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Freitag
Hellesylt
Frühmorgens, es ist gerade hell genug zum Schauen, gibt es die erste richtige Fjordfahrt. Wir sind auf dem Weg nach Hellesylt. Es ist kalt, 12 Grad. Auf dem Balkon der AIDAsol empfindet man die 12 Grad im Fahrtwind eher als 5 Grad. Meine Netatmo zeigt mir für zu Hause 34 Grad an. Schon etwas gemein. Das mindert aber nicht die Eindrücke in dieser wunderbaren Landschaft. Es ist so herrlich ruhig hier, so viel unberührte Natur. Man sieht nur grün. Keine Häuser, Straßen, was auch immer. Es ist etwas ganz anderes. Man fährt zwischen den riesig hohen Bergen hindurch, kommt sich vor wie auf einem See in den Alpen mit einem Tretboot. Die Größe der AIDA relativiert sich hier arg.
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In Hellesylt halten wir nur gut zwei Stunden. Es gehen lediglich Gäste von Bord, die eine Rundreise nach Geiranger gebucht haben. Vom Schiff aus wirkt Hellesylt sehr beschaulich. Eine Kirche, ein Wasserfall mitten im Ort und ein paar bunte Häuser.
Die Fahrt geht weiter durch den berühmten Geiranger Fjord. Und die Fahrt ist beeindruckend. An den steilen Berghängen direkt neben der AIDAsol fallen kräftige Wasserfälle in den Fjord. Die Berge sind so hoch, dass ich mich auf dem Balkon schon recken muss, um die Spitze sehen zu können. An der Trollwand vorbei erkenne ich tatsächlich ein riesiges Trollgesicht. Wir bekommen aus dem Bord-TV eine Live-Erklärung, was wir hier gerade sehen. Es sollen damals Trolle die Wälder bevölkert haben und manche sind versteinert und kleben nun an den Berghängen. Klingt skurril, ist aber gepaart mit den Landschaftseindrücken ein schönes stimmiges Gesamtbild.
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Die Wasserfälle tragen Namen, wie zum Beispiel „Die sieben Schwestern“ und „Der Freier“. Von den sieben Schwestern sind nur fünf Schwestern gerade da, dafür donnert der Freier kraftvoll zu Boden. Wie sie auch heißen, es sieht echt toll aus, wie das Wasser von ganz oben im Berg hinunterstürzt neben die AIDA.
Das sind Eindrücke, die ich bisher nicht kannte und auf Fotos kaum festzuhalten.
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Wir erreichen das Ende des Fjords und kommen an im Örtchen Geiranger. Hier leben nur rund 250 Menschen, davon gehen 27 Kinder gemeinsam in eine Schule. Hinzu kommen Abertausende Touristen. Mit uns zusammen liegt Mein Schiff 3 im Hafen, das vor der grazilen AIDAsol aussieht, wie ein Hochhaus-Klotz.
In Geiranger liegen wir nicht am Kai, sondern auf Tender. Das heißt, wir ankern mitten im Fjord und werden mit den Rettungsbooten als Tenderschiffe mit je 90 Personen an Land gefahren. Das hat auch was und ich hoffe im Ernstfall nicht in so einem Boot auf hoher See fristen zu müssen. Auffallenderweise klappt das, angesichts der 2000 Passagiere hier, recht flott. Wir müssen nicht warten und sausen direkt rüber nach Geiranger.
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Im Vorfeld habe ich mich schon auf diversen Instagram-Profilen, Facebook-Einträgen und Urlaubsberichten in der AIDA Lounge schlau gemacht, wie man Geiranger entdeckt, ohne 150,-- € dafür zu bezahlen. Wir wandern direkt nach rechts los, durch eine Hafen-Holzbuden-Touristen-Klimbimsel-Siedlung in Richtung des Norsk Fjordsenter. Der Weg führt über einen Pfad und einer langen Treppe entlang des Wasserfalls hinauf. Man überquert den Wasserfall ein paarmal und bekommt grandiose Ausblicke. So nahe war ich noch nie an einem Wasserfall, ich spürte sogar die Gischt im Gesicht. Allein dafür lohnt sich schon der Besuch. Am Norwegian Fjord Center angekommen schauen wir hinauf auf den Berg. Eigentlich sollte jetzt die Wanderung hoch zum Floyenjuvet folgen. Aber das war verdammt hoch. Ich glaube, wäre ich alleine hier gewesen, hätte ich den Rückweg in Richtung Tenderboot angetreten.
Da hoch?!?
Niemals!
Nun gut, wir starten unser geplantes Vorhaben trotzdem (nächstes Mal muss ich auf jeden Fall ungenauer planen...). Ein enger Pfad, matschig, an manchen Stellen unbefestigt und steil schlängelt sich den Berg hinauf. An einigen Stellen musste ich genau überlegen, wie ich die Füße für den nächsten Schritt setze. Im Rucksack eine Flasche Wasser und die DSLR mit Objektiven, manchmal denke ich so, ich bin auch ein bisgen plemplem.
Oben jedoch war das alles vergessen, eigentlich schon auf dem Weg hinauf. Immer wieder hatte ich einen Blick hinab zum Fjord bis weit hinten zum Horizont der Berge. Die beiden Kreuzfahrtschiffe da unten wurden kleine Paddelboote. Das ist ein Ausblick, dafür hat es sich gelohnt. Wer weiß, ob man sowas noch ein zweites Mal sehen wird in seinem Leben. Das klingt vielleicht etwas dick aufgetragen, aber dieser Blick vom Floyenjuvet in den Fjord ist so eins der Dinge, die man ein Leben lang in sich tragen wird. Umso authentischer fühlt es sich an, dass man den Weg hierhin langsam und mit eigenen Kräften erklommen hat. Dieses langsame immer höher kommen und der immer schöner werdende Blick ist etwas ganz Besonderes.
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Wettertechnisch ist es hier im Geiranger Fjord noch etwas krasser, als in Bergen. Vom Regen am frühen Morgen im Fjord, als wir losgingen, war es durchgängig bewölkt, kurz vorher noch auf dem Schiff eher locker bewölkt. Oben auf dem Floyenjuvet wechselt es von dicht bewölkt mit einzelnen Tropfen in Minutenschnelle auf strahlend blauen Himmel ohne Wolken. Herrlich anzuschauen waren die großen Wolken, die schnell über und zum Teil durch den Fjord zogen. Für manches Foto musste ich nur 5 Minuten warten und hatte anstelle des Wolkenfotos mein Sonnenbild. Wobei, das ist schon fast schöner, als nur schnöden blauen Himmel zu haben. Meteorologen haben hier einen schweren Job, das Wettergeschehen kann man kaum voraussagen. Wie dem auch sei, ich komme in den Genuss, den Geiranger Fjord wolkenlos, aber auch stark bewölkt zu bewundern und muss lediglich 5 - 10 Minuten hier oben verweilen; das ist nicht wirklich ein Opfer.
Nach einer Weile treten wir den Rückweg an und folgen diesmal der Landstraße, die sich in zahlreichen 180 Grad Kehren und Haarnadelkurven hier hoch windet. Ein Bürgersteig oder etwas ähnliches ist übrigens nicht vorgesehen, vermutlich läuft hier niemand. Das ist nicht ganz so schön, denn gefühlt schlängeln sich hier 200 Reisebusse aneinander vorbei und somit auch an uns vorbei. Sonderlich ausweichen kann man hier nicht, dann macht man direkt den Abflug. Hin und zurück oder besser hoch und wieder runter sind es insgesamt wieder gute 9 Kilometer, mit Fotopausen knapp 3 Stunden. Diese "9 Kilometer" scheinen sich auf dieser Reise allmählich als Ausflugspensum einzuschleichen.
Der Rückweg per Tender verlief wieder flott, gut organisiert, wie bisher übrigens alles hier auf der AIDAsol. Mein Lieblingstransportmittel werden die kleinen Tender-Kisten aber sicher nicht.
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Um 20 Uhr dröhnen die Hörner der AIDAsol dreimal und wir sausen los. Es beginnt schnell zu dämmern und die Berge wirken gespenstig mit den kraftvollen Wasserfällen.
Langsam schleichen sich auch die typischen wiederkehrenden Rituale des Kreuzfahrtlebens ein: abends war wieder Entertainment angesagt, mit Dominiks Prime Time und den AIDA Stars. Auch heute kann man sich das wieder gut anschauen, die Show ist gespickt mit einer Prise Ironie und gutem Humor. Schön ist der Aufbau des Atriums über seine drei Etagen, so kann man einfach beim Vorbeigehen, egal auf welchem Deck man sich gerade befindet, mal stehen bleiben und zugucken und ebenso ungezwungen weiterziehen.
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