nochmal das Feuerwerksprogramm an meiner Spiegelreflex!? ;D
Das war dann ein klarer Fall für einen hektischen Blick in Deine Fotoschule, und da ich null Erfahrung in Feuerwerke fotografieren hatte, hab ich ganz brav Deine Checkliste befolgt. Was soll ich sagen: YEAH!! Es hat funktioniert!!! :) Einige Bildchen findest Du anhängend.
Ein paar meiner Erfahrungen dazu: während des Feuerwerks im manuellen Modus fotografieren mit der TIME-Funktion und Fernauslösung klappte wunderbar. Die Tatsache, dass wir schon kurz vor der blauen Stunde losgerückt sind, ließ mir genügend Zeit, noch ein bisschen zu probieren und ein Gefühl für die Belichtungszeiten zu entwickeln. Blende 11 hat mir sehr schön scharfe Fotos fabriziert. Belichtungszeiten um eine Sekunde produzierten klares Feuerwerk und ringsrum ganz viel Tintenschwarz. Am besten funktionierten die ganz großen Blumen bei um die 5 Sekunden, da kriegte auch die Umgebung genug Licht mit. Nur zwei Aufnahmen von sehr kompakten Explosionen waren ausgerannt. Man sollte vorher aber schon mal manuell mit Live-View fokussiert und mal manuell belichtet haben, und auch im Finstern ungefähr wissen, wo welche Bedienelemente an der Kamera sind (auch wenn die Kamera hochkant auf dem Stativ hockt! ... ;)) sonst wird´s echt stressig. "Blind" auf unendlich fokussieren ist so ´ne Sache. Das Schloss hatte ich eher vor der Mitte vom Unendlich-Symbol ganz scharf, etwas abhängig von der Brennweite. Da wir zu Anfang noch gutes Licht für den Fokus hatten, hab ich mich schließlich für ca. 40mm (DX) Brennweite entschieden und den Fokusring nicht mehr angefasst.
Und es kam, wie es kommen musste: das Feuerwerk ging wider Erwarten doch unten auf der Elbwiese los, war überraschend nah und stieg viel zu hoch. Wir haben nämlich nicht nur eine von kleinen Hufeisennasen umflatterte Brücke in Dresden. Letztes Jahr wurde das Feuerwerk von den Stadtoberen drei Tage vorher abgesagt, da irgendein Spinn*** wohl einen Wachtelkönig auf der Elbwiese gesehen zu haben glaubte...
Das Bildchen in rot ist demnach nicht etwa beschnitten. Ich finde den Feuerwerksvorhang über dem Schloss aber ganz nett. Erstaunlicherweise ist auch die Umgebung recht hell erleuchtet, was allerdings erst der Rohdatenkonverter zu Tage brachte. Was meinst Du - ist das pic am Ende doch in den Farbtopf gefallen?
In einer kurzen Pause mit wenig Action hab ich dann hektisch ausgezoomt, um mehr Feuerwerk drauf zu kriegen, und die Schärfe korrigiert. Ergebnis: viel Feuerwerk und wenig Schloss. ;) Deswegen ist die Version mit dem dunkelblauen Himmel tatsächlich etwas beschnitten.
Das Bild mit der grünen Wiese hatte einen fürchterlichen Farbstich, und ich hab ´ne ganze Weile probiert, bis ich auf die Idee kam, den Weißabgleich zu bemühen. Er war´s auch. Die Nachbearbeitung hat mir nicht nur deswegen einige Mühe gemacht. Obwohl mit ISO 100 fotografiert und direkt aus der Kamera gar nicht so sehr verrauscht, bringt doch jeder Bearbeitungsschritt das ganze Gebrösel deutlicher hervor. Gleich als erstes zu entrauschen war zumindest hilfreich. Immerhin fabriziert meine D5300 nur sehr feinkörniges Gegriesel, und ich hab mir abgewöhnt, mit der Nase an den Monitor zu stoßen...
Hier also die Bildchen, wie immer mit der Bitte um eine kurze Einschätzung. Wenn Du kritische Anmerkungen dazu hast, schreibst bitte auch.
Danke, dass es Deine Fotoschule gibt, sie hat mir sozusagen den Abend gerettet. :)
Liebe Grüße, Heike
p.s. von meiner Seite noch zwei Anmerkungen:
1. ich hab natürlich in raw fotografiert; ansonsten kannste die Nachbearbeitung knicken. In der jpeg-Version kriegt man die Schatten nicht mehr aufgehellt. Ich hab die D5300 erst wenige Monate und staune immer wieder, wie gutmütig sich der DX-Sensor hinsichtlich Belichtung aufführt. 2. Ich tappe darauf nicht mehr, denn bei mir ist das mittlerweile ein bedingter Reflex geworden, aber für andere Grünhörner wäre der Hinwies vielleicht nützlich: Du hast in deiner Checkliste NICHT stehen, dass man bei Belichtungen über 1/2 Sekunde bitteschön den Bildstabilisator ausschalten sollte ;)
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Heike hat in ihrer Email sehr schön geschildert, wie die Realität doch von der schön durchgeplanten fiktiven Situation abweichen kann. Der Tipp der Fotoschule, sich am besten schon nachmittags den besten Standpunkt auszusuchen, nützt Dir relativ wenig, wenn Du kurzentschlossen los musst und gerade mal genug Zeit hast, Deine Ausrüstung zusammenzusuchen. Und selbst wenn das perfekt gelingen mag, Du genug Zeit hast und alles bis ins Detail planen kannst, schlägt das Schicksal unverhofft zu. In Heike´s Fall fand das Feuerwerk ganz einfach ein paar Höhenmeter tiefer statt und die bunten Farbblüten des Feuerwerks machten sich nicht da am Himmel breit, wo sie es geplant hatte. Ebenso hat sich das Finden der korrekten Schärfe als durchaus schwieriges Unterfangen gestaltet, das sie durch Improvisieren und natürlich durch ihre vorhandene Erfahrung kompensierte. Zwischendurch den Ausschnitt zu verändern ist eins. Dann aber wieder den richtigen Fokus zu finden, das alles in totaler Dunkelheit und in der zeitlichen Hektik des nur kurz stattfindenden Feuerwerks ein anderes. Du achtest auf die richtige ISO-Einstellung und wirst überrascht vom verschrobenen Weißabgleich.
Alles das ist fotografischer Alltag bei noch so guter Planung. Darum empfehle ich besonders die Trockenübungen an Deiner Kamera im Dunkeln des Wohnzimmers. Lerne Deine Kamera in totaler Dunkelheit zu steuern, das vermindert den Stresspegel beim Shooting immens. Heike konnte hier schon auf einige Erfahrungswerte zurückgreifen, die ihr halfen, das Feuerwerk doch noch perfekt auf´s Bild zu bekommen. Heike´s Hinweis, den Bildstabilisator auf dem Stativ auszuschalten ist vollkommen richtig, da er durch sein vermeintliches Stabilisieren des ruhig stehenden Fotoapparates selbst für Verwacklung sorgt. Das steht allerdings an einigen Stellen in der Fotoschule, nur wohl nicht an den richtigen…
Was die Fotos angeht, kann ich nur sagen, dass sich Heike´s verbissener Einsatz mit allen Unwegbarkeiten klarzukommen, sehr gelohnt hat. Mir gefallen alle drei Fotos sehr gut, auch weil das Schloss sehr gut als Bezug im Bild zu erkennen ist. Mein Favorit ist in der Tat die kitschig rote, in den Farbtopf gefallene Version. Was nicht heißt, dass die anderen beiden nicht auch gelungen wären. Die hektische Mühe rund ums Feuerwerk hat sich für Fotofan Heike mehr als gelohnt. Und was >> hektische Mühe << rund ums Feuerwerk im Detail heißen kann, zeigt Heike´s ergänzende Randglosse zu ihrem 34 Sekunden lang belichteten unteren Feuerwerksfoto der drei Fotos oben:
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Von: Heike Gesendet: 29. Juli 2015
Betreff: Randglosse
Hallo Ralf,
beteiligt an der Aktion mit der unfreiwilligen 34 -Sekunden-Belichtung waren in erster Linie das Live-View-Display und die Time-Funktion. Time ist ja ganz einfach: ich drück die Fernbedienung einmal, klick, Verschluss öffnet, ich bestaune den Feuerwerksstern, klick zum zweiten Mal, der Verschluss schließt, die Kamera entrauscht ein bisschen, und fertig ist das Foto. Geht auch noch, wenn ich vor lauter Feuerwerksgeböller das Klicken des Verschlusses gar nicht mehr höre, Live-View hält mich ja auf dem Laufenden... Jedenfalls solange der Akku den Live-View mitmacht...
Pünktlich mit Start des Feuerwerks kriegte der zu Beginn der gesamten Fotosession voll aufgeladene Akku den ersten Schwächeanfall und zeigte nur noch zwei von drei Beinchen an. Und Live-View frisst richtig viel Strom, wenn es ständig aktiv ist. Nach zwei, drei Minuten, ich hatte gerade ausgezoomt, die Schärfe nachgeregelt und der Puls kam langsam wieder herunter, packte der Akku endgültig die weiße Fahne aus. Mit noch einem Beinchen in der Akku-Anzeige schieße ich grade noch so zehn Fotos, aber nur wenn ich Live-View konsequent ausgeschaltet lasse. Muss ich jetzt auch noch erwähnen, dass ich die Kamera über die falsche Seite ins Hochformat gekippt hatte, und der Stativkopf mir das Akkufach blockierte?! Und der Kamerarucksack sorgfältig geschlossen war, damit im Finstern ja nichts rausfällt, und wo war eigentlich meine kleine Lampe? Meine Nerven!
Statt also umzubauen und zu Ende des Feuerwerks damit fertig zu werden, hab ich kurzerhand das Live-View ausgeschaltet und die Kamera mit Time im Blindflug weiter bedient. Naja. Das ging drei Bildchen weit, dann wusste ich nicht mehr, was sie grade macht: Belichtet sie noch, entrauscht sie, oder ist der Akku jetzt ganz runter!? Nach endlosem Herumgefitze kriegte ich dann endlich das Live-View wieder an, und der Akku ließ mich noch zweimal auslösen. Die restlichen Augenblicke des Feuerwerks durfte ich dann völlig stressfrei genießen... ;)
Soweit zu Fotoerfahrungen der besonderen Art.
Irgendwann innerhalb des "Blindflugs" hab ich also versehentlich 34 Sekunden lang belichtet und das noch nicht mal mitgekriegt. Die Belichtungszeit in der Exif hat mich heute wirklich verblüfft. Und das Feuerwerk ist nicht ausgebrannt, vermutlich, da es weit ausgebreitet und sehr dünn aufgefächert war, und sich ja ständig bewegt?
Im Fazit hab ich an dem Abend ´ne ganze Menge dazu gelernt, wenn auch teils unfreiwillig, und obendrein noch einige schöne Fotos mit nach Hause gebracht... :)
Liebe Grüße, und nochmal danke,
Heike
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Als ich Heike´s Zeilen las, musste ich an verschiedenen Stellen grinsen. Nicht, weil Heike sich an jenem Abend ordentlich Stress machte, sondern weil ich mich in den Schilderungen direkt selbst wiedererkannt habe. Auch mit noch so viel Routine, wirst Du Dich in solchen Situationen wiederfinden. Besonders der Hinweis auf den gut verschlossenen Rucksack mit dem Ersatz-Akku, der extra fest zugezurrt war wegen der Dunkelheit; damit nichts rausfällt…(und Du bestimmt im Dunkeln auch nichts rauskriegst).
Bei der Gelegenheit noch ein Hinweis für Fotos mit langen Belichtungszeiten und somit auch für Feuerwerks-Fotos von Fotofan Florian:
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Von: Florian Gesendet: 12. Juli 2015 An: 'Ralfonso (www.ralfonso.de)'
Betreff: Sucher-Deckel
Hallo Ralfonso,
ich war vor 2 Monaten im Urlaub, wo natürlich viele Fotos (manche schön, viele weniger schön ;)) entstanden sind. Dabei habe ich eine interessante Erfahrung gemacht, die ich gerne weitergeben würde, um anderen Fotoschule-Lesern das Leben zu erleichtern. Was ist passiert? Ich habe mit einem Graufilter und Stativ ein wunderschönes Strandfoto gemacht, beim Ansehen habe ich dann leider festgestellt, dass es viel zu dunkel geworden ist. Ich habe dann angefangen an allem möglichen zu suchen und zu zweifeln - nicht zuletzt an der Spiegelreflex, wobei ich mir einfach nicht vorstellen konnte, wie durch den Graufilter die Belichtungsmessung gestört werden kann.
Die Lösung ist mir dann nach einigem Nachdenken doch gekommen: Das Licht ist durch den Sucher, also "von hinten" auf den Belichtungsmesser eingefallen und hat dadurch die gesamte Messung verfälscht. Um das zu verhindern kann man den Sucher abdecken oder einfach den Live-View-Modus aktivieren, weil dadurch der Spiegel hochgeklappt wird.
Viele Grüße
Florian
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Das von Florian beschriebene Problem des indirekten Lichteinfalls kann Dich auch bei Nachtaufnahmen oder bei Feuerwerksfotos treffen. Damals zu analogen Zeiten gab es zu jeder Spiegelreflexkamera einen Sucher-Abdeck-Deckel, der an dem Tragegurt der Kamera befestigt war. Den konntest Du einfach auf den Sucher schieben und er verdunkelte diesen Lichteinfallsweg. Bei DSLR ist das leider aus der Mode gekommen, das Problem ist aber auch bei den digitalen Systemen das gleiche. Extreme Probleme bekommst Du, wie Fotofan Florian schildert, bei sehr hellem Umgebungslicht und stark verdunkeltem Objektiv. Teilweise selbst beim Einsatz eines Polfilters, wenn Dein Auge nicht den Sucher verdeckt. Übrigens gibt es die Probleme nur bei DSLR und spiegelgesteuerten Systemen. Abhilfe schafft die Umstellung auf den Live View bei den Kameras, die dann den Spiegel hochklappen und den Lichteinfall verschließen (wie es Florian vorschlägt). Es geht natürlich auch mit einem nachträglich gekauften Sucher-Deckel oder einem dunklen Schal oder Halstuch, das Du über den Sucher legst.
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HIER beginnt Die Fotoschule, klick Dich Seite für Seite weiter, wie in einem Buch und lies von Anfang an.
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Zu Deiner Orientierung auf den Seiten von Ralfonso online:
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Wenn Du diese Seite ausdrucken möchtest, wird Dir vermutlich das Seitenlayout etwas Sorge bereiten. Die Darstellung der Fotoschule ist auf das Online-Medium abgestimmt, nicht auf den Druck. Ich empfehle Dir Das Buch der Fotoschule als eBook, das druckfertig formatiert ist und obendrein keine Navigations-Schaltflächen und Seitenhinweise trägt. Da macht nicht nur das Drucken Freude, sondern auch das Offline-Lesen auf allen gängigen eBook-Readern (in ePub + mobi), PC´s, Netbooks, iPad und entsprechenden Smartphones (HTC, iPhone, Galaxy, Xperia etc.). Hier findest Du per Klick weitere Infos.
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