Filter

....die kleinen Zaubergläser vor´m Objektiv....

Jene kleine Glasscheibchen vor dem Objektiv scheiden die Fotografen in zwei Lager. Die einen finden sie unabdingbar, die anderen verpönen sie. Allenfalls lassen sie noch einen UV- Filter als Objektivschutz gelten. Ich gehöre zum zweiten Lager und halte 90 % der Filter für Quatsch. Am schlimmsten finde ich diese Dinger, die Sternchen und Spiralfarben aufs Bild bringen sollen. Grausig. Selbst wenn der Effekt einmal gut auf einem Foto wirken sollte, ein zweites Mal dergleiche Effekt wirkt auf mich langweilig. Ein teurer und überflüssiger Spaß. Diese Einschätzung ist sicherlich subjektiv und jede Menge Leute werden das völlig anders sehen.
Soissas, jeder wie er mag....

Allerdings habe ich meine vier Spezies:


Polfilter
 


UV- Filter
 


Graufilter
 


Vaselinefilter
(den gibt’s gar nicht, erkläre ich aber weiter unten im Text)


Vergütung von Filtern
 

Ach ja, Tante Gerti sagt immer das Polfilter, ich immer der Polfilter. Wie Du siehst, ist es genauso schwer, wie beim elektronischen Briefverkehr: die Email oder das Email.
Nun, um Tante Gerti nicht immer im schlechten Licht stehen zu lassen, sie hat Recht. Es heisst in der Tat das Polfilter und nicht der Polfilter. Ich sags aber schon mein Leben lang falsch und kann mich nicht dran gewöhnen...
(wechseln´se´ma beim Ölwechsel auch das Ölfilter....)

Mein Lieblingsfilter und der Filter, den jeder besitzen sollte (auch die militanten Filtermuffel), ist der Polfilter.
Zur technischen Beschreibung:

er sorgt für eine höhere Farbsättigung und beseitigt nichtmetallische Reflexe.

Genau! Und das Beste daran ist, daß er das auch wirklich macht.
Viele Dinge werden einem versprochen, die Kaffeemaschine verkalkt nicht mehr, wenn ich den Ionentransformer neben den Vogelkäfig lege und das Spülmittel spült das Geschirr schon ganz allein. Aber der Polfilter sorgt wirklich für reinere und kräftige Farben und er beseitigt Reflexe wirklich. Klar, man muß sich an ein paar physikalische Spielregeln halten, aber ansonsten klappt das prima.

Ich werde in
Der Fotoschule nicht auf die technischen Hintergründe, wie unterschiedliche Schwingungsachsen des Lichtes eingehen, sondern vom Einsatz des Polaristionsfilters schreiben. Wen die Technik interessiert, der sollte auf den Seiten der Filterhersteller vorbeischauen und sich dort informieren.
Den Effekt des Polfilters kann man live verfolgen, wenn man ihn vor dem Objektiv dreht (die meisten bestehen aus einer in sich drehbaren Fassung). Richtest Du Deine Kamera beispielsweise am Strand bei sonnig blauem Himmel auf das grünblaue Meer aus und drehst am Polfilter, wirst Du baff sein, was geschieht. Bei einer bestimmten Drehung wird der Himmel plötzlich tiefblau, der dunstige Strand leuchtend weiß und das milchige Meer glasklar.

Ist kein Witz, ist Physik und auf den Fotos unten als Beispiel zu sehen.

Der Polfilter unterdrückt einfach nur das Streulicht in der Luft, das Reflexlicht im Wasser und des Strandes. Du erhältst ein Foto höchster Farbbrillianz und tiefer Sättigung mit hartem Kontrast. Der Sucher der
Spiegelreflexkamera zeigt den gegenwärtigen Effekt am deutlichsten, auf dem TFT- Display der Digitalen kommt das schon schwächer rüber.

Du solltest bedenken, ob Du immer den höchstmöglichen Filtergrad einstellst. Einerseits ist der Himmel dann manchmal schon fast schwarz und das Foto poppig bunt, andererseits schafft der Bildsensor oft nicht den
Kontrastspielraum des Bildes. Optimal für den Polfilter ist der Diafilm. Hier bleibt die Brillianz am ehesten erhalten. Das Zusammenspiel von Polfilter und meiner damaligen
Dimage 7 Digitalcamera war aufgrund der extremen Kontraste am Meer leider nicht so erfolgreich. Der Chip hat den gelieferten Kontrast nicht umsetzen können. Die Dynax 5D (
DSLR) oder Sony Alpha 65 schafft es dagegen problemlos, den optischen Happen des Polfilters zu schlucken.

Am Strand der Playa Bonita auf Samana
Auf Menorca

Klick auf´s Foto vergrößert

Die vier Fotos oben entstanden alle auf Menorca per DSLR und Polfilter. Insbesondere beim Wasser kannst Du gut erkennen, wie der Polfilter wirkt. Die unterschiedlichen Tiefen des Meeres sind kontrastreich und deutlich zu sehen. Das entsteht durch den Wegfall der Reflexe der Wasseroberfläche. Das Hafenbild oben zeigt sehr schön, wie der Polfilter den Himmel und besonders die Wolken sauber darstellt
(
Klick auf´s Bild, um Dir die Vergrößerung anzusehen).

Die beiden folgenden Fotos unten sind zwei Beispiele für den typischen Einsatz des Polfilters. Der Himmel ist deutlich blau und klar, das Meer schimmert in schönen natürlichen Farben. Leider habe ich keine Vergleichsbilder ohne Filter, denn als diese Fotos entstanden, habe ich noch nicht über irgendeine Fotoschule nachgedacht :-))

Am Strand der Playa Bonita auf Samana

Diese Fotos stammen aus meiner Serie “Karibik” in der Digital-Fotogalerie.
Per Klick auf´s Foto gelangst Du dorthin.

Am Strand des Cacao Beach Resort

Auf dem Bild rechts kannst Du im oberen linken Bereich sehen, wie der Himmel langsam schwarz zuläuft.

 Hier habe ich es mit dem Einsatz des Polfilters ganz einfach übertrieben und das Bild dadurch verdorben. Solche Abschattungen treten übrigens ähnlich sichtbar auf, wenn Du zwei Filter übereinander vor´s Objektiv schraubst (z.B. UV- Filter plus Polfilter davor) und dann im Weitwinkelbereich fotografierst. Dann wirft das Filtergewinde halbrunde Abschattungen an den Bildrändern auf´s Foto.

Ein weiterer Aufgabenbereich des Polfilters sind Motive hinter Glasscheiben.

Mit Polfilter kannst Du die Mona Lisa in ihrem Glaskäfig im Pariser Louvre ohne Reflexe fotografieren; ohne Filter spiegelt sich leider Tante Gerti neben Dir im Glas. Übrigens ist ein Winkel von ca. 40 Grad zum Motiv und eine eher längere Brennweite für gutes Gelingen zu empfehlen. Mehr zu diesem Thema erfährst Du per Klick HIER.

Aber denk dran, setze den Filter mit Überlegung ein. Ein Meer kann “gepolfiltert” auch völlig fremd wirken, wenn ein Boot darauf förmlich im Nichts schwebt.

Manchmal sind Reflexe auch gut und notwendig.

Gomdeln in Venedig

Fotofan Ralf-Carlos hat mich in einer Nachricht darauf hingewiesen, daß ein Polfilter nicht nur im Bereich der Landschaftsfotografie prima zu gebrauchen ist:

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Feedbackformular vom 16.06.2008 um 22:47:36
an Ralfonso

Email:    webmaster@xxxx.de
Name:    anonymisiert
-----------------------------------------------
Vorname:  Ralf-Carlos
-----------------------------------------------
Kommentar:  

Hallo, zum ersten eine gute Homepage, die ich noch öfter besuchen werde. Und prima Bilder natürlich auch. Ich selbst bin Brachialfotograf - Knipse geschnappt und ab in die Landschaft - habe also nicht halb soviel Ahnung wie Du. Trotzdem ist mir aufgefallen - oder ich war zu blöd es zu lesen - dass Du bei den Polfiltern etwas wichtiges vergessen hast - wobei ich nicht klugscheißerisch wirken möchte.
Der Polfilter macht sich auch beim Fotografieren von Autos, Motorrädern, Flugzeugen (besonders Alu poliert - wie B-25 der Red Bulls) usw. sehr gut. An Stellen wo der Lack durch die Sonneneinstrahlung heller wirkt, wird die Farbe um einiges satter. Natürlich ist es auch hier keine Wunderwaffe, Glanzpunkte an Ecken oder Rundungen werden zweifelsfrei bleiben. Mir erscheint es jedoch zweckmäßig, dies im entsprechenden Bereich Deiner Homepage mit anzumerken. Ich selbst fotografiere mit einer EOS 20D.

Viele Grüße aus Taubach und immer ein dünnes Wölkchen vor der Sonne 

wünscht Ralf-Carlos

 - Weiter so!
 

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Das will ich hiermit nun schnell nachholen (wobei es oben erwähnt ist :-)), allerdings funktioniert der Polfilter nicht auf unlackierten metallischen Oberflächen. 


Alle Fotofans, die noch zusätzliche Fragen zum Polfilter haben und genaue Anleitungen suchen, finden sicher in meinem Polfilter Special, was sie bisher vermissten.
 

Polfilter Special

Der Immerdraufunddabeifilter ist der UV- Filter.
Er soll Verzeichnungen, verursacht durch den UV- Anteil des Lichtes, eliminieren. Ob er das tut, habe ich an meinen Fotos noch nie so richtig feststellen können. Der UV-Filter hat aber einen prima Nebeneffekt. Er sitzt vor der Frontlinse Deines, meistens recht teuren Objektives. Kratzt Du mal an etwas scharfkantigem vorbei und triffst dummerweise die Front Deiner Kamera, ist es ohne Filter geschehen um Dein Objektiv und oft auch um die gesamte Kamera (falls das Objektiv fest eingebaut ist). Triffst Du den Filter, kannst Du ihn für 20 € ersetzen. Wasserspritzer, Sand und Staub bleiben ebenfalls von der vergüteten Frontlinse des Objektives fern.

Also: kaufen und draufmachen; das Kondom für Dein Objektiv, Safer Foto.

Dir wird vielleicht so mancher Fotohändler einen Skylightfilter alternativ zum UV- Filter angeboten haben. Um den Fotoamateur richtig verwirren zu können, gibt es neben den zehn verschiedenen Vergütungsvarianten des Filters auch noch eine Klassifizierung in Skylight 1A und Skylight 1B.

Skylight 1B ist etwas stärker gefärbt als 1A und somit etwas stärker ins Bild eingreifend, was aber, wenn überhaupt, nur bei Diafilmen etwas bemerkbar ist. Brauntöne, Landschaften und Portraits werden etwas wärmer wiedergegeben. Der Einfluß des Filters ist insgesamt aber gering, also keine Wunder davon erwarten (wie es gerne in den Herstellerbroschüren dargestellt wird...).
Der größte Nutzen eines solchen Filters ist die Tatsache, daß er als Kondom des teuren Objektivs vor Kratzern und Schmutz auf der Frontlinse schützt.
Ich habe immer einen Skylight 1B auf meinen Objektiven montiert und wohl nur deshalb, weil sich Skylight irgendwie besser anhört, als UV ;-)

Farbliche Einflüsse der leichten Färbung sind übrigens auf Fotos mit digitalen Kameras nicht sichtbar, egal ob SLT, Sytemkamera, DSLR oder Bridge. Der Skylightfilter ist eher ein Filter aus der analogen Filmwelt und in der digitalen Zeit inzwischen so gut wie ausgestorben.


Der Vaselinefilter
Davon habe ich mal vor vielen Jahren (noch in meinen analogen Zeiten) in einer Fotozeitung gelesen. Man nehme einen UV- oder Skylightfilter (den solltest Du aber über haben, denn er ist nachher nicht mehr so einfach als ein solcher zu gebrauchen) und etwas handelsübliche Vaseline. Dann fettest Du den Filter am Rand der Linse vorsichtig dünn ein und läßt den inneren Bereich der Linse kreisförmig aus. Das führt, vor Dein Objektiv gesetzt, zu dem typischen “Hamilton- Effekt”.
Die Fotos werden nach außen hin leicht softig, während der innere Bereich scharf abgebildet wird. Der Effekt wirkt am besten bei Portraits und in Verbindung mit einem leichten bis starken Teleobjektiv. Probiere ruhig unterschiedliche Vaselinestärken und Einfettungsbereiche aus.
Wenn es Dir nicht gefällt, wischst Du es einfach wieder ab.

Allerdings gilt auch hier das oben Gesagte: mehrfach eingesetzte gleiche Bildeffekte wirken schnell langweilig.
Der Vaselinefilter ist ebenso ein Relikt aus analogen Filmzeiten, als es noch nicht möglich war, optische Bildeffekte am PC auszuprobieren. Heute wirst Du derlei Effekte mit digitalen Filtern und Unschärfe-Zonen digital im Handumdrehen erreichen. Manche Kameras und nicht zuletzt die fototauglichen Smartphones bringen entsprechende Motivprogramme oder Apps gleich als Bordwerkzeug mit. Ich erwähne den Filter aber trotzdem, da ein optisch vor der Frontlinse des Objektivs erreichter Effekt immer etwas anderes ist, als diverse digitale Nachbearbeitungen am PC. Das gilt übrigens nicht nur für den Vaselinefilter, sondern insbesondere auch für den Polfilter.

In der Lüneburger Heide mit Vaselinefilter fotografiert

 
Graufilter / Neutralgraudichtefilter / ND-Graufilter / ND-Filter / Neutral-Density
Grauverlauffilter


Die Zeiten ändern sich, es gibt viel mehr mutige und experimentierfreudige Fotofans, als noch vor ein paar Jahren. Zu Zeiten des Filmes war der kreative Filter für den ambitionierten Fotofan ganz klar der Polfilter. Es gab nur wenige Möglichkeiten, die Sättigung und Reflexe im fertigen Negativ zu bearbeiten. Da ist man dementsprechend vorher (also vor dem Drücken des Auslösers) bewusster mit dem Motiv und den Filtermöglichkeiten umgegangen. Heutige Bildverarbeitungsprogramme versuchen den Polfiltereffekt durch ausgetüftelte Algorithmen digital ins fertige Foto zu zaubern, was manchmal tatsächlich mit einem beachtlichen Erfolg gelingt.

Als echter Newcomer im eher aussterbenden Segment der „aufgeschraubten Filter“ im Bereich der Digitalfotografie hat sich der
Graufilter einen Platz im Foto-Rucksack erkämpft. Und was wäre ein echter Newcomer, wenn er nicht gleich unterschiedlichste Namen mit ins Spiel bringt:

Graufilter / Neutralgraudichtefilter / ND-Graufilter / ND-Filter / Neutral-Density.

Fünf Namen für ein- und dieselbe dunkle Glasscheibe, das ist mal ein Einstieg. Graufilter gab es damals schon, auch die Fotofans des letzten Jahrtausends kämpften mit dem unerwünschten Zuviel an Licht, da unterscheidet sich die Filmfotografie nicht von der Digitalfotografie.
Die Digitalfotografie macht aber einerseits mutiger und zeigt andererseits direkt den produzierten Erfolg auf dem Display. Musste ein Fotofan damals eine gute Woche warten, um zu sehen, dass er doch besser zwei Belichtungsstufen kürzer oder länger hätte einstellen sollen, korrigiert der digitale Fotofan direkt am Motiv. Blieben Langzeitbelichtungen mit allen wunderbaren fotografischen Ausdrucksarten eher dem versierteren Fotofan vorbehalten, gibt´s heute das „Blaue-Stunde-Motivprogramm“ im Smartphone als 85. Foto-Effekt-App gratis obendrauf.

Wofür brauchst Du dann den Filter mit den vielen Namen?

Das erwähnte „Blaue-Stunde-Motivprogramm“ im Smartphone als 85. Foto-Effekt-App stößt schnell an optische Grenzen, die Du auch durch alle manuellen Kniffe mit der 11.000,-- € - Super-Booble-Monster-DSLR nicht überwinden wirst.
So eine optische Grenze ist übrigens ruckzuck erreicht:

versuche eine Langzeitbelichtung mit einer geringen Schärfentiefe im Sonnenschein…

Und Ende.

Damit es an dieser Stelle nicht endet, gibt’s Sonnenbrillen für Deinen Sensor. Wenn Du an den Wunschwerten (Blende, Verschlusszeit und ISO) in der Kamera nichts verändern willst, musst Du dafür Sorge tragen, dass Dein Motiv nicht mehr so hell ist. Dafür gibt es Graufilter. Graufilter erzeugen eine gleichmäßige und farbneutrale Abdunkelung im Bild, ein Graufilter absorbiert Licht, ohne seine Farbzusammensetzung zu beeinflussen.

Bei der Gelegenheit:
ein Graufilter kann nicht das Grau aus Deinen Fotos filtern und Deine Fotos bekommen somit weder leuchtende Farben, noch verschwinden damit Farbstiche. Er filtert keine Wellenlängen, polarisierendes Licht oder UV-Strahlung. Alles was der Graufilter kann, ist es etwas dunkler zu machen auf Deinem Sensor.

Durch längere Verschlusszeiten kannst Du Wasser schön fließend darstellen, ein Graufilter hilft Dir dabei am Tag das vorhandene Licht zu reduzieren.

Einen Graufilter gibt es in unterschiedlichen Stärken, so wie es bei Sonnenbrillen diverse Tönungen gibt: sie besitzen z.B. den Verlängerungsfaktor 2, 4 oder 8, auf den Filterfassungen wird dazu die Bezeichnung "ND 2X", "ND 4X" oder "ND 8X" angegeben. So gewinnst Du bei einem 2x- Filter eine Belichtungsstufe, bei 4x zwei Belichtungsstufen und bei 8x drei Belichtungsstufen.

Zusätzlich zu den festen Tönungen der einzelnen Filter gibt es auch variable Graufilter, die ähnlich aussehen, wie zirkulare Polfilter. Sie bestehen aus zwei voreinander liegenden Gläsern, die je nach Drehung unterschiedlichste Verlängerungsfaktoren ermöglichen.


Was ist der Unterschied zwischen einem Graufilter und einem Grauverlaufsfilter?

Ein Graufilter ist gleichmäßig grau gefärbt (in unterschiedlichen Stärken erhältlich, oder variabel einzusetzen), ein Grauverlaufsfilter ist auf der einen Hälfte heller und an der anderen dunkler. Einen Graufilter setzt Du in Situationen ein, in denen Du das vorhandene Licht nicht mit den normalen Bordmitteln (Blende, Verschlusszeit und ISO) reduzieren kannst. Der häufigste Einsatzbereich dürfte die Langzeitbelichtung bei Tageslicht sein, wenn Du beispielsweise für Aufnahmen mit "fließendem Wasser" extrem lange Verschlusszeiten brauchst oder zum Erzielen einer sehr geringen Schärfentiefe (z.B. bei Portraits) mit offener Blende arbeiten möchtest.

Der Grauverlauf- Filter eignet sich zum Kontrastausgleich bei Landschaftsfotos (auch am Meer), um den zu hellen Lichtanteil des Himmels im Verhältnis zum restlichen Bild zu reduzieren. Dadurch erhält der Himmel mehr Zeichnung (Wolken) und die Farbgebung wandert in Richtung "Blauer Himmel", anstatt weiß zuzulaufen. Dazu drehst Du den grau gefärbten Bereich horizontal nach oben und solltest darauf achten, dass der echte Horizont in etwa mittig durchs Bild verläuft. Somit schaffst Du in gewisser Weise einen Kontrastausgleich zwischen hellem Himmel und dunklem Untendrunter.
Beide Filter reduzieren das durchs Objektiv einfallende Licht. Ein Graufilter nimmt gleichmäßig (der Grauverlauffilter im gefärbten Bereich) Helligkeit aus Deinem Bild.



Die Arbeitsweise und Besonderheiten im Umgang mit ND-Filtern

Der Graufilter schickt sich an, die Nummer Eins in der Frage-Hitliste der Fotoschule zu werden, darum fasse ich hier einige Antworten zum Handling zusammen:

Graufilter werden, wie andere Filter auch, vor das Objektiv geschraubt. Dazu gibt es an der Objektivfassung im Bereich der Frontlinse ein genormtes Gewinde. Der Durchmesser wird in mm angeben, so steht z.B. auf einem Filter die Bezeichnung 58mm, 62mm oder 74mm. Wenn diese Angabe mit der Kennzeichnung an Deinem Objektiv übereinstimmt, kannst Du den Filter vorsichtig vor´s Objektiv schrauben. Der Filter wird NICHT zwischen dem Objektiv und dem Kameragehäuse geschraubt und Filter haben NICHTS mit dem Bajonett der Kamera zutun. Sie sind demnach an allen DSLR zu verwenden, es muss lediglich der Objektiv-Frontdurchmesser passen. Graufilter passen auch an Objektive von Systemkameras und vielen Bridge/Prosumer-Digitalkameras mit fest verbautem Objektiv.

Viele Fotofans grübeln über die Zusammenhänge des Faktors, um den sich die Belichtungszeit verlängert, wenn Du z.B. eine Blende mehr nimmst. Im Grunde liegt da eine einfache mathematische Formel hinter, die in Kurzform ungefähr so aussieht:

1 Blendenstufe hoch oder runter entspricht damit:
Blendenwert mal 1,41 bzw. geteilt durch 1,41 (1,41 ist die Quadratwurzel aus 2), somit ergibt sich:
Belichtungszeit mal 2 oder geteilt durch 2

Das sollte erstmal reichen zur theoretischen und rechnerischen Herangehensweise an den Graufilter. Öffnest Du die Blende um eine Blende (also um eine Stufe), musst Du die Verschlusszeit entsprechend um denselben Belichtungswert anpassen. Das erzielst Du durch eine Verkürzung der Verschlusszeit um eine Stufe, beispielsweise 1/125sec anstatt der 1/60sec.

In der Praxis musst Du Dich da gar nicht so direkt mit befassen, denn die Belichtungssteuerung Deiner Kamera berücksichtigt die veränderten Lichtverhältnisse automatisch. Es kommt schlichtweg weniger Licht am Sensor an, also verlängert die Kamera die Verschlusszeit, oder blendet entsprechend auf. Arbeitest Du mit der Halbautomatik, was ich Dir empfehlen würde, korrigiert die Kamera die Belichtung nach Deinen Vorgaben. Deine Vorgaben sind z.B. bei einem klassischen Lange-Belichtungszeiten-Motiv namens „Fließender Gebirgsbach oder Wellen am Strand“ eine möglichst lange Belichtungszeit. Die erreichst Du tagsüber am Strand in der Regel nicht, darum setzt Du einen Graufilter ein. Er reduziert vorab die Lichtmenge, die auf Deinem Sensor noch ankommt. In der Praxis hat sich ein 8x-fach ND-Filter bestens bewährt. Er bringt Dir drei zusätzliche Blenden, die Du in solchen Lichtsituationen dringend brauchst.
 
Filter drauf, Kamera auf´s Stativ (wegen der langen Verschlusszeit als Verwackelschutz), Fernauslöser dran (kein Verwackeln beim Druck auf den Auslöser), ISO runter auf kleinste Empfindlichkeit (ISO 100), Zeitautomatik an (damit wählst Du direkt die Blende vor und indirekt die Verschlusszeit) und auf die maximale Blende abblenden (höchste Blendenzahl, z.B. f32).

Deine Kamera zeigt Dir nun die dazu passende Verschlusszeit für eine korrekte Belichtung an. Eine noch längere Verschlusszeit (durchaus erforderlich, falls sie noch zu kurz für Deine Foto-Idee sein sollte) erreichst Du nun nur durch einen stärker getönten Graufilter, z.B. einen x16 oder x32. Ansonsten kannst Du nun noch variieren, falls die Verschlusszeit bei kleinster Blendenöffnung zu lang werden sollte, indem Du um eine oder zwei Blendenstufen aufblendest. Sofort errechnet die Kamera die entsprechend kürzeren Verschlusszeiten und stellt sie für Dich ein.

Ähnlich wie beim Polfilter, der je nach Einstellung auch zwei Blenden schlucken kann, wird das korrekte Scharfstellen etwas
schwieriger. Der Autofokus braucht je nach Kameramodell eine gewisse Mindestmenge an Licht, um einwandfrei und schnell arbeiten zu können. Das kann schon mal ein richtiges Rumgefummel werden, bis Dein zickender Autofokus so will, wie Du willst. Wenn Du etwas Übung hast, empfiehlt sich die manuelle Scharfstellung. Die erfordert allerdings etwas Routine, da Du durch den deutlich dunkleren Sucher mit denselben Problemen zu kämpfen hast, wie Dein Autofokus.

Darum:
ganz so einfach und aus dem Stehgreif werden Dir Fotos mit einem stärkeren Graufilter nicht gelingen. Es gehört etwas Übung dazu, ein Gespür für annähernd richtige Werte (Belichtung, wie Schärfe) und gegebenenfalls hilft auch das
Berechnungstool. In jedem Fall solltest Du mit verschiedenen Einstellungen mehrere Fotos belichten, besonders, wenn Du frisch mit dem Thema startest. Fotofan Harald schreibt der Fotoschule zum Umgang mit Graufiltern:
“Allerdings bin ich mit der Beschreibung beim Umgang mit Graufiltern nicht ganz einverstanden. Die Belichtungsmessung direkt durch den Filter gelingt nur bis zu einer gewissen Dichte des Filters. Ab ND2,4 wird es schon schwer und ab ND3,0 geht gar nichts mehr. Außerdem kann man mit so dichten Filtern nicht mehr richtig scharf stellen. Ich denke das sollte man erwähnen.”
Was ich hiermit gerne mache. Meine Kamera kommt mit einem ND3- Filter noch gut zurecht, stellt scharf und belichtet auch richtig. Aber ich gebe Harald auf jeden Fall Recht, in diesem Bereich wird es schon arg schwierig und knifflig.

 

Und noch ein Tipp, der ebenfalls bei anderen Filtern genauso gilt:
schraub den Graufilter direkt vor die Linse und nicht auf einen montierten UV-Filter. Zwei Filter übereinander sorgen für deutlich sichtbare Qualitätsverluste und dunklen Abschattungen in den Bildecken (besonders im Weitwinkelbereich).

Wenn Du den Einsatz des Graufilters einmal interaktiv ausprobieren möchtest, dann nutze die Möglichkeiten in der
Fotoschule interaktiv per Klick
HIER (kann ich Dir echt empfehlen, das macht Spaß!).

Zusätzlich hat Die Fotoschule noch eine weitere Rubrik für Dich parat, die sich mit dem praktischen Einsatzes des Graufilters beschäftigt:
>> Weiches Wasser <<

In Prerow an der Ostsee

Die Verschlusszeit ist neben der Blende das Hauptgestaltungskriterium an Deiner Kamera. Die Verschlusszeit (auch Belichtungszeit genannt) bestimmt, wie lange Dein Bild belichtet wird. Ist das nur ein kurzer Moment, friert alles, was sich in Deinem Motiv bewegt, förmlich sofort ein. Ist die Verschlusszeit länger, verwischt alles, was sich bewegt. Diese beiden Fotos von demselben Motiv zeigen das sehr schön. Oben sind die Wellen durch eine sehr kurze Verschlusszeit genau an der Stelle festgehalten, wo sie sich für einen Bruchteil der Sekunde gerade befanden. Das ist ein typisches Foto, wie Du es auch von Deiner Digicam im Automatikmodus kennst. Das Bild unten hat eine längere (langsamere) Verschlusszeit gehabt und die Wellen wurden auf dem Weg ihrer Bewegung festgehalten. Das führt zu einem Wischeffekt all der Dinge, die in Bewegung waren. Alles andere wird auch hier scharf abgebildet, denn es stand auch für einen etwas längeren Moment still (Pöller im Vorder- und Hintergrund, der Strand, die Wolken). So kannst Du durch einen ganz geringen Aufwand, nur durch die Steuerung der Verschlusszeit und im zweiten unteren Bild durch Verwendung eines Graufilters NDx8, eindrucksvolle Bildaussagen schaffen.

In Prerow an der Ostsee

Vergütung des Filters

Da staunt Tante Gerti nicht schlecht.
Soll doch der eine UV- Filter 5,-- € kosten und der andere daneben 90,-- € (!)
Wo liegt der Unterschied?

In wieweit diese häufig zu findenden Preisunterschiede wirklich gerechtfertigt sind, kann ich nicht begründen. Mein Gefühl sagt mir aber, da wird mit der Unwissenheit der Käufer gutes Geld verdient. Denn das schlichte Argument jedes drittklassigen Fotoverkäufers wird mit Sicherheit sofort fruchten:

“Wenn Sie so ein hervorragendes Objektiv mit herausragenden optischen Eigenschaften besitzen, dann machen Sie all das mit einem billigen unvergüteten Filter zunichte.....”

Und was kauft nicht nur Deine unwissende Tante Gerti?
Genau!
Den für 90,-- €.

Was macht aber so eine Vergütung eigentlich?

Um nicht zu sehr in die Chemie und Physik eintauchen zu müssen und um meinem Leitspruch treu zu bleiben: --einfach erklärt, Spezialwissen gibt’s woanders... -- hier die “Light”- Erklärung:
durch verschiedene Bearbeitungen des Glases, meist durch Aufsprühen bestimmter Mittel wird das Lichtbrechungsverhalten des Filterglases verändert. Reflexe werden dadurch vermindert, besonders bei schräg einfallendem Licht und die Schärfe wird etwas erhöht. Je nachdem, wieviel daran gewerkelt wurde, gibt es Einfachvergütungen, Mehrfachvergütungen und die ganzen Super, Extra, Spezial, HMC, Ultramehrfach und Spezialultrasuperextravergütungen.

Je komplizierter der Name, umso teurer....
Dummerweise ist aber an dem oben erwähnten Argument drittklassiger Fotoverkäufer durchaus was dran. Unvergütete Filter verhalten sich wie Fensterglas und beeinträchtigen tatsächlich die optische Abbildungsleistung Deines Objektivs. Aussagekräftige Vergleichsbilder, was ein schlechter Filter aus Deinem guten Objektiv machen kann, findest Du
HIER im Bereich der mir zugesendeten Emails zum Thema.

Ein guter Kompromiss zwischen Preis und Qualität ist ein mehrfachvergüteter Filter, der meistens im preislichen Mittelfeld liegt.

Wer sparen will, schaut bei Flohmärkten, Gebrauchtmärkten, Online-Auktionen und Ausverkäufen rein oder handelt beim Kauf eines Objektivs direkt den Filter mit aus. Ebenfalls ratsam kann es sein, beim Kauf eines neuen Objektivs auf den Filterdurchmesser der Frontlinse zu achten und nur Objektive mit gleichen Gewinden zu erwerben. Du kannst dann Deine Filter untereinander tauschen, was gerade bei teuren und speziellen Filtern Sinn macht (z.B. Polfilter).

Es gibt darüberhinaus preisgünstige Adapterringe, die Dir die Möglichkeit geben, z.B. einen Filter mit 55cm Durchmesser an einem 52er- Objektiv zu nutzen. Die kosten den Bruchteil eines Filters und Du hast keinen Nachteil.
Von den diversen Universal- Filterhaltern mit Filterscheiben zum Einsetzen und Rausnehmen halte ich persönlich nichts. Mir ist das ganze Gemurkse zu umständlich. Wenn ich die Kamera aus der Fototasche hole, will ich fotografieren und nicht erst rumbasteln....

Ach und noch ein Tipp für alle
Kanaren- und Fernost- Urlauber:
Nicht jeder Schnäppchenfilter in düsteren Kasbahs ist auch wirklich ein Filter. Man kann für Fensterglas möglicherweise viel Geld ausgeben und oft stimmen die Gewindenormen nicht 100% oder sind unsauber gefräst. Günstigstenfalls passen solche Filter nur nicht, schlimmer wird es, wenn sie das häufig empfindliche Gewinde des Objektivs beschädigen oder nicht mehr zu lösen sind....



Ich habe hier zwei Bildbeispiele zum Thema Filtervergütung abgebildet.
Das linke Foto entstand am
Castell de sa Punta de n'Amer auf Mallorca mit einem einfach vergüteten UV- Filter, das rechte Bild mit einem HMC-ghostless vergüteten UV- Filter. Deutlich ist der Sonnenreflex im Bild links sichtbar, bei genauem Hinschauen erkennt man auch, daß das ganze Bild im Schattenbereich deutlich kontrastärmer und flau wirkt.

Am Castell de sa Punta de n'Amer auf Mallorca Am Castell de sa Punta de n'Amer auf Mallorca

Solche Fotos mit krassem Gegenlicht (die Sonne könnte auch eine Lampe in Räumen sein) bringen die Schwächen einfacher Vergütungen zum Vorschein. Bei weniger extremen Lichtverhältnissen, fallen die Unterschiede nicht mehr auf.
Vergleichbar ist das mit Brillengläsern, auch da gibt es unterschiedliche Entspiegelungen. Einfache Gläser reflektieren das Umlicht im
Glas, hochwertige Gläser erscheinen dem Gegenüber fast unsichtbar und werden von dem Brillenträger als weniger störend besonders am Abend und in der Nacht z.B. beim Autofahren empfunden.

Darum solltest Du bei UV- Filtern eher auf eine hochwertigere, sprich mehrschichtige Glasvergütung achten, als beispielsweise bei Polarisationsfiltern. Polfilter werden meistens im 45 Grad- Winkel zur Sonne eingesetzt, um ihre Fähigkeiten (Minderung von Reflexlicht, Steigerung der Sättigung etc., siehe weiter oben) auszuspielen. Da kommt es eher selten zu direkten Glasspiegelungen. Bei Graufiltern zur Minderung der Lichtstärke und zum Realisieren längerer Verschlußzeiten wird es auch eher weniger Frontal- Punktlicht geben (hängt logischerweise von Deinen Foto- Ideen ab), auch hier würde ich eher zum günstigeren Filter greifen.

Generell kann ich allen Fotofans, die nicht unter chronischem Geldmangel leiden, die Empfehlung geben, eine hochwertigere Vergütung bei allen Filtern zu wählen. Es macht wenig Sinn, wochenlang Testberichte zu lesen, welche DSLR denn nun auf dem Papier die beste Kamera ist, diese teuer zu kaufen und entsprechend hochwertige Objektive daran zu montieren, um dann minderwertige Fenstergläser davorzuschrauben. Ein minderwertiger Filter stellt dann das schwächste Glied in der Kette dar und reisst das Qualitätsniveau des ganzen Systems in den Keller. Hier spart man schnell am falschen Ende. Gleiches gilt übrigens auch für angeblich baugleiche System- LiOn- Akkus vom Dritthersteller aus dem Internet, aber das ist hier nicht das Thema.... 

Und ob der hochwertigere Filter auch gleich das ganze Portemonnaie sprengen muß, um beim Beispiel des freundlichen Verkäufers zu bleiben, solltest Du dabei durchaus kritisch hinterfragen; nicht alle Hersteller und Händler verfahren nach dem Motto: gute Ware - extremer Preis! Es gibt glücklicherweise auch die positiven Ausnahmen.


Fotofan Andrea schickte mir via Facebook ein Sonnenuntergangsfoto während ihrer Kreuzfahrt:

Fotofan Andrea

Ich fragte sie, ob sie das Foto durch eine Glasscheibe (Bordluke) fotografierte? Nein, es war vor der Kamera nichts. Es war tatsächlich der Polfilter, der von so mangelhafter Qualität war, dass er die Hochhäuser gleich zweimal darstellte. Auch im Wasser weiter vorne kannst Du die Schattenbilder der Befestigungsbojen sehen. Ich muss ehrlich sagen, so krass habe ich noch keinen Polfilter versagen gesehen, wie bei diesem Bild. Mal davon abgesehen, dass sich das Motiv ohnehin nicht als “Polfilter-Motiv” anbietet, wäre das Foto ohne den Filter um Klassen besser geworden. Andreas verwendeter Polfilter sorgte hier für ordentlich Frust. 


Zu diesem Thema habe ich folgende interessante Fragen per Email bekommen, die ich HIER beantworte (mit Beispielfotos)
 

Mit Polfilter im Westen Mallorcas fotografiert und nachher am PC nachbearbeitet

Mit Polfilter im Westen Mallorcas fotografiert und nachher am PC nachbearbeitet


Zum Thema Filter hält die Fotoschule to go eine Fototipp-Card zum Mitnehmen bereit, konzentriert aufs Wesentliche, einfach ausdrucken und in die Fototasche stecken.

Klick auf das Fototipp-Card-Logo:
 

Die Fotoschule zum Dabeihaben! Fotoschule to go  ~~

Fertig formatiert ist die Fototipp-Card leicht verständlich und bei Deinen
Foto-Streifzügen als Fotoschule to go Dein Taschen-Ratgeber vor Ort.

Was ist eigentlich Die Fotoschule?
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