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Sorry, aber es gibt so was, wie einen Ehrenkodex.
Auch wenn es "nur" eine Blüte ist in unserem Beispiel. In einem anderen erschiesst Du den Löwen während der Serengeti - Safari, damit Du ein besseres Portrait von ihm hinbekommst... Verantwortungsvoll fotografieren heisst in erster Linie, sich im Einklang mit seinem Umfeld und der Natur zu verhalten und zu bewegen. Das ist einerseits Dein Auftreten: als Hochzeitsfotograf erscheint man umgeben von Abendgarderobe nicht in Flickenjeans. Das ist Dein Verhalten in der Natur: Dreck und Müll während der Fotosession nimmt man mit, wenn man geht. Und das ist auch der Respekt vor der Natur im Allgemeinen: ich trampele nicht wie ein Rindvieh alles platt, nur um ein Foto zu bekommen. Und ich zerstöre die Natur nicht, indem ich Pflanzen für ein Motiv herausrupfe, was auch immer ich für diesen Zweck zerstöre oder beeinträchtige. Landschaftsschutzzonen sind keine Freibriefe für Fotografen, Gegenden, wo sich Tiere zurückziehen kein Eldorado für fotowütige Kamera - Bediener.
Lebe Dein Foto - Hobby so, wie es die Surfer auf ihren Wellenbrettern halten: Der Wind ist Dein Freund.
Lass die Natur mit allem was dazu gehört, genauso Dein Freund sein. Und Freunden reisst man keine Arme aus.
Vielleicht klingt Dir das alles recht spiessig und altbacken. Aber ich finde, ein gewisser Respekt beim Einsatz der Kamera sollte immer vorhanden sein.
Ansonsten könnte unser interaktiver Workshop durchaus weitergehen und Du überlegen, wie Du Tante Gertis Arm nicht auf´s Bild bekommst und was Du für Kameraeinstellungen nutzen solltest, um ihr Händezittern mitsamt zitternder Blume zu kompensieren. Auch könnte es eine Überlegung wert sein, ob Tante Gerti das Blümchen hoch hält und Du etwas Himmelsblau als Hintergrund einfängst, oder die Blume besser mit der Wiese im Hintergrund fotografierst. Aber diese beiden Beispiele gibt es ja bereits.
Bei uns geht es so weiter:
Tante Gerti schaut Dich entsetzt an. Sie schreit laut los: "Wie kannst Du den natürlichen Lebensraum der Marienkäfer einfach so zerstören!?" Erbost dreht sie sich um und geht. Nun hast Du leider keinen mehr, der Dein Blümchen festhalten kann. Also musst Du notgedrungen taktisch anders vorgehen:
Du suchst Dir die schönste Blüte aus und legst Dich lang ins Gras, um sie möglichst mit etwas Himmel im Hintergrund auf´s Bild zu bekommen
Du fokussierst im Stehen von oben auf die Blüte, weil sie von oben am schönsten aussieht und Du ohnehin gute Sachen anhast (das ist nix für´s Gras)
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