Winter am Strand

.... wenn das Meer zu Eis gefriert ....

Dank meiner Fotoserien Prerow und Darß in der Digital-Fotogalerie wurde Fotofan Margit, alias Seestern auf Die Fotoschule aufmerksam. Das ist besonders schön, denn sie hat eine sehr gelungene Serie von Winterimpressionen an der ostdeutschen Ostseeküste rund um Prerow in ihrem Fotoarchiv. Freundlicherweise möchte sie ihre Bilder mit anderen Fotofans teilen und so bekommt
Die Fotoschule eine prächtige Bereicherung an Bildern, die den Winter am Meer zeigen. Anders, als die verschneiten Motive im Sauerland oder in den Bergen, dominiert hier das Element Wasser in seinem harten Kampf gegen tiefste Temperaturen. Sich langsam aufbauende Eisschichten formen die alltäglichen Gegebenheiten des Strandes zu abstrakten Gebilden, romantische Seebrücken werden zu gefährlichen Eisrampen und Strände zu zerklüfteten Gletschern.

seestern1804@online.de

Ein Motiv, das für sich schon einzigartig ist. Hier würde vermutlich schon aufgrund des Inhalts ein einfaches Foto eine gewisse Aufmerksamkeit erzielen. Fotofan Margit ging aber einen Schritt weiter, um aus dem schönen Motiv ein besonderes Foto zu machen. Sie wählte den Ausschnitt so, dass ein Bezug zum Hintergrund entsteht und der Betrachter die zugefrorene Ostsee und den in der Ferne liegenden verschneiten Strand erkennt. Dazu ging sie in die Hocke, um nicht den "von oben runter Blick" zu haben. Was das Bild aber ganz besonders ausmacht, sind die Sonnenstrahlen der schräg stehenden Sonne, die das Foto besonders plastisch macht. Wie man so schön sagt: dadurch erscheint die vereiste Bank in einem anderen Licht...



 Fotofan Margit vereint bei ihren winterlichen Streifzügen am Strand von Prerow (MVP) gleich mehrere wichtige Faktoren. Sie hat ein Auge für Motive, zeigt entsprechenden Einsatz und klettert durch den Schnee und über Eisflächen zum idealen Fotostandort für ihr Motiv (das sie bereits vor dem Auslösen im Kopf hatte) und fotografiert hauptsächlich zu Zeiten, wenn die Sonne bereits schräg steht (Stichwort:
Goldene Stunde). Das Ergebnis zeigt sich in jedem einzelnen ihrer Fotos: die Bilder wirken farbenprächtig, die Momente sind punktgenau gewählt und das Bild zeigt, was es zeigen soll (nicht mehr und nicht weniger!).


Nicht nur am Strand zählt ein Faktor bei Winterfotos ganz entscheidend: Dein Einsatz.
Zugegeben, es ist meistens kalt (oft auch saukalt), zusätzlich beschwerlich überhaupt vorwärts zu kommen und lange hell ist es auch nicht. Wenn Du Dir die Fotos von Margit einfach mal in Hinsicht auf das Umfeld des Entstehens anschaust, wirst Du bemerken, dass sie einiges auf sich genommen hat, um ihren Fotostandort zu erreichen. Sie hat eine spiegelglatte Seebrücke erklommen, wagte sich an die hochspritzenden Wellen heran, wanderte über schneebedeckte Dünen und harrte für manche Fotos eine ganze Weile an Ort und Stelle aus.

Darum:
besondere Fotos erfordern einen besonderen Einsatz

seestern1804@online.de

Ein echtes Bravur-Stück!
Glück ist sicher die bedrohliche Zeichnung des Himmels, Zufall dass Fotofan Margit gerade jetzt ihre Winterimpressionen einfangen möchte, sicher nicht. Sie wagte sich auf die vereiste Seebrücke und behielt trotzdem die Nerven, ihr Bild genau zu gestalten. Der Aufbau, dass das Geländer schön in das Bild hineinläuft, die Sonnenstrahlen, die auch diesem Foto eine kontrastierende Zeichnung zum dunkel verhangenen Himmel geben und die punktgenaue Schärfe auf die Eiszapfen geben diesem Bild, neben der guten Sättigung, eine einzigartige Wirkung.


Fotofan Margit schreibt zu ihren Fotos:

“Ich schicke Dir nochmal ein paar Winterimpressionen der letzten zwei Jahre rüber. Die meisten entstanden ein einem Sonntagnachmittag bei minus 10 Grad zwischen Prerow und Zingst. Da war ich ganz allein am Strand und fühlte mich wie im Paradies - blauer Himmel, Schneeberge und vereiste Buhnen. Irgendwann kam noch ein Ehepaar, wobei es kurze Zeit später mächtig krachte und der Mann, weil zu weit vorne gewesen, mit dem vorderen Eisberg `nen Abgang ins kalte Wasser geflogen ist. Der hatte es dann mächtig eilig, denn er mußte dann zu Fuß nach Zingst, da die Parkplätze zu der Zeit damals alle nicht befahrbar und zugeweht waren.

Das Foto mit der Eisbank war auch eine gefährliche Sache, denn die gesamte Seebrücke war mit einem dicken Eispanzer überzogen. Man hätte sich, wenn man ausgerutscht wäre, auch nicht am Geländer festhalten können - siehe Bild -. Und 5 Minuten später wurde die Seebrücke dann auch aus diesem Grunde gesperrt. Hinzu kam, dass durch die Wellen schon so einige Holzbohlen hochgedrückt worden sind, dass sie im hinteren Bereich nicht mehr begehbar war.

Die Eisbank lädt nicht gerade zum Sitzen ein, weil-so wie man sich raufsetzt, rutscht man ab zur anderen Seite und liegt unten, lach. Viel schlimmer war der Weg auf der vereisten Seebrücke, den man wohl "wie Oma Gerti" im hohen Alter gehen konnte-Schritt für Schritt.

Die vereisten Buhnen sahen fast jeden Tag anders aus, und das auch wieder am Ahrenshooper Strand anders als zwischen Zingst und Prerow. Je nach Windrichtung und durch die hohen Minustemperaturen gefroren das Wasser und der Eisbrei unterschiedlich. Die Brandung hört sich dann auch ganz anders an-tiefer, grollender, aber irgendwie weicher durch die Trägheit der Bewegung des Eisbreis.”

seestern1804@online.de

Der Blick für´s Wesentliche...
Wieviele Strandwanderer sind an diesem Tage wohl achtlos an diesem kleinen Kunstwerk vorbeigegangen, ohne es wahrzunehmen? Fotofan Margit wählt auch hier wieder die tiefe Fotoposition, geht an das Motiv heran (auch wenn die Schuhe nass werden) und setzt die optischen Gesetze der gewählten Brennweite zielgerichtet ein. Im Klartext, sie nutzt das Tele mit 150mm Brennweite und blendet komplett auf. Dadurch verschwimmt das Meer im Hintergrund und das Eiskunstwerk von Mutter Natur tritt bildbestimmend in den Vordergrund. Hinzu kommt der Bildaufbau in Richtung des Goldenen Schnittes und eine wirkungssteigernde diagonale Ausrichtung (und die im Prinzip noch zum Sonnenlicht hin). Könnte man es besser gestalten? Ich wüsste nicht, wie...

seestern1804@online.de

Hier spritzt das eisige Wasser. Und das fühlt der Betrachter förmlich. Bedingt durch die Eisschichten im Vordergrund und der besonders kurz gewählten Verschlusszeit (1/500sec = Wasserspritzer werden als Tropfen auf dem Bild gestochen scharf eingefroren) wird hier der Kampf zwischen Wasser und Eis besonders deutlich. Auch dieses Foto lebt von der geschickt gewählten Perspektive, Margit ging in die Knie und steigerte so die Wirkung der offenen See. Etwas Glück gehört natürlich auch dazu, dass der Himmel so schön gezeichnet ist und scheinbar zum Horizont in die Tiefe läuft. Berechnung ist jedoch, bewusst das Weitwinkel einzusetzen und dafür nah an die Wasserkante heranzugehen. Auch auf die Gefahr hin, nass zu werden. Damit sind wir wieder beim Thema: Einsatz zeigen!

seestern1804@online.de

Wenn Du Dich in der Digital-Fotogalerie schonmal länger aufgehalten hast, wirst Du sicher meine heimliche Vorliebe für Holz-Poller am Strand entdeckt haben :-)
Aber so dramatisch in Szene gesetzt habe ich sie noch nie gesehen. Vielleicht sollte man das Bild "The Wall" nennen. Fotofan Margit setzt hier gekonnt um, was ihr im Kopf umher schwirrt. Eine Poller-Reihe, die sich macht- und kraftvoll den Widrigkeiten der Kälte entgegen stemmt und erhaben über dem Meer schwebt. Hervorragend ist der Aufbau des Bildes, die Poller ziehen sich durch das Bild zu einem Fixpunkt in der Ferne zusammen. Die Farben ergänzen sich im Ton (Himmel, Poller, Wasser), das Gewicht der Eisschichten mag man als Betrachter fast erfühlen. Sehr gut ist auch hier wieder der tiefe Fotostandpunkt, was die Poller viel größer erscheinen lässt, als sie tatsächlich sind.

seestern1804@online.de

 Vermutlich werden die Einwohner von Ahrenshoop Fotofan Margit knutschen, für das Foto. Der Kontrast von dunklen Wolken und Sonnenschein, der Bildaufbau und die eingefangene Stimmung (auch hier ist es gerade das Licht der Goldenen Stunde, das durch die langen Schatten für eine deutliche plastische Wirkung sorgt) zeigen einmal mehr: verträumte Schneelandschaften sind nicht auf die Berge reduziert. Kuschelig und winterlich ist es auch an der Ostsee.

seestern1804@online.de

 So sieht ein Sonnenuntergang am vereisten Strand der Ostsee aus, wenn das Wasser gegen Eisschollen kämpft. Auch hier ist wieder die gezielte Gestaltung das "A" und "O" des Bildes. Der tiefe Standpunkt, das Ausharren in der Kälte, der gekonnte punktgenaue Druck auf den Auslöser als das Wasser der brechenden Welle hochschnellt und die kurze Verschlusszeit von 1/400 sec. sind die bildgestaltenden Elemente, die das Foto von anderen Sonnenuntergangsfotos am Meer abheben.

seestern1804@online.de

 Bei der Qualität von Margits Fotos mag man gar keine Kritik üben, so hoch hat sie die Messlatte geschoben. Für so ein Bild würde so mancher Fotofan einiges geben. Verschlusszeit, Lichtführung (Sonnenuntergangslicht) und das Einfangen der Möwen über dem strukturierten vereisten Strand sind gekonnt umgesetzt. Einziger Kritikpunkt: leider verdeckt die Gischt die Vögel, was etwas stört. Aber wie ich schon sagte: Kritik an einem nahezu perfekten Bild ist schon etwas Spezielles.

seestern1804@online.de

 Ein wahres “Ralfonso-Paradies”, Poller bis zum Horizont :-)
Margit hat mich ganz nebenbei auf den richtigen Namen hingewiesen: Buhnen.
Wie auch immer, hier zeigt sie den Blick für eine gekonnte Perspektive. Durch den Einsatz des Teles verdichtet sich der Raum optisch und die Poller (ätsch) rutschen zusammen, als wären sie ein Kamm. 

seestern1804@online.de

 Muscheln einmal anders...
Auch der Blick auf´s Detail, oder das Kleine im Leben kann die Quelle für gelungene Fotos sein. Eiskristalle in allen Variationen lassen das Herz eines jeden Makro-Fans schneller schlagen.

 Neben den örtlichen Gegebenheiten (wäre die See nicht so vereist gewesen und hätte es nicht so arg geschneit), die Margits Fotos natürlich nachhaltig gestalten, hat sie gleich zahlreiche Aspekte der Fotografie beachtet. Margit bestätigt die These, dass es nur wenige fotografische Grundregeln sind, die gekonnt eingesetzt und mit einer guten Portion Kreativität und dem fotografischen Auge eingesetzt, zu besonderen Fotografien führen. Und dazu gehört nicht das oft geforderte "Muss" einer DSLR. Margit hat diese Fotos mit einer Prosumer / Bridge fotografiert (DSC-HX1). Nicht die Kamera macht das Bild....

Zusammenfassend nochmal die wichtigsten Regeln, die Margit beachtet hat:

 
 
1. "Rangehn"      --> sie füllt das Bild mit dem Motiv und lässt Unwichtiges weg
 2. Einsatz zeigen   --> auch und gerade im Winter heißt es sich zum richtigen Fotostandpunkt durchzukämpfen
 3. Bildgestaltung   --> Perspektiven geschickt nutzen, ins Bild hineinführen und abbilden, was im Kopf bereits real ist
 4. "Auf die Knie"   --> ein tiefer Fotostandpunkt bewirkt manchmal Wunder
 5. Lichtgestaltung  --> Farbsättigung, Farbabstimmung und gekonnter Einsatz des vorhandenen Lichtes
 6. Goldene Stunde  --> wenn die Sonne schräg steht, wirkt das Licht wärmer und lange Schatten lassen das Bild plastischer erscheinen
 7. Goldener Schnitt --> viel diskutiert, aber Margit zeigt es: die Fotos werden spannender
 8. Perspektive     --> Beispiel Poller, Diagonalen nutzen erzeugt Tiefe und hält das Auge des Betrachters am Bild fest
 9. Belichtung      --> überlegtes Einsetzen von Verschlusszeit und Blende führt zu besonderen Ergebnissen (Wassertropfen s.o.)
10. Schärfentiefe    --> Hervorheben des Bildwichtigen durch unscharfen Hintergrund, oder umgekehrt alles knackig scharf abbilden
11. Das offene Auge --> Du musst die Motive ganz einfach auch sehen...
12. Makro         --> Der Blick für´s Kleine ist eine besondere Motivquelle, gerade im eisigen Winter
 

Margits Fotos sind genau deshalb von einer so durchgängig hohen Qualität:
sie hat diese Punkte in jedem Bild umgesetzt. Und damit sind wir wieder beim Winterfoto. Keiner der genannten Tipps ist beschränkt auf die Ostsee. Ich bin sicher, Fotofan Margit würde in den Bergen ähnliche Bilder fotografieren; mit jeder Kamera. Ihre Fotos sind theoretisch mit jeder heute verfügbaren Digicam umzusetzen. Bei keinem Bild müsstest Du sagen: "das kann ich leider nicht so fotografieren, weil....".

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E.T. an der Ostsee...
Und so wie´s aussieht, ist ihm kalt. Die kleine Eiszeit an der See bringt aber noch ein paar merkwürdige Gestalten hervor, zum Beispiel die Buhnen-Frauen:

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Und bei Winterfotos ganz wichtig:

schön warm einpacken

Fotofan Jens zeigt vollen Einsatz

Auch im Winter und nicht nur im Juli bei schönstem Sonnenschein ist Dein Einsatz für besondere Fotos gefragt. Fotofan Jens hatte die Idee, das schöne Schloss Moritzburg in einer passenden Winter-Idylle aufzunehmen. Dafür wollte er den Schnee des zugefrorenen Sees perfekt in Szene setzen. Um den Ausschnitt, die Sonne, die dadurch entstehenden harten Kontraste und natürlich das Schloss selbst so zu fotografieren, wie er es vorhatte, musste er tief runter. Mit den passenden Winterklamotten war das keine Frage und kein Problem für ihn.

Besondere Fotos erfordern eben auch einen besonderen Einsatz...

Schloss Moritzburg von Fotofan Jens fotografiert

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