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Makrofotografie

 

Makrofotografie ist das Fotografieren mit großen Abbildungsmaßstäben von mindestens 1:2 bis 1:1 und größer. Das Bild eines Marienkäfers ist also mindestens halb so groß wie das Motiv selbst, genauso groß oder sogar größer. Die Makrofotografie eröffnet Dir eine ganz neue Fotowelt, denn Du wirst eine Fülle an Motiven im ganz Kleinen entdecken, die Du bisher unbeachtet und ungesehen am Wegesrand hast liegen lassen. Das ist drinnen genauso möglich, wie draußen.


Ausrüstung

Nicht zwingend, aber schon ideal ist eine Spiegelreflexkamera. Verschiedene Tipps sind aber ebenso auf eine Bridge-, Prosumer-, oder kompakten Digitalkamera übertragbar. Um in den Bereich der Makrofotografie einzusteigen, benötigst Du erstmal kein "echtes" Makroobjektiv. Es gibt diverse kostengünstige Alternativen, die Dir vergleichbare Möglichkeiten bieten.



Nahlinsen

Die kostengünstigste Alternative zur Anschaffung eines teuren Makroobjektivs sind sogenannte Nahlinsen.
Es gibt sie in unterschiedlichen Stärken, die mit Dioptrien bezeichnet werden. Eine Nahlinse schraubst Du vorne in das Filtergewinde Deines Objektivs und verpasst ihm somit eine Art Lesebrille für Kleines. Viele Filterhersteller bieten direkt ein Nahlinsen-Set mit Linsen unterschiedlicher Dioptrienstärke an, was ich Dir aufgrund der größeren Flexibilität empfehlen würde. Nahlinsen verkürzen somit die Brennweite des Objektivs, durch das "Näher-Rangehen" erzielst Du dann einen größeren Abbildungsmaßstab. Die Belichtungsmessung durchs Objektiv und der Autofocus arbeiten mit Nahlinsen wie gewohnt. Nahlinsen lassen sich auch auf "Nicht-SLR-Kameras" nutzen, es gibt Versionen, die kein Schraubgewinde haben, sondern zum Aufstecken sind. So erschließt sich auch den Kompakt-Digicam-Fotofans die Welt des Kleinen. Eine Nahlinse erreicht nicht die Bildqualität eines Makroobjektives und ist somit für Fotofans geeignet, die gelegentlich mal "näher ran wollen" oder sich erstmal in der Welt der kleinen Großen umschauen wollen.



Zwischenringe und Umkehrringe

Diese Alternative bleibt den Fotofans mit Spiegelreflexkameras vorbehalten, denn beide Ringe werden zwischen dem Objektiv und der Kamera montiert.
Ein Zwischenring sieht so ähnlich aus, wie ein Telekonverter, hat aber keine Linsen (ist also hohl) und verschlechtert somit auch nicht die Abbildungs-leistung des Objektivs (ganz anders als bei Nahlinsen). Zwischenringe kaufst Du normalerweise im Dreierpack in den Größen 10, 20 und 30 mm. Ideal sind automatische Zwischenringe, die alle Steuerfunktionen der Kamera auf´s Objektiv übertragen, manuelle sind deutlich billiger, stellen Dich aber auch vor weitere fotografische Herausforderungen (Manuelle Belichtung). Während der Zwischenring am Bajonett der Kamera montiert wird und auf der anderen Seite das Objektiv wieder mit dem Bajonett aufnimmt, erfolgt die Montage des Objektivs bei der Verwendung eines Umkehrringes andersrum. Der Umkehr- ring kommt ans Gehäuse der Kamera und das Objektiv wird mit dem Filtergewinde der Frontlinse "falsch herum" an den Umkehrring geschraubt und so ans Kameragehäuse gesetzt (ideal mit kurzen Brennweiten, also Weitwinkelobjektive).
Für Dich von Interesse ist sicher der unangenehme Umstand, dass weder die Belichtungsmessung, noch die Scharfstellung Deiner Kamera funktioniert. Du musst etwas Improvisationsbereitschaft mitbringen und die Schärfe durch Verändern Deines Kamerastandpunktes zum Motiv und einige Belichtungsreihen mit Näherungswerten versuchen. Das hört sich vielleicht etwas absurd an, macht aber richtig Spaß, wenn man sich erstmal in die Experimentierwelt hat fallen lassen.
 
Etwas mit Vorsicht zu genießen ist die Angabe "Makro" auf vielen Zoomobjektiven diverser Hersteller. Oft wird dieser Begriff großzügig und werbe-wirksam vermarktet, hat aber mit dem echten Makrobereich nicht viel gemeinsam. Meistens schaffen die Objektive gerade mal einen Abbildungsmaßstab von 1:4 und das mit recht bescheidener Bildqualität.

Ein "richtiges" Makroobjektiv schafft die 1:1, hat in etwa eine Festbrennweite von 50 bis 80 mm (es gibt auch lichtstarke Boliden bis 150mm) und ist nicht billig. Du brauchst bei Makroobjektiven übrigens nicht auf eine Super-Lichtstärke zu achten, denn in der Praxis wirst Du ein solches Objektiv ohnehin stark abblenden, um eine große Schärfentiefe zu erzielen. Bei der Brennweite solltest Du überlegen, wie nah Du an Dein Objekt heran willst. Eine größere Brennweite (100 - 180mm) erlaubt Dir einen größeren Abstand zum Marienkäferken, was den Vorteil hat, dass leicht flüchtende Tiere nicht so schnell durch Dich aufgeschreckt werden. Allerdings kosten solche Objektive deutlich mehr und sind bauartbedingt meistens recht wuchtig.

Autofokus-verwöhnte Fotofans werden im Bereich der Makrofotografie eine neue Erfahrung machen. Das Abschalten und selektive manuelle Scharfstellen nach Sucherbild führt zu deutlich besseren Ergebnissen und geht meistens schneller. Oft saust der Autofokus am Motiv vorbei und fokussiert durch den gesamten Schärfebereich durch, bis ein scharfes Bild gefunden ist. Die Abbildungsleistung (sprich Qualität der Makroobjektive) ist bei allen Herstellern recht hoch. 



Zur Praxis

Da Du meistens mit kleiner Blende fotografierst (f5,6 oder f8), um eine größere Schärfentiefe zu bekommen, wirst Du überwiegend mit längeren Verschlusszeiten arbeiten müssen. --> Stativ nutzen!

Da Du ganz groß im ganz Kleinen fotografierst, kommen ganz neue Probleme auf Dich zu. Für Aufnahmen in der freien Natur dürfte Dein größter Störfaktor der Wind werden. Selbst kleine Luftzüge lassen Blüten wackeln und Äste schwanken. Aufgrund des Abbildungsmaßstabes bewegt sich ein kleines Marienkäferken auf einem Grashalm recht rasant zwischen den Sucherbildecken hin und her, wenn ein leichter Luftzug geht. Zusätzlich stellt sich auch die Frage, wie lange wohl so ein Marienkäferken freiwillig vor Deiner Kamera sitzen bleiben wird. Da hilft nur etwas Glück, Ausdauer und Geduld. Mach ein paar Aufnahmen in der Hoffnung, dass sich Dein sausendes Marienkäferken genau durch Deinen Schärfebereich hindurch wedelt und nicht vorher wegfliegt. Logischerweise musst Du Dich mit solchen Problemen in Deinem improvisierten Makrostudio zu Hause nicht rumschlagen.

Wenn es die Zeit und Umgebung zulässt, baue Dein Ministudio mit Sorgfalt auf. Neben einer passenden Idee gehören auch ein harmonischer Hintergrund und eine gleichmäßige Beleuchtung.

 

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